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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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zu haben. Nur drei Buben. Oder korrekter ausgedrückt, bisher von der Existenz einer Tochter nichts gewusst haben will .«
    Palinski musste an Silvana denken, die vorigen Herbst im Alter von 26 Jahren vor seiner Tür gestanden war, zumindest im übertragenen Sinne. Er kannte das Gefühl, plötzlich und unerwartet Vater geworden zu sein, nur zu gut. *
    »Lass ja das blöde Grinsen !« , Wilma hatte seinen Gesichtsausdruck wohl missverstanden. »Viele Frauen ziehen ihre Kinder eben lieber alleine auf, ehe sie sich und ihr Kind um jeden Preis einem seelischen Krüppel auf Gedeih und Verderb ausliefern .«
    »Da tust du Nachen aber unrecht«, widersprach Marianne. »Der Mann gilt bei uns als Paradefall eines guten Vaters völlig atypischer Prägung. Er bekennt sich zu seinen drei Kindern mit drei verschiedenen Frauen, kümmert sich um seine Familien sowohl finanziell als auch persönlich rührend und liebt die Jungs angeblich sehr. Erstaunlicherweise ist auch keine der drei Mütter irgendwie sauer auf ihn. In Kreisen von uns Kinderpsychologen ist der Mann bekannt wie ein bunter Hund. Aber im positivsten Sinne des Wortes. Wenn der erfährt, dass einem seiner Kinder Gefahr droht, dann wird er alles machen, um zu helfen. Notfalls auch ein Spiel schmeißen. Soll ich mitkommen, Anselm ?«
    Wiegele, sichtlich überrascht von Mariannes speziellem Know-how, schüttelte verneinend den Kopf. »Im Moment besser noch nicht. Wir müssen erst einmal klären, was wirklich los ist. Falls ich dich brauche, kann ich dich ja bei Wilma und Mario erreichen, oder ?«
    »Na klar«, bestätigte Wilma, »Marianne wohnt bei uns, wie immer, wenn sie in Wien ist. Hier«, sie holte ihren Schlüsselbund aus der Tasche, nestelte einen einzelnen Schlüssel herunter und reichte ihn Wiegele. »Und du bist auch jederzeit herzlich willkommen. Du weißt doch, welches Tinas Zimmer ist ?« Wiegele war sich zwar nicht ganz sicher, nickte aber. Dann stand er auf und verließ schweren Herzens die Runde. Aber so war das eben. Schnaps war Schnaps, und Job war Job. Und dann war da natürlich auch noch etwas anderes.

     
    * * *
    Die Atmosphäre in dem Kellerlokal in einer Seitengasse der Neulerchenfelder Straße war in der letzten Stunde zunehmend beklemmender geworden. Die positive Stimmung der ursprünglich freundlichen Studenten hatte sich nach den heftigen Zweifeln Harrys an ihrem Projekt ins Gegenteil verkehrt. Inzwischen war es draußen schon dunkel geworden, aber der von allen sehnsüchtig erwartete Dr. Matreier war noch immer nicht erschienen.
    Doch plötzlich, endlich war er dann doch da. Trotz offensichtlicher Verkleidung ein absolut durchschnittlich aussehender Mann, der auch genau so wirkte. Die geborene graue Maus, zumindest solange er nicht sprach.
    Es war wirklich schon an der Zeit gewesen, denn Harry hatte sich bereits vor mehr als einer Stunde eingestanden, dass die richtige Bezeichnung für seinen derzeitigen Status eigentlich ›Freiheitsberaubung‹ war. Man hatte ihn bisher zweimal am Gehen gehindert. Zwar nicht mit Gewalt, aber immerhin mit der versteckten Androhung, sich solcher notfalls zu bedienen.
    »Sie sind also dieser junge Mann, der sich unseren Zielen gegenüber so kritisch, ja uneinsichtig zeigt .« Dr. Matreier, mit langem schwarzen Haar, Schnauzer und einer dicken Hornbrille fast zur Unkenntlichkeit hinter optischen Details verschanzt, hatte sich vor Harry aufgebaut und deutete ›mit nacktem Finger auf angezogene Leute‹. Was man einfach nicht tat, wie Harrys Großmutter immer zu sagen pflegte.
    Das hieß, der Mann spießte ihn im übertragenen Sinne mit dem ausgestreckten Zeigefinger seiner rechten Hand geradewegs auf. Solche Kerle hatte Palinskis Sohn schon gefressen. Und dazu noch dieser preußische Kasernenton.
    »Und Sie sind also dieser wichtige Mensch, dessen Ankunft ich nicht versäumen durfte, ehe ich wieder gehe«, erwiderte er frech. »Kompliment, Sie haben Ihre Marionetten ja sehr gut im Griff. So, und ich bin jetzt dahin .« Er wandte sich an Doris. »Und jetzt her mit meinem Handy.«
    »Tut mir leid, mein Freund, aber daraus wird nichts«, stellte der komische Doktor fest. »Ich fürchte, Sie wissen schon zu viel und müssen uns daher bis auf Weiteres Gesellschaft leisten .«
    »Ich denke gar nicht daran«, begehrte Harry auf, »und vor allem, was weiß ich schon. Dass kleine Kinder in Ihrem Auftrag Gummistiefel in verschiedene öffentliche Gebäude einschleusen. Na und, wenn kratzt das schon ?«
    »Sie wissen ganz

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