Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
waren schlicht und einfach unbeschreiblich. Nur Wiegeles Käseteller stank einsam gegen den Himmel.
    Damit war auch klar, mit welchem Angebot ›Chez Alois‹ in dieser Gegend erfolgreich punkten und sich auf Dauer behaupten konnte.
    Nach der herzlichen Begrüßung herrschte, wie immer, rege Neugierde aller am Tisch Versammelten daran, was denn bei den anderen so alles vorgefallen war. Immerhin hatte man bis zu 48 Stunden nichts voneinander gehört. Das musste man sich bloß einmal vorstellen.
    Palinski, der sich immer noch nicht entschließen konnte, mit jemandem über die Vorkommnisse des frühen Morgens zu sprechen, geschweige denn mit einem Kollektiv, enttäuschte die Runde mit der für ihn ungewöhnlichen Bemerkung »Also bei mir war’s heute stinkfad.« Eine reine Schutzbehauptung, was natürlich keiner wusste, der eine oder der andere aber möglicherweise vermutete.
    »Wir haben übrigens wieder einen Mord unter etwas ungewöhnlichen Bedingungen«, kündigte Helmut Wallner an. »Ein Mann, Schweizer Architekt, der erschlagen worden ist. Dann hat man ihm wie einer Stripperin die Schamhaare abrasiert. Bis auf einen Oberlippenbart, einen ganz kleinen.« Auch er konnte das kurze Aufflackern eines Lächelns nicht verhindern. »Kannst du einmal in deiner Datenbank nachsehen, Mario ?«
    »Na klar«, gab dieser zurück, »aber ich fürchte, da wird nicht viel zu dem Thema zu finden sein .«
    »Habt ihr schon einmal davon gehört, dass eine Frau einem Mann einen Schraubenzieher oder etwas in der Art mit großer Kraft durch das Ohr ins Hirn treibt ?« , mischte sich jetzt Franca Wallner ein. »Also, das ist meiner Meinung nach fast noch ungewöhnlicher als das Abrasieren der Schamhaare. Vor allem erscheint es mir eine für eine Frau untypische Art zu sein, einen Mord zu begehen. Obwohl, es war wohl eher eine Art symbolische Bestrafung, denn gestorben ist der Mann durch Genickbruch .«
    »Sprichst du von dem Schiedsrichter, der im Schlafwagen gefunden worden ist ?« , wollte ihr Mann wissen.
    »Man könnte die Ansicht vertreten, dass beides symbolhafte Handlungen sind, denen das gleiche Motiv zugrunde liegt«, warf Marianne Bittner ein, die Psychologin. »In beiden Fällen könnten die Toten durch Zerstörung einer bestimmten Funktion bzw. ›Entkleidung eines bestimmten Körperteils‹ für ein früheres Fehlverhalten bestraft worden sein. Das ›Bärtchen‹ könnte eventuell als zusätzliche Verächtlichmachung gesehen werden .« Marianne war es gelungen, dabei keine Miene zu verziehen. »Über die vordergründigen Interpretationen der beiden doch recht unterschiedlichen Handlungen hinausgehend, würde ich in diesem Fall auf Verrat als gemeinsamen Nenner tippen .«
    »Du meinst, den beiden Fällen liegt eigentlich das gleiche Motiv zugrunde ?« , fasste Wallner nach, der den Exkurs sichtlich interessant fand. »Aber kann man nicht alle Verbrechen letztlich auf einige wenige Motive reduzieren? Rache, Eifersucht, Geldgier und so weiter?«
    »Das stimmt schon«, entgegnete Wiegeles kongeniale Freundin. »Im Gegensatz zu den meisten Fällen kommt aber hier zur eigentlichen Tat noch der ausdrückliche Hinweis auf das oder zumindest ein Hauptmotiv dazu. Der Symbolik der Tat kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Und der oder die Täter wollten unbedingt darauf hinweisen. In Stuttgart …«
    Was sich in Stuttgart in diesem Zusammenhang zugetragen hatte, blieb vorerst unausgesprochen, denn Wiegeles Handy begann plötzlich, laut und unbarmherzig zu quäken und damit jede Konversation zu überdecken. Ein schreckliches Geräusch, fand Palinski, er würde mit dem Freund bei Gelegenheit darüber sprechen müssen.
    Anselms Gesichtsausdruck hatte innerhalb kürzester Zeit von überrascht auf erschreckt und dann auf sehr ernst gewechselt. »Gut, ich komme sofort«, meinte er. »Danke für den Anruf, Rudi. Das war sehr umsichtig .«
    »Die Tochter von unserem Sonnyboy im Tor, Toby Nachen, ist angeblich entführt worden«, erklärte er ungefragt. »Man befürchtet jetzt, dass Druck auf den Spieler ausgeübt werden soll. Selbst wenn Lutz Lederer statt Nachen ins Tor gestellt wird, wird das Spiel beeinflusst, denn Toby ist natürlich schon eine Klasse für sich. Dazu kommt noch ein gewisser Druck auf die gesamte Mannschaft .«
    Palinski schüttelte verständnisvoll den Kopf, und Wallner meinte nur knapp: »Klar, dass du da wegmusst .«
    Doch Anselm war noch nicht fertig. »Das Beste ist aber, dass Nachen angibt, überhaupt keine Tochter

Weitere Kostenlose Bücher