Ballsaison: Palinskis siebter Fall
der sich einem Gespräch nicht entziehen konnte. Wahrscheinlich würde sein sonst so brillanter Assistent Florian Nowotny nicht viel zur Lösung dieses Problems beitragen können, aber es würde Palinski guttun, einmal darüber sprechen zu können.
Florian hatte sich, wie es seine Art war, die Geschichte in Ruhe und ohne zu unterbrechen angehört. »Wenn ich richtig verstehe, geht es darum, zu verhindern, dass Herr Brionigg gemeinsam mit Präsident Chatrel am Sonntag im Stadion erscheint .« Er hatte das Problem sofort erkannt und auf den Punkt gebracht. »Na, dann würde ich doch einmal versuchen, einiges über die beiden Herren in Erfahrung zu bringen, was nicht in der Yellow Press steht. Irgendwo im Innen- oder im Außenministerium muss es doch detaillierte Informationen über die politischen VIPs geben. Was sie besonders mögen, was sie absolut nicht wollen, welche gesundheitlichen Risiken bestehen und so weiter und so fort .« Er tippte eine Telefonnummer ein und wartete. »Immerhin kann so etwas bei … Ja, hallo, Ernst, hier ist der Florian .«
Ernst Wiesberger war ein ehemaliger Schulkollege Nowotnys und ein begnadeter Hacker. Florian wusste genau, wie er den offenbar spielsüchtigen Kumpel zu Höchstleistungen in die gewünschte Richtung motivieren konnte. Er wettete ganz einfach, dass er es nicht schaffen würde, ihm bis zum Abend ein möglichst komplettes Dossier über Dr. Ante Brionigg, Berta Richard Ida Otto Nordpol Ida zweimal Georg, den slowenischen Ministerpräsidenten, in deutscher oder englischer Sprache zu beschaffen. »500 Euro Einsatz …«, Florian blickte Palinski fragend an, und der nickte. »Ja, gut, 500 Euro sind in Ordnung .«
Komisch, eigentlich war gar nicht viel passiert. Doch die unkomplizierte Art, mit der Florian gewisse Dinge anging, hatte seinem Chef gutgetan. Es war beruhigend, diesen Burschen im Team zu haben. Palinski fühlte sich viel besser.
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Die Polizei hatte das gesamte Rathausareal peinlich genau mit Sprengstoffspürhunden abgesucht. Mehr noch, sie hatte das riesige Gebäude umgangssprachlich ›auf den Kopf gestellt‹. Mit permanent sinkender Konzentration zwar, aber immerhin. Und wie erwartet ohne jegliches Ergebnis.
Die an sich immer versperrte Türe, die den kaum benützten Übergang vom Keller des riesigen Amtsgebäudes zu dem im selben Komplex gelegenen Restaurant ›Rathauskeller‹ abschloss, war allerdings unverschlossen.
Da ein Beamter in dem schlecht beleuchteten Gang just in dem Moment gestolpert, sich den Fuß verstaucht und mit einem unterdrückten Aufschrei hingefallen war, als sein Kollege eben zum kontrollierenden Griff an die Türklinke ansetzen wollte, war dieser Griff unterblieben. Dem Polizisten war dieses Versäumnis zwar später in den Sinn gekommen. Er hatte dem aber keine größere Bedeutung beigemessen oder gar Konsequenzen daraus gezogen. Nein, er hatte sich stillschweigend ans Prinzip Hoffnung gehalten. Warum sollte gerade in dieser Ecke des riesigen Kastens etwas nicht in Ordnung sein?
Daher waren die leichten Kratzspuren auf dem Schloss unentdeckt geblieben, die als Indiz für ein gewaltsames Öffnen hätten gewertet werden können.
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Die kriminaltechnische Untersuchung des nachtblauen Pajero mit dem amtlichen Kennzeichen GF 21 733 Y hatte einige vielversprechende Spuren geliefert. Da war einmal das Fehlen jeglicher Fingerabdrücke am Lenkrad und am Griff des Schalthebels. Außer jenen von Herbert Rosselic natürlich, die aber zu erwarten gewesen waren. Da in den letzten Tagen nachgewiesenermaßen mehrere Leute den Wagen gelenkt hatten, hätten aber verschiedene Abdrücke gefunden werden müssen. Fazit: Jemand musste Lenkrad und Schalthebel zwischendurch abgewischt haben. Warum wohl?
Am Boden vor dem Beifahrersitz waren einige Haare sichergestellt worden, die inzwischen zweifelsfrei dem toten Urs Immenseh zugeordnet werden konnten. Der Schweizer war also in dem Wagen gewesen.
Dann waren da noch einige fettige Flecken in der Stofftapezierung entdeckt worden, die vom Labor als Rasierschaum identifiziert worden waren. Übrigens, die dazugehörige, noch halb volle Dose war gleichfalls vorhanden gewesen. Im Heck zwischen Scheibenwascherflüssigkeit und einer fast leeren PET-Flasche Mineralwassers. Auf der Dose konnten allerdings keine Abdrücke sichergestellt werden.
Die Krönung des Ganzen waren aber die beiden wunderschönen Fingerprints auf dem Hebel, mit dem die Position des Fahrersitzes verstellt worden
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