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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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aufzustehen, wenn man erst um 1 Uhr 52 ins Bett gekommen war. Andererseits, wer die Hitze nicht vertrug, hatte in der Küche nichts verloren.
    In der Zwischenzeit war es kurz vor 10.00 Uhr morgens, der Countdown-Zähler vor dem Rathaus zeigte 001 08 02 11 an und der Verdacht, dass sich jemand einen Scherz mit dem hohen Magistrat der Stadt erlaubt hatte, wurde immer größer. Denn an den von Michael, Doris und den anderen Studenten der Polizei bekannt gegebenen Stellen, zwei Abstellräumen im Keller und einem Drucksortenlager im Erdgeschoss des riesigen neugotischen Gebäudes, war keinerlei Sprengstoff gefunden worden. Allerdings hatten die Tatortspezialisten an zwei der drei besagten Plätze Spuren gefunden, die die Angaben der total eingeschüchterten Studenten zu bestätigen schienen.
    Etwas später wurden in der rathauseigenen Müllverdichtungsanlage im Keller Reste von gelbem und grünem Gummimaterial gefunden, wie es zur Herstellung von Stiefeln dieser Art verwendet wurde. Da an einigen dieser Futzeln sogar noch Spuren einer schmutzig-grau-weißen Masse festzustellen waren, wurde die weitere Suche nach Sprengstoff vorerst eingestellt. Die Verantwortlichen gingen bis auf Weiteres davon aus, dass sich jemand einen bösen Scherz mit der Stadt erlaubt hatte. Lattuga war richtig verstimmt, seine Magengeschwüre machten sich lebhaft bemerkbar. Verdammte Scheiße, was glaubten die Leute eigentlich, wer er war? Und die Experten, die ihn davor schützen sollten? Zum Lachen. Wie es aussah, war er nur von Vollkoffern umgeben, die die internationalen Witzbolde geradezu einluden, ihre Scherze just in seiner Stadt loszuwerden. So ein verdammter Mist!
    Da die gleichzeitig erfolgte Durchsuchung des Stephansdoms ebenso erfolglos verlaufen war, beschlossen die Experten, die erhöhte Alarmbereitschaft wieder aufzuheben und die weitere Durchsuchung der beiden weltberühmten Bauwerke auf die routinemäßigen Kontrollen mit den Spürhunden zu reduzieren.
    Wenigstens etwas, dachte der Bürgermeister, nachdem man ihm diese Nachricht überbracht hatte. Er gähnte und blickte auf die Uhr. Falls es ihm gelang, sein Gespräch mit dem Vorsitzenden auf eine halbe Stunde zu beschränken, den Termin mit der Delegation der Znaimer Verkehrsbetriebe seinem Vize aufs Auge zu drücken und den Fototermin mit dem neugeborenen Schimpansenbaby in Schönbrunn auf morgen zu verschieben, dann konnte er sich vor dem Presseball vielleicht noch eine Stunde aufs Ohr hauen.
    Oder sollte er dem Parteichef absagen und dafür den Fototermin wahrnehmen? Das war keine schlechte Idee, würde in der Öffentlichkeit sicher besser ankommen.

     
    * * *

     
    Eine halbe Stunde, nachdem Dr. Ante Brionigg samt Frau und einer aus mehr als 20 Personen bestehenden Delegation eingetroffen und mit allen Ehren empfangen worden war, landete auch Hans Jürgen Kehl in Wien. Der Mehrheitseigentümer der zweitgrößten Supermarktkette in der EU, mit mehr als 200 Standorten alleine in Österreich, darunter auch der riesige Markt in dem neuen Einkaufszentrum beim Wiener Stadion, war gleichzeitig der größte Sponsor des DFB-Teams. Seine Anliegen lagen neben dem Spitzensport aber auch in der Förderung der Jugendarbeit.
    Konsul Dr. h. c. Kehl, seine Gattin Wilhelmine – übrigens eine geborene Beitzmann – sowie beider Sohn Johann Friedrich Kehl (37) wurden von einer von DFB-Vize Karl Erich Rebenhage angeführten Delegation empfangen. Zu der zählte auch Anselm Wiegele in seiner Eigenschaft als stellvertretender Sicherheitschef. Als solcher verfügte er natürlich über Hintergrundinformationen, wusste beispielsweise, dass der junge Kehl nach einem schweren Verkehrsunfall irgendwo in Mittelamerika vor fast zehn Jahren humpelte und daher am Stock gehen musste. Und auch, dass er seither als Assistent zur besonderen Verwendung seines Vater tätig war. Ein Titel, mit dem die schöne, angeblich aber nicht allzu üppige Apanage des Juniors steuerabzugsfähig gemacht worden war. Nicht unbedingt eine tolle Karriere, die Johann Friedrich Kehl im Schatten seines übermächtigen Vaters hatte machen dürfen.
    Auch Wiegele hatte nur eine kurze Nacht gehabt. Immerhin war er bis kurz nach 2.00 Uhr morgens in der Polizeidirektion I gesessen und hatte mit Harry Bachler mehrere Dutzend Fotos sowie einige Überwachungsbänder durchgesehen.
    Da Konsul Emden bisher immer maskiert und in Verkleidung agiert hatte, war es Palinskis Sohn schwergefallen, Dr. Matreier zweifelsfrei als Emden oder wie immer er

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