Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
KUP-Supermarkt. KUP stand für Kehls unschlagbare Preise, der Konsul hatte den Namen vor 54 Jahren klasse gefunden und seine Meinung bisher noch nicht geändert. Daneben gab es auch noch insgesamt sieben gastronomische Betriebe, ein Kino, einen Fitnessklub und im Keller eine Bowlingbahn. Dazu noch 82 Shops, Einzelhändler, Outlets, Läden, Boutiquen oder Filialen anderer Handelsketten, wie immer die Mieter ihre sauteuren Quadratmeter Verkaufsfläche auch nannten. Kehl war’s egal, Hauptsache, sie zahlten pünktlich und regten sich über die jährlichen Erhöhungen der Miete nicht allzu sehr auf.
    Das Zentrum war, ebenso wie die Verlängerung der U-Bahn, im Zuge der baulichen Aufrüstung der Stadt für die EURO 08 errichtet und im Herbst vorigen Jahres eröffnet worden. Und das Investment hatte sich bereits jetzt, nach nur etwa acht Monaten, mehr als ausgezahlt. Die Zahlen für den Mai, die Kehl gerade vom Management vorgelegt bekommen hatte, waren sensationell.
    Lediglich eine ›Kleinigkeit‹ hinderte den Großkapitalisten, sich rundum zu freuen. Seit einer Woche wurde sein Laden hier erpresst. Man forderte nicht mehr und nicht weniger als fünf Millionen Euro, zahlbar bis Sonntagmittag. Sonst würde während des ersten Spieles in Wien etwas Schlimmes geschehen. Aber ein Kehl ließ sich nicht erpressen. Er hatte dem schon einmal widerstanden und gewonnen. Nichts war passiert.
    Also, so gut wie nichts, denn der Tod des alten Wachmannes war zwar eine traurige Angelegenheit gewesen. Vor allem dieses sentimentale Gejammere in den Medien, widerlich. Als wirklichen Verlust hatte Kehl das nie empfunden.
    ›Wer einer Erpressung nachgibt, setzt damit den ersten Schritt zur nächsten‹, war Kehls Credo zu diesem Thema. Und er würde auch diesmal hart bleiben. Jeden Euro, der notwenig war für die Sicherheit, ja, den würde er zahlen. Aber keinen einzigen Cent an diese Verbrecher.
    Was Kehls Optimismus hinsichtlich seiner Unverwundbarkeit zumindest optisch unterstützte, waren die beiden Geschütze, Raketenwerfer, oder wie immer solcherart Gerät technisch korrekt zu bezeichnen war, die das Bundesheer gestern links und rechts vom Einkaufszentrum in Stellung gebracht hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite der riesigen Arena waren zwei weitere dieser schrecklichen Dinger postiert worden. Diese äußerst martialisch wirkende und so gar nicht zu einem friedlichen Fußballfest passende Maßnahme erfolgte aber nicht zum Schutz des Einkaufszentrums. Ganz und gar nicht.
    Sondern aus der Verpflichtung des Staates heraus, die Sicherheit der Großveranstaltung auch gegen Angriffe aus der Luft zu gewährleisten, wie der Verteidigungsminister wieder und wieder betont und damit den Ankauf der unverschämt teuren Euroflyer gerechtfertigt hatte.
    In Verbindung mit dem temporären Flugverbot über diesem Teil Wiens sollte diese machtvolle Demonstration der Bereitschaft, das friedliche Fußballfest notfalls auch mit Waffengewalt durchzusetzen, potenzielle Attentäter aus der Luft abschrecken.
    »Mach mal’n Foto von der Artillerie da«, wies der Big Boss seinen Assistenten zur besonderen Verwendung an. »Macht sich ganz gut, der Laden zwischen zwei Flakgeschützen. Ist vielleicht etwas für die nächste Ausgabe der Mitarbeiterzeitung .« Er lachte hohl. »Oder ’ne neue Werbekampagne. ›Sicherer können Sie Ihr Geld gar nicht loswerden‹. Gut, was? Hehehe«, lachend klopfte er dem Junior auf die Schulter.
    »Ja, Vater«, meinte der gehorsam, holte eine Digitalkamera aus der Sakkotasche, humpelte in eine günstigere Position und machte einige Aufnahmen. »Klasse Motiv, Vater. So richtig was für die Cannesrolle.«

     
    * * *

     
    FWCE? Was, um Himmels willen, konnte FWCE auf einem Stirnband bedeuten, wie es von Sportlern getragen wurde, grübelte Franca Wallner. Eben hatte sie das Telefonat mit ihrem Kollegen Vonderhöh von der Kantonspolizei Zürich beendet, in dem sich die beiden gegenseitig über den letzten Stand der Ermittlungen im Falle Arthur Mellnig informiert hatten.
    Das Stirnband war zerknüllt und auch ein wenig verschmutzt in einem Seitenfach der Reisetasche des Ermordeten gefunden worden. Wie es schien, war es nicht speziell für die Reise nach Zürich eingepackt worden, sondern nach einer früheren Verwendung einfach vergessen worden.
    Neben dem Stirnband war auch die Quittung einer Wiener Café-Konditorei ›Mehlsack‹ im 19. Bezirk gefunden worden. Der Beleg über insgesamt 12,60 Euro ließ den Schluss zu, dass die

Weitere Kostenlose Bücher