Ballsaison: Palinskis siebter Fall
war. Natürlich neben jenen Rosselics.
Aber auch das Labor hatte einige interessante Neuigkeiten: Im Blut des Schweizer Architekten waren Spuren von GHG entdeckt worden. Wie es schien, war Immenseh im Auto durch K.-o.-Tropfen betäubt, dann ins Freie gezerrt und schließlich erschlagen worden.
Auf der völlig durchgebluteten Decke, auf der der schwer verletzte Immenseh gelegen war, befand sich neben dem Blut des Opfers noch das einer zweiten Person. Blutgruppe A Rhesus negativ, eher selten, aber nicht wirklich. Durchaus möglich, dass sich der Mörder oder die Mörderin beim Abrasieren der Schamhaare des Schweizers in den Finger geschnitten hatte.
Jetzt fehlte nur mehr die Person, von der die Prints und das Blut stammten. Die würde sich schon noch finden, war Oberinspektor Helmut Wallner sicher. Er erhoffte sich eine Menge von dem Bericht des Polizeipsychologen zum Thema Schamhaarrasur. Dieses seltsame Ritual musste einfach eine entscheidende Bedeutung für diesen Fall haben.
Aber bis jetzt war da lediglich die muntere Witwe, die Einzige mit einem möglichen Motiv, unter anderem einer mit 100.000 Euro allerdings nur relativ bescheiden dotierten Lebensversicherung.
Und genau diese Frau hatte ein bombensicheres Alibi. Sonst gab es weit und breit keine Verdächtigen.
* * *
Oberleutnant Beat Vonderhöh war dagegen im Fall Arthur Mellnig an einem toten Punkt angelangt. Ein Zürcher Taxilenker hatte sich zwar erinnern können, eine Frau, die der auf der Phantomzeichnung abgebildeten ähnlich sah, so gegen 7.30 Uhr vom Hauptbahnhof zum Grand Hotel ›Baur au Lac‹ gebracht zu haben.
Dort wieder hatte eine Dame, auf die die Beschreibung passte, ein Frühstück eingenommen und sich danach beim Portier nach einer Bahnverbindung nach Genf erkundigt.
Der Concierge erinnerte sich genau, da die Gute reichlich ›Caleché‹ aufgetragen hatte, das Lieblingsparfum seiner Freundin. »Ich habe dann ein Taxi für Madame bestellt, mit dem sie zum Bahnhof gebracht werden wollte .« Der Fahrer des Taxis hatte die Frau allerdings an einer Ecke der Bahnhofsstraße aussteigen lassen. Hier verlor sich jede Spur.
Auch der Hinweis auf die Plastiktasche der italienischen Boutique, von der der Zugkondukteur gesprochen und bei der es sich wahrscheinlich um eine mit der Aufschrift ›Giovanni de Gabrilo‹ gehandelt haben musste, hatte nichts gebracht. In den fünf Zürcher Läden der italienischen Textilkette konnte niemand etwas mit dem auf der Phantomzeichnung abgebildeten Gesicht anfangen. Die Ergebnisse der Befragung der Mitarbeiter der übrigen 29 Schweizer Filialen standen noch aus. Und falls das nichts brachte, gab es noch weitere 421 Geschäfte dieses Namens. Alleine in Europa.
Da waren auch noch ein, zwei Fragen offen, die sich aus der Durchsicht von Mellnigs Gepäck ergeben hatten. Ob sie für die Klärung des Falles relevant sein würden? Wer konnte das schon wissen.
Vonderhöh war aber ein unverbesserlicher Optimist. Seine Erfahrung hatte ihn gelehrt: »Immer, wenn du glaubst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her, oder ?«
Nein, Spaß beiseite, der Oberleutnant wusste, dass auf den Zufall in der Regel Verlass war. Das war so sicher wie das Schicksal. Alles, was es brauchte, war, sich die Zeit zu nehmen, abzuwarten, wenn sonst nichts mehr ging.
Er beschloss, seine Wiener Kollegin Franca Wallner anzurufen und sie persönlich über den äußerst bescheidenen Stand der Ermittlungen zu informieren. Das war doch wesentlich inspirierender als dieser unpersönliche Nachrichtenaustausch über Fax und Internet. Vielleicht hatte ja sie etwas in Erfahrung, aber noch nicht zu Papier gebracht, das ihm in der Sache weiterhalf.
* * *
Ernsti Wiesberger war noch besser, als Florian behauptet hatte. Nach nur etwas mehr als zwei Stunden hatte er ein aus acht Seiten bestehendes Dossier über den slowenischen Ministerpräsidenten geliefert, das alle Stückeln spielte. Soweit Palinski das beurteilen konnte. Dazu Links zu etwa 30 deutschsprachigen Presseberichten der letzten Wochen, die möglicherweise ebenfalls sachdienliche Hinweise liefern konnten.
Er hatte 500 Euro schon schlechter investiert, fand Mario. Dann begann er, das Dossier zu studieren, Florian nahm sich in der Zwischenzeit die Presseberichte vor.
Während sich Palinski durch die frühen Studienjahre Brioniggs kämpfte, erreichte ihn der Anruf Wilmas, die ihm aufgeregt die frohe Kunde von Tinas sonntäglicher Ankunft mitteilte. Das war eine
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