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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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das Geheimfach, doch der Inhalt war unberührt. Der Schreibtisch war ebenso durchwühlt worden.
    Eine dunkle Stelle an der Wand markierte die Fläche, wo vorher ein kleines Ölgemälde hing.
    »Hier war eindeutig ein Dieb unterwegs«, sagte Mirwald. »Wir werden anhand unserer früheren Aufnahmen der Innenräume rekonstruieren, um welches Bild es sich handelt.«
    Sie gingen in den Keller. Dort schien alles unberührt zu sein, Holzkisten, von Staub überzogen, in denen Verpackungsmaterial lagerte, Regale mit leeren Einweckgläsern. Ein alter Schrank, von dem die Farbe abblätterte und der Werkzeuge enthielt.
    Im ersten Stock war die Vitrine mit den Glaskunstwerken geöffnet worden, einige Objekte lagen auf dem Boden, bei manchen war durch den Aufprall Glas abgesplittert. Baltasar hob ein Stück auf und betrachtete es. Es war ein abstraktes Rechteck, am Boden war eine unbekannte Signatur eingeritzt.
    »Einige Stücke aus der Vitrine fehlen«, sagte er, vermied aber zu erklären, wie er das wissen konnte. »Ich glaube, im Nebenraum lagern noch mehr Kunstwerke.«
    Im nächsten Zimmer war auf den ersten Blick erkennbar, dass der Unbekannte weitere Gemälde entwendet hatte. Die Luftpolsterfolien waren aufgerissen, ein Bild lehnte im schiefen Rahmen an der Wand. Dix hob die Folien einzeln hoch und rekonstruierte die Größe der ursprünglich darin verpackten Bilder.
    »Der Täter hat sich auf Kleinformate konzentriert«, sagte er. »Diese Beute lässt sich unauffällig aus dem Haus schmuggeln, selbst wenn er anderen Personen begegnen sollte, schöpft niemand Verdacht.«
    »Vor allem, nachdem die Besucher des Flohmarkts allen möglichen Krempel nach Hause trugen«, ergänzte Mirwald. »Da würden zufällige Beobachter die geklauten Sachen für Tombolapreise halten.«
    Der überdimensionierte Kronleuchter hing nach wie vor unter der Decke.
    »Abscheuliches Ding«, sagte er. »Es passt überhaupt nicht zu der Einrichtung.«
    Das Schlafzimmer war in demselben Zustand, wie Baltasar es beim letzten Besuch angetroffen hatte. Der Kleiderschrank schien unberührt, alles war an seinem Platz.
    »Wir müssen herausfinden, ob es Zeugen gibt«, sagte Dix. »Es war ziemlich kaltblütig von dem Einbrecher, in der Nähe eines belebten Platzes in ein Haus einzudringen. Wie leicht hätte ihn jemand beobachten können.«
    »Im Bereich der Eingangstür ist es dunkel«, sagte Baltasar, »so groß war das Risiko nicht, im Gegenteil, der Zeitpunkt war geschickt gewählt. Wo kann man sich besser verstecken als in einer Menschenmenge?«
    »Schauen wir, ob sich Zeugen gemeldet haben, der Rest der Arbeit hier bleibt für die Kollegen von der Spurensicherung.« Dix wandte sich zum Gehen.
    Draußen zeigte ihm ein Polizist die Sprühdose, die am Zaun gefunden worden war. »Wir haben Farben desselben Herstellers bei den Werkzeugen gefunden«, sagte der Beamte.
    »Ins Labor damit«, wies Mirwald an. »Obwohl ich bezweifle, dass wir verwertbare Spuren finden. Jetzt nehmen wir uns die Zeugen vor.«
    *
    Am nächsten Tag stand Baltasar früher auf als sonst. Er hatte die halbe Nacht wach gelegen, der Einbruch hatte ihm keine Ruhe gelassen. Wer war der Einbrecher? Der Mörder? Er machte sich einen Kaffee und war froh, allein in der Küche zu sitzen. Er lauschte, konnte aber nicht hören, ob Teresa in ihrem Zimmer war oder bei ihrem Cousin. Im Moment mochte er auch nicht darüber nachdenken, was er der Haushälterin sagen sollte, wenn er sie traf. Er wollte sich auch nicht damit beschäftigen, ob die Benefizveranstaltung ein Erfolg gewesen war oder nicht, ob der Dachstuhl nun endlich renoviert werden konnte oder nicht.
    Er bestrich sich ein Brot mit Schwarzbeermarmelade, ein Mitbringsel der Krakauer Gäste, es schmeckte wider Erwarten gut. Im Geiste ging er die Gäste des Flohmarkts durch, überlegte, wem er die Tat zutrauen würde, und kam zu keinem Ergebnis. Es half nichts, er brauchte eine andere Umgebung, um nachzudenken. Die Kirche.
    Die Stille des Kirchenraumes war Labsal für die Seele, das gedämpfte Licht tat den Augen gut, das Innere des Gotteshauses hatte eine eigene Atmosphäre, sofort bei Betreten spürbar, sie umhüllte den Besucher und ließ ihn Abstand gewinnen von den Nöten und Sorgen außerhalb der Mauern. Baltasar setzte sich in die vordere Bank, faltete die Hände, ließ alles auf sich wirken, meditierte, betete.
    Was immer die Lösung in diesem Fall war, sie lag in der Vergangenheit, und etwas hatte diese Vergangenheit wieder lebendig

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