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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Polizei braucht einen schnellen Erfolg, und mit uns als möglichen Tätern könnte sie was vorweisen. Nein, nein, wir sind doch nicht bekloppt, wir halten uns da raus. Egal, ob Mord oder nicht!«
    22
    A gnes Wohlrab, die Frau des Bürgermeisters, hatte den Tisch mit Blümchendecke und Stoffservietten eingedeckt, das Porzellan hatte ein blaues Zwiebelmuster und sah aus, als würde es nur zu besonderen Anlässen benutzt.
    Heute jedenfalls schien so ein Anlass zu sein: der Bibelkreis. Es war Tradition, dass man einander reihum einlud, wobei es ausschließlich Frauen waren. Die Männer aus dem Bayerischen Wald verdrehten in der Regel die Augen, wenn sie das Wort »Bibelkreis« nur hörten, und manch einer war insgeheim froh, wenn die Gattin ausging und er sich in Ruhe ein Fußballspiel ansehen konnte.
    Deshalb war Baltasar das einzige männliche Wesen in der Runde geblieben. Er liebte diese Versammlungen, die jedes Mal frisch gebackene Leckereien versprachen. Schließlich wollte sich keine Gastgeberin die Blöße geben, Fertiggebäck anzubieten.
    Die Bürgermeistersgattin, bewaffnet mit einem Tortenheber, verteilte Kirschkäsekuchen und Prinzregentenstücke – ein Rezept ihrer Großmutter aus Grafenau, wie sie nebenbei betonte, was Baltasar an die Kreationen seiner Haushälterin Teresa denken ließ. Leider kam der Kaffee aus einem dieser modischen Vollautomaten, die sich in der Küche wie ein Kraftwerk gerierten, sehr viel Geld kosteten und zwar kein schlechtes, aber auch kein wirklich gutes Gebräu ausspuckten. Kaffeebohnen kamen für Baltasar immer noch am besten mit der klassischen Filtermethode zur Geltung.
    »Wohin hast du denn deinen Mann geschickt, Agnes?« Emma Hollerbach, heute im hochtoupierten Retrolook, spießte ihren Kuchen mit der Gabel auf.
    »Der ist mit seinen Investoren essen. Du weißt doch, das geplante Altersheim. Das wird eine gute Sache, nicht wahr, Herr Pfarrer?«
    Baltasar setzte seine Tasse bewusst langsam ab. So schindete er etwas Zeit, um zu überlegen, was er antworten sollte. Seniorenresidenzen waren grundsätzlich sinnvoll, jedenfalls dort, wo es Bedarf gab. Er bezweifelte jedoch, dass diese überdimensionierte Luxusversion, die dem Bürgermeister vorschwebte, zu ihrem Ort passen würde.
    »Es ist noch zu früh, um darüber ein endgültiges Urteil zu fällen«, antwortete er dann, »und soweit ich weiß, sind weder die Finanzierung gesichert noch die Verträge unterschrieben.«
    »Das wird schon, das wird schon.« Agnes Wohlrabs Stimme klang begeistert. »Mein Mann ist immer so engagiert, immer sorgt er sich um Wohlstand und Arbeitsplätze bei uns.«
    Amen, ergänzte Baltasar stumm.
    »Besitzt dein Gatte nicht auch Grundstücke in dem geplanten Baugebiet?« Emma Hollerbach fuhr die Linien des Musters auf ihrem Teller nach.
    »Daran siehst du, wie uneigennützig er ist – er gibt sogar seinen Besitz für einen guten Zweck ab.«
    »Er spendet das Areal? Wie nobel!« Elisabeth Trumpisch, die Frau des Sparkassendirektors, spielte mit ihrer Perlenkette. Noch mehr Perlen, groß wie Murmeln, zierten auch ihre Ohrringe.
    »Aber wo denkst du hin, meine Liebe? Für Geschenke besteht kein Anlass, es wird schon ein angemessener Preis werden.«
    »Apropos Spenden, wir wollten doch noch besprechen, wie wir Herrn Senner helfen können, den Kirchturm wieder instand zu setzen«, sagte Emma Hollerbach.
    Alle anderen nickten. Baltasar berichtete von den geringen Erträgen bei der letzten Kollekte in der Kirche. Es wurde diskutiert, ob man einen zweiten Spendenaufruf starten und das Projekt mit Handzetteln und Plakaten bewerben sollte.
    »Das bringt doch nichts«, winkte Agnes Wohlrab ab. »Die Leute sind das Spenden einfach leid, ständig die Aufrufe, den Geldbeutel zu öffnen, auch im Fernsehen. So reich sind die Bayerwälder auch wieder nicht.«
    »Aber ohne Geld geht’s eben kaum«, entgegnete Emma Hollerbach.
    »Genau. Deshalb müssen wir einen Weg finden, damit sie ihre Euros gerne hergeben für einen guten Zweck und dabei noch das Gefühl haben, ein Schnäppchen zu machen«, sagte Elisabeth Trumpisch. »Wenn’s was billiger gibt, denken die meisten, sie würden sparen. Ihr wisst schon, was ich meine. Beim letzten Schlussverkauf hab ich ein Paar Schuhe zum halben Preis ergattert, sie waren ein echtes Schnäppchen. Ich bin erst zu Hause darauf gekommen, dass ich sie eigentlich gar nicht gebraucht hätte, weil ich fast das gleiche Paar im Schrank stehen habe.«
    Agnes Wohlrab lachte. »Man kann nie

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