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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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habe, den Spielplatz in der Nähe vom Tatort?«
    »Genau. Wir hatten schon einiges getankt, als der Mann, der Herr Graf, meine ich, direkt an uns vorbeispazierte. Einer der Jungs fühlte sich provoziert, was weiß ich, warum, und sprach ihn an.«
    »Sie wollen sagen, Ihr Freund wurde ohne Grund aggressiv.«
    »Er fühlte sich angemacht, weil ihn der Mann so komisch ansah. Es kam zu einer Diskussion, und das Ganze schaukelte sich immer weiter hoch.«
    »Und dann?«
    »Der Herr Graf wurde auch lauter und schubste meinen Freund weg. Daraufhin gab es ein kleines Gerangel. Und der Herr Graf … nun, der fing sich eine.«
    »Eine Prügelei? So viele gegen einen? Wirklich mutig!« Die Bitterkeit in Baltasars Stimme war nicht zu überhören.
    »Es … es war ja keine richtige Prügelei. Einer der Jungs hat ein- oder zweimal zugeschlagen und diesen Graf ins Gesicht getroffen, glaube ich. Der ist dann weggelaufen. Für uns war die Sache damit erledigt.«
    Baltasar dachte an die Frau, die regelmäßig mit ihrem Kind zu dem Spielplatz ging und die ihm ebenfalls über einen Streit zwischen den Jungs und einem Unbekannten berichtet hatte. Also musste Anton Graf kurz vor seinem Tod tatsächlich auf die Clique getroffen sein. Aber was war danach passiert?
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Weiß ich nicht genau. Vielleicht so um halb zwölf, zwölf.«
    »Und wer war derjenige, der zugeschlagen hat?«
    »Das … das will ich nicht sagen. Das müssen Sie verstehen, Hochwürden, bei allem Respekt, aber ich kann meine Freunde nicht verraten.«
    »War es Jonas Lippert?«
    Marlies’ Mund klappte auf. »Woher kennen Sie den Namen von … von Jonas?«
    »Nun, einem jungen Mann mit Schlagring begegnet man nicht alle Tage. Da interessiert man sich schon, was für ein Mensch er ist und wie er heißt. Also habe ich mich ein wenig umgehört.«
    »Jonas … das war saublöd, wie er sich Ihnen gegenüber verhalten hat. Wissen Sie, er hatte schon einiges intus und war hackedicht. Normalerweise ist er nicht so. Glauben Sie mir, er ist ganz in Ordnung. Nur wenn er zu viel getankt hat …«
    »Schöner Trost. Nur den Betroffenen hilft das leider nicht viel. Sie haben sich ja dann dankenswerterweise eingemischt.«
    »Das war doch selbstverständlich. Jonas ging eindeutig zu weit. Und dieser Herr Graf hat mir leidgetan, nachdem ich das über ihn gelesen hatte. Dass er ermordet wurde. Und deshalb bin ich zu der Beerdigung gefahren.«
    »Sind Sie allein dorthin gefahren?«
    Marlies sah ihn überrascht an. »Wie meinen Sie das, allein gefahren? Natürlich bin ich allein hingefahren.«
    »Weil ich glaube, dass ich auf dem Friedhof auch Herrn Manrique und Ihren Schulleiter, Herrn Feuerlein, gesehen habe. Es hätte ja sein können, dass sie Sie mitgenommen haben.«
    »Ehrlich? Ich habe sie nicht gesehen. Aber ich bin nach der Kirche sofort gegangen. Klar kenne ich die beiden aus der Schule, aber mir würde nicht im Traum einfallen, bei ihnen mitzufahren.«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum der Schulleiter und der Schulkünstler zur Beerdigung gekommen sind? Oder woher die beiden Herren Anton Graf kennen könnten?«
    »Was weiß ich! Ist mir auch völlig egal, was die tun oder lassen.«
    »Eine andere Frage: Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen, wenn Sie schon von dem Verbrechen wussten?«
    Baltasar hielt an. Am Ende der Straße war eine Tankstelle in Sicht.
    »Die Kripo hatte doch nach Zeugen gesucht. Und Sie und Ihre Freunde waren nur wenige Schritte vom Tatort entfernt und haben obendrein das Opfer getroffen, bevor es zu dem Verbrechen kam.«
    »Sie mit Ihrer Erwachsenenlogik! Also erst mal ist die Stelle im Stadtpark mit dem Brunnen ziemlich weit entfernt von dem Spielplatz. Von dort aus würde man nichts mitkriegen. Und der Vorfall mit Jonas war lange, bevor …«
    »Der Kripo würde jeder Hinweis helfen, um den Täter zu finden. Und Sie könnten den Fehler immer noch gutmachen.«
    »Herr Pfarrer, Herr Pfarrer, seien Sie nicht naiv. Ich werde ganz sicher nicht zu den Bullen rennen, bei meinem Leben! Und Sie haben versprochen, mich nicht zu verraten.« Ihre Stimme war lauter geworden. »Wir haben mit der Sache nichts zu tun. Das war nur ein blöder Zufall. Was glauben Sie, welchen Ärger es gäbe, wenn die Polizei meine Freunde in die Mangel nimmt? Die hatten in der Vergangenheit bereits Stress mit den Bullen. Wer würde uns glauben? Ich sag Ihnen, wer: niemand. Vielmehr wären wir plötzlich die Hauptverdächtigen, Sie wissen doch, wie das ist, die

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