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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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genug Schuhe haben. Oder Blusen. Oder Taschen … Aber ich verstehe, was du meinst: Die Taler fließen leichter, wenn man den richtigen guten Zweck findet – nämlich was fürs eigene Ego und fürs Wohlbefinden zu tun.«
    »Deshalb lasst uns einen großen Flohmarkt veranstalten, und der Erlös kommt dem Kirchturm zugute.«
    »Das ist gut, aber wir müssen ihn anders nennen, ›Flohmarkt‹ klingt zu ärmlich, wir brauchen eine schillerndere Bezeichnung dafür«, sagte die Frau des Metzgers. »Was haltet ihr zum Beispiel von Schnäppchengalerie oder Schnäppchenatelier oder Schnäppchenmesse?«
    Agnes Wohlrab klatschte in die Hände. »Das ist wunderbar! Und ein Rahmenprogramm soll es geben, und die Presse wird natürlich eingeladen!«
    »Wie klingt Himmelskiosk oder Kleines Engelsparadies?«, warf Emma Hollerbach ein.
    Die nächste halbe Stunde verging mit Diskussionen über attraktive Bezeichnungen, die Art der Waren und die Dekoration rund um die Veranstaltung.
    »Auf jeden Fall brauchen wir Speisen und Getränke«, sagte die Metzgerin. »Das kommt immer gut an.«
    »Und Musik«, ergänzte Agnes Wohlrab. »Ein Kinderchor wäre ideal. Bei den süßen Stimmen spenden sie alle sofort«, sagte Elisabeth Trumpisch.
    »Was haltet ihr davon, ein Glücksspiel zu machen«, fragte Emma Hollerbach, »ein Glücksrad oder eine Verlosung, bei der man was gewinnen kann.«
    »Eine Tombola! Das ist es!« Agnes Wohlrab verschluckte sich vor Begeisterung an ihrem Kuchen. »Da brauchen wir nur einen Sponsor, der den Hauptpreis stiftet.«
    »Schade, dass Ihr Nachbar als Sponsor ausfällt«, sagte die Frau des Bürgermeisters. »Herr Graf galt als sehr großzügig.«
    »Er hat kurz vor seinem Tod noch für die Renovierung gespendet«, sagte Baltasar. Er erinnerte sich daran, dass er den Scheck noch gar nicht eingelöst hatte. Das würde er bei der nächsten Gelegenheit nachholen.
    »Woher willst du denn wissen, Agnes, ob Herr Graf – Gott sei seiner Seele gnädig – in allen Dingen so großzügig war?«, fragte Emma Hollerbach. »Bei uns hat er immer nur Kleinigkeiten eingekauft und sich das Wechselgeld bis auf den letzten Cent rausgeben lassen.«
    »Er lebte bescheiden«, sagte Baltasar, »aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er geizig war.«
    »Dazu kannte ich ihn zu wenig«, antwortete Agnes Wohlrab. »Er wohnte ja erst seit ein paar Jahren bei uns. Er soll früher Unternehmer gewesen sein.«
    »Das hat man ihm jedenfalls nicht angesehen«, sagte Elisabeth Trumpisch. »Und ich glaube nicht, dass er ein guter Kunde unserer Sparkasse war, mein Mann hätte sicher was erwähnt, wenn Herr Graf ein Vermögen auf seinem Konto gehabt hätte.«
    »Männern sieht man vieles nicht an«, sagte Agnes Wohlrab. »Manche haben eben verborgene Qualitäten.«
    »Ach, wirklich?« Emma Hollerbach verzog das Gesicht. »Ich hab immer nur welche kennengelernt, bei denen ich bis heute nach verborgenen Qualitäten suche.«
    »Ihr erwartet zu viel von ihnen.« Elisabeth Trumpisch grinste. »Ein Mann, der keinen Dreck macht und seine Unterwäsche aufräumt, ist ein guter Mann. Wenn er nach dem Abendessen beim Abräumen hilft, ist er sogar ein sehr guter. Mehr ist einfach nicht drin. Zumindest nicht auf unserem Planeten.«
    »Und was ist mit den gewissen Nächten? Da braucht man doch jemanden, der einem …« Agnes Wohlrab spitzte den Mund.
    »Das wird überbewertet. Außerdem, muss man deswegen heiraten? Ist das den ganzen Spaß wert?«, fragte Emma Hollerbach. »Es gibt doch andere Wege … Bitte Herr Pfarrer, hören Sie mal weg … da muss man eben kreativ sein, wisst ihr?«
    Baltasar spielte brav seine Rolle. Er dachte an seine früheren Beziehungen in der Zeit, als er noch kein Geistlicher war. Besonders an … Aber das war Geschichte. Er hatte sich entschieden, auch wenn es nicht leicht gewesen war. Denn in seinem tiefsten Inneren hatte er das Zölibat nie akzeptieren können …
    »Fand denn jemand diesen Herrn Graf anziehend?« Agnes Wohlrab sah in die Runde. »Friede seiner Seele, aber war er für Frauen attraktiv?«
    »Du meinst, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm …?« Emma Hollerbach schüttelte den Kopf.
    »Ich meine, ob er eine feste Beziehung hatte«, sagte die Bürgermeistersgattin. »Mir jedenfalls ist nicht aufgefallen, dass er jemals in weiblicher Begleitung war.«
    »Das stimmt, zu uns kam er immer allein«, sagte Emma Hollerbach.
    »Das stimmt nicht. Ich hab ihn einmal mit einer Frau in einem Café sitzen gesehen«, sagte

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