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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Mal.
    »Gott zum Gruße. Haben Sie eine Leselupe für mich?«, fragte Baltasar, als er an der Reihe war. Die junge Frau, offenbar eine Auszubildende, sah ihn verständnislos an.
    »Wissen Sie, ich habe meine Brille vergessen und kann nicht lesen, was für ein Formular ich ausfüllen muss, um diesen Scheck einzureichen.«
    Die Angestellte holte einen Vordruck und legte ihn vor Baltasar.
    »Könnten Sie das für mich ausfüllen? Bitte.« Er lächelte sie an. »Ich weiß, dass Sie hier viel zu tun haben.«
    Die Frau lächelte zurück. »Einen Moment.« Sie übertrug die Daten auf den Vordruck.
    »Leider steht auf dem Scheck nur die Kontonummer. Könnten Sie für mich vielleicht auch noch den Kontoinhaber eintragen?«
    Die Mitarbeiterin las in ihrem Monitor und schrieb einen Namen auf das Formular.
    Baltasar nahm das Papier und den Scheck wieder an sich. »Oh je, jetzt habe ich doch glatt vergessen, wie meine eigene Kontonummer lautet. Ich bin so ein Schussel.« Er hoffte, seine Theateraufführung war glaubwürdig. »Entschuldigen Sie. Jetzt muss ich nach Hause fahren und dann noch mal wiederkommen. Danke jedenfalls herzlich für Ihre Hilfe!«
    26
    D ie Angelegenheit war mysteriös. Warum war Anton Graf nicht der Inhaber des Kontos der Regensburger Bank, warum griff er auf fremdes Geld zu? Und warum umging er sein Konto bei der heimischen Sparkasse? Baltasar wusste, dass sein Nachbar dort Kunde gewesen war. Und warum um alles in der Welt räumte diese Frau Anton eine Vollmacht ein?
    Sie hieß Barbara Spirkl, den Namen hatte die junge Bankangestellte auf das Formular geschrieben. Vermutlich stand ihre Adresse im Telefonbuch, ansonsten musste ihm sein Freund Philipp noch mal einen Gefallen tun …
    Baltasar wusste nicht, was er nun mit dem Scheck anstellen sollte. Einlösen? Er hatte sich bei Herrn Schulz nicht nach den rechtlichen Konsequenzen in Folge des Ablebens seines Nachbarn erkundigt. Aber wenn es nicht Antons Geld war, wurde alles noch komplizierter. Zudem schien Herr Schulz über Grafs Tod nicht informiert zu sein.
    *
    Noch etwas anderes brannte Baltasar auf der Seele. Er wollte die letzten Stunden seines Freundes vor dessen Ermordung rekonstruieren.
    Jonas Lipperts Aussagen hatten eine ganz neue Version ergeben. Falls er den Jugendlichen, der unter Drogen und Alkohol stand, ernst nehmen konnte, war Valentin Moser der Angreifer gewesen. Und es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Mit etwas Glück würde er Valentin Moser nach der Schule erwischen. Er ging in die zwölfte Klasse des Gymnasiums in Zwiesel. Wie es der Zufall wollte, lag die Schule in der Doktor-Schott-Straße, nicht weit entfernt vom Tatort.
    Baltasar erkundigte sich im Gymnasium nach den Unterrichtszeiten der Zwölftklässler, danach hatte er eine Dreiviertelstunde, bis die Schüler frei hatten. Er ging zum Stadtplatz und wieder zurück und kam genau gleichzeitig mit einem Pulk von Jugendlichen, die aus dem Schulgebäude strömten.
    Baltasar erkannte Valentin sofort wieder. Er war in Schwarz gekleidet, hatte einen markanten Bürstenschnitt und Stecker in den Ohren. Er wirkte eher klein, fast schmächtig und sah jünger aus als 18.
    »Herr Moser? Haben Sie einen Moment Zeit für mich?« Baltasar verstellte ihm den Weg.
    »Wer sind Sie?«
    Tat der Junge nur so, oder wusste er tatsächlich nicht mehr, wen er vor sich hatte?
    »Ich bin Pfarrer Baltasar Senner. Ich habe mit Jonas Lippert gesprochen.«
    »Was? Jonas? Das hätte der mir doch gesagt!«
    »Tatsächlich? Vielleicht hatte er ja einen Grund, es Ihnen nicht zu sagen.«
    »Jonas macht jetzt sicher keinen auf Ministrant.« Valentin lachte, Grübchen bildeten sich in seiner Wange. »Welche Ehre, einen echten Pfarrer zu treffen.« Er betonte die Worte übertrieben.
    »Jonas hat mir erzählt, was an dem Vormittag vorgefallen ist, an dem mein Freund und Nachbar Anton Graf umgebracht wurde. Sie haben davon sicher in der Zeitung gelesen.«
    »Ach der, den sie hier in der Nähe im Park abgestochen haben.«
    »Genau der. Und zu dem hatten Sie kurz vor seinem Tod Kontakt, sagt Jonas.«
    »Was der so redet! Und an was der sich überhaupt noch erinnern kann, so zugedröhnt wie er immer ist. Was soll er Ihnen erzählt haben?«
    »Haben Sie Lust auf einen kleinen Spaziergang? Dann können wir uns besser unterhalten.«
    »Was ist, wenn ich keinen Bock habe?«
    »Niemand zwingt Sie dazu. Doch mir liegt sehr viel daran, mehr über die letzten Stunden meines Freundes zu erfahren. Sie könnten mir dabei

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