Baltasar Senner 03 - Busspredigt
helfen.«
»Ihr Freund war das?« Valentin sah ihn abschätzig an. »Na gut, gehen wir ein Stück, wenn’s Ihnen Spaß macht. In Ihrem Alter braucht man frische Luft.«
Sie gingen von der Doktor-Schott-Straße aus in die Holzweberstraße und bogen dann ab. Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis sie zur Glasfachschule gelangten. Vor dem Haupteingang blieben sie stehen.
»Ihre Freundin geht hier zur Schule?« Baltasar formulierte es als Feststellung.
»Warum fragen Sie, wenn Sie es schon wissen? Marlies hat mir längst erzählt, dass sie Sie getroffen hat. Wir haben keine Geheimnisse voreinander.«
»Warum auch? Sie waren ja früher mit ihr befreundet, nicht wahr?«
»Sind wir immer noch.«
»Ich meine, sie war Ihre feste Freundin?«
»Sie meinen, ob ich noch Sex mit ihr habe?« Valentin musste grinsen. »Es geht Sie zwar nichts an, aber das ist nicht mehr der Fall. Wir sind einfach nur Freunde.« Er deutete auf den Eingang. »Ich hab sie früher oft hier abgeholt.«
Täuschte sich Baltasar, oder klang leise Wehmut aus seinen Worten? »Ich war da auch schon drin. Beeindruckende Werkstatt.«
»Vor allem cool zum Feiern. Wir sind früher öfter mal abends da rein. Da bist du ungestört.«
»Wenn euch der Hausmeister nicht erwischt. Oder der Schulleiter.«
»Du musst halt aufpassen.« Valentin grinste wieder. »Der Feuerlein checkt’s eh nicht.«
Sie gingen den Weg zurück und dann weiter bis zum Spielplatz im Stadtpark.
»Hier ist einer eurer Lieblingstreffpunkte, oder?«, fragte Baltasar.
»Klar, ist doch cool, Mann, was zum Sitzen, im Grünen, Geschäfte in der Nähe, Schule nicht weit weg.«
»An dieser Stelle ist Ihr Freund mich angegangen.«
Sie setzten sich auf eine Bank.
»Der Jonas scheint ein Waffenfan zu sein. Hat er immer einen Schlagring dabei?«
»Was weiß ich. Er meint es nicht ernst, ist halt ein Gag von ihm. Er ist schwer in Ordnung.«
»Erinnern Sie sich nicht an die Auseinandersetzung zwischen Jonas und mir? Sie waren doch auch beteiligt.«
»He, Mann, was soll das? Erwarten Sie von mir jetzt eine Beichte oder so was, damit Sie mir die Absolution erteilen können? Sammeln Sie Beweise für die Bullen? Dann können wir das Gespräch gleich beenden.« Sein Ton wurde aggressiv.
»Keine Sorge, ich spreche rein privat mit Ihnen. Also, was ist, erinnern Sie sich?«
»Wir feiern oft, hier oder anderswo. Kann passieren, dass es dabei hoch hergeht und wir ein paar Schluck mehr zu uns nehmen. Ich kann mich nicht erinnern, was da gewesen sein soll. An Sie kann ich mich auch nicht erinnern.«
Baltasar hatte das Gefühl, dass er log. »Aber bei dem Vorfall mit Anton Graf haben Sie keine Gedächtnislücken?«
Er beschrieb Valentin das Aussehen seines Nachbarn.
»Ja, der Typ machte einen auf Oberlehrer. Fing an zu motzen, wir sollten keinen Lärm auf dem Spielplatz machen, und ob wir es nötig hätten, in der Öffentlichkeit zu trinken. Na klar, Mann, haben wir geantwortet, das macht Spaß, besonders im Freien. Und was es ihn überhaupt angeht, ob das Altersheim jetzt Ausgang hat und so. Wir haben uns kaum eingekriegt. Voll der Spießer.«
»Komm, lass uns weitergehen«, schlug Baltasar vor.
Sie standen auf und folgten dem Spazierweg durch den Park.
»Was geschah dann?«
»Der Typ hat sich immer weiter aufgeregt. Voll reingesteigert. Dann hat er meine Jacke gepackt und mich beschimpft und gemeint, er müsste eigentlich die Polizei holen.«
»Hat er irgendwann etwas von einem Termin gesagt?«
»Kann schon sein, keine Ahnung. Jedenfalls wurde er immer lauter, der wollte uns voll die Party vermiesen, dieser Schwachkopf. Hat mich weggeschubst. Das hab ich mir natürlich nicht gefallen lassen! Wie kommt der Typ dazu, mich zu schubsen? Bin ich sein Toy Boy oder was? Da hab ich zurückgeschubst.«
»Und zugeschlagen.«
»Hey, der Typ war voll aggressiv. Ich habe mich nur gewehrt.«
»Sie haben Anton ins Gesicht geschlagen.«
»War nur eine harmlose Watschn. Hab ihn ja nicht mal richtig getroffen. Ich lass mir doch nicht alles gefallen. Jedenfalls hat der Typ dann endlich Ruhe gegeben und sich verzogen.«
Sie waren an dem Hirtenbrunnen angekommen. Valentin Moser setzte sich wieder auf eine Bank, seltsamerweise genau die, auf der Anton Graf erstochen wurde.
»Warum setzen Sie sich ausgerechnet auf diesen Platz?«
»Was Sie alles wissen wollen! Gleich fragen Sie mich noch über meine Toilettengewohnheiten aus. Ich sitz halt gerne hier, das ist alles.«
»Genau auf dieser Bank
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