Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
Vom Netzwerk:
wurde mein Nachbar ermordet. Wenn Sie etwas beiseiterutschen, sehen Sie noch die eingetrockneten Blutflecken.«
    Valentin Moser blieb unbewegt. »Ist das wahr, Mann? Cool! Ein echter Tatort, das hat Thrill. Aber was kann ich dafür, dass man den Typen hier abgemurkst hat?«
    Er verschränkte seine Arme vor der Brust.
    »Es passierte nur etwa eine halbe Stunde, nachdem Sie ihn angegriffen haben.«
    »Und wenn’s fünf Minuten danach gewesen wäre. Na und?«
    »Sie sind doch nicht dumm, immerhin gehen Sie aufs Gymnasium.« Baltasar stellte sich direkt vor den Jungen. »Und halten Sie bitte auch mich nicht für dumm. Selbstverständlich ist dies wichtig, denn allein der gesunde Menschenverstand lässt vermuten, dass der Mörder wahrscheinlich bereits in der Gegend war, vielleicht sogar schon im Park, und dass er Anton Graf und auch Ihre Clique beobachtet haben muss.«
    Valentin starrte vor sich hin.
    »Hm. Kann sein. Kann aber auch nicht sein. Wenn’s eine Zeitmaschine gäbe, würde ich zurückreisen bis zu dem Moment, als dieser Graf zu uns kam, und auf alles achten.«
    »Haben Sie nichts bemerkt? Ist Ihnen nicht vielleicht doch irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Jetzt reden Sie genauso wie die Bullen. Ich sag doch, wir hatten Spaß. Und das ist auch schon alles.«
    »Tut Ihnen leid, was passiert ist?«
    »Wie meinen Sie das, Herr Pfarrer? Der Typ hat mich angemacht, und ich habe mich gewehrt. Was passiert ist, ist passiert. Oder meinen Sie, ob mir leid tut, dass er tot ist? Natürlich ist das schlimm. Aber wie viele Menschen sterben genau in diesem Moment bei einem Autounfall? Ich sag Ihnen was, auch wenn das für Ihre Ohren hart klingt: Es ist mir egal!«
    »Aber Sie kennen diesen Platz am Brunnen?« Baltasar ging einen Schritt zur Seite. »Und die ganze Gegend hier?«
    »Was für eine Frage! Ich gehe hier zur Schule. Jeder Schüler kennt den Stadtpark, ist doch klar. Auch die von der Glasfachschule. Und die Anwohner und Angestellten in der Nähe sowieso.«
    »Was haben Sie und Ihre Freunde gemacht, nachdem Herr Graf weggegangen war?«
    »Nichts mehr. Die Party war kurz danach zu Ende. Die Stimmung war irgendwie nicht mehr wie vorher. Jeder ist seiner Wege gegangen.«
    »Und Sie?«
    »Ich bin zurück in die Schule. Hatte mir nur einige Stunden freigenommen. Das ist das Schöne, wenn man volljährig ist.«
    »Sie sind nicht wieder hierhergekommen?«
    »Hören Sie mir nicht zu? Ich bin in die Schule zurückgegangen!«
    »Und Herrn Graf haben Sie nicht mehr gesehen?«
    »Jetzt reicht’s mir aber!«
    Valentin Moser war aufgesprungen.
    »Die Antwort ist nein. Und unsere Session ist hiermit beendet!«
    27
    B altasar telefonierte mit Quirin Eder und bat ihn, ins Pfarrheim zu kommen. Und Eder kam am Nachmittag, diesmal mit einem Auto.
    Seine Gäste hatte Baltasar zusammen mit Teresa zu einem Ausflug in den Nationalpark Bayerischer Wald geschickt. Er hatte etwas von Bären und Wildnis und Abenteuern erzählt, was die Kinder sofort begeisterte. Seit der Ankunft der Gäste war das ganze Haus ein Abenteuerspielplatz geworden. Jedes Zimmer wurde einbezogen, und Baltasar war froh, dass sie wenigstens sein Schlafzimmer ausgelassen hatten – bis auf ein Rennauto unter seinem Bett.
    Der Grund, Eder herzubitten, war ein Brief, den Baltasar am Morgen erhalten hatte. Es handelte sich um das Schreiben eines Notars aus Grafenau, der zu einem Termin in der »Erbsache Anton Graf« einlud. Er zeigte Eder den Brief.
    »Haben Sie auch eine solche Nachricht erhalten?«
    »Natürlich. Es wird um die Testamentseröffnung meines Vaters gehen. Ich wusste nicht, ob er überhaupt einen letzten Willen verfasst hatte. Zumindest habe ich nichts in seinen Unterlagen … Wie auch immer, anscheinend hatte er das Testament bei jemanden deponiert.«
    »Haben Sie schon mit dem Notar gesprochen? Es ist noch reichlich Zeit bis zu dem Termin.«
    Quirin nahm das Glas Orangensaft entgegen, das Baltasar ihm hinhielt.
    »Er sagte am Telefon nur, dass er das Testament allen Beteiligten vorlesen werde und um Anwesenheit bitte. Mehr war aus ihm nicht herauszukriegen. Ich überlege die ganze Zeit, ob ich noch mal in das Haus meines Vaters gehen soll, um eine Bestandsaufnahme der Wertsachen für den Notar zu machen.«
    »Keine Chance«, sagte Baltasar. »Die Kripo hat den Eingang versiegelt. Wie ist denn der Stand der Ermittlungen?«
    »Die beiden Herren haben mich nochmals befragt und sind auch zu meiner Mutter gefahren, um sie zu verhören. Zumindest

Weitere Kostenlose Bücher