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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Zauberwort, das einem Kommissar die Tür zur Freiheit öffnete. Wer wollte einen Beamten schon aufhalten, der in offizieller Mission eine Dienstfahrt machte? Als Kommissar war man niemandem Rechenschaft schuldig, selbst die Vorgesetzten hielten sich zurück, solange man Resultate vorweisen konnte. Aber wie jemand seine Ermittlungen organisierte, wen er besuchte und was er recherchierte, das blieb ihm selbst überlassen. Deshalb hatte er beschlossen, eine kleine Reise aufs Land zu unternehmen: weil ihm gerade danach war.
    Sie läuteten an der Tür.
    Der Gesichtsausdruck des Pfarrers verriet Dix sofort, dass sie nicht willkommen waren.
    »Guten Tag, Herr Senner, schön, Sie wiederzusehen.« Die Ironie in Mirwalds Stimme war unüberhörbar. »Dürfen wir eintreten?«
    »In Gottes Namen.«
    Sie folgten Baltasar in die Küche.
    Der Assistent wäre beinahe auf einem Skateboard ausgerutscht, das im Gang stand, nur der spontane Griff an die Garderobe rettete ihn vor dem Sturz.
    »Kinder«, sagte der Pfarrer leichthin. »Sind Sie wohlauf?« Seine Worte klangen eine Spur schadenfroh.
    »Haben Sie Nachwuchs bekommen?« Mirwald rieb sich den Ellenbogen. »Sind die Kleinen adoptiert, oder haben Sie ein Waisenhaus eröffnet?«
    »Besuch aus Krakau, bei meiner Haushälterin. Aber Sie sind wohl nicht gekommen, um sich um meine Gäste zu kümmern, nehme ich an.«
    »Wir würden uns gerne noch mal mit Ihnen unterhalten, Hochwürden«, sagte Wolfram Dix. »Es ist dienstlich.«
    »Das ist wohl wieder eine der Prüfungen, die mir der Allmächtige auferlegt hat«, sagte Senner. »Also gut, setzen Sie sich. Ich mache Kaffee. Erzählen Sie mir derweil, ob Sie Anton Grafs Mörder endlich dingfest gemacht haben.«
    »Nicht so schnippisch, Herr Senner.« Mirwald nahm Platz. »Wir tun unsere Arbeit. Das dauert.«
    »Also haben Sie noch immer keine Spur?«
    »Was wollte Quirin Eder von Ihnen?«
    »Ich habe ihn gebeten, zu mir zu kommen, weil ich ein Schreiben wegen Grafs Testamentseröffnung erhalten hatte und mich darüber informieren wollte. Eder ist natürlich auch dabei. Zählt er denn noch zu Ihren Verdächtigen?«
    »Mit Verlaub, das geht Sie nichts an, Herr Pfarrer.« Mirwald sagte es lauter als nötig. »Wir können nicht mit jeder Privatperson unsere Ergebnisse teilen. Ich bitte um Verständnis.«
    »Wenn Sie Ergebnisse haben.« Der Pfarrer schenkte Kaffee ein.
    »Jetzt aber …« Mirwald beugte sich vor.
    »Oh, dieser Kaffee duftet fantastisch!«, schwärmte Wolfram Dix und roch an der Tasse. Jetzt noch ein Stück Kuchen dazu, und der Tag wäre perfekt, dachte er. Aber er hielt sich lieber zurück, denn das Gebäck der Haushälterin …
    »Etwas dürfen wir verraten, glaube ich, das sagt schon der gesunde Menschenverstand: Eine Person, die ein Motiv und kein Alibi hat, steht auf der Liste der Verdächtigen.«
    »Was haben denn die Zeugenaufrufe gebracht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass niemand meinen Nachbarn bei dem Brunnen gesehen hat.«
    »Doch. Eine Zeugin hat sich gemeldet«, sagte Dix. »Ich glaube, Sie kennen sie.«
    »Ich?«, fragte Baltasar überrascht.
    »Ja, es ist die Frau, die mit ihrem Kind regelmäßig auf den Spielplatz dort im Stadtpark geht. Sie haben mit ihr gesprochen, Hochwürden. Daraufhin hat sie sich offensichtlich an ihre Bürgerpflichten erinnert und eine Aussage gemacht. Ihrer Version zufolge hatte Graf eine Auseinandersetzung mit einer Gruppe Jugendlicher, kurz bevor er ermordet wurde. Wir sind zur Zeit dabei, die betreffenden Jugendlichen zu ermitteln. Deshalb sind wir hier.«
    »Aber nicht nur deshalb«, ergänzte Mirwald. »Es hat sich inzwischen einiges angesammelt, alles nicht ganz gesetzeskonform. Und immer wieder taucht Ihr Name auf. Eigentlich würden Sie ebenfalls auf die Liste der Verdächtigen gehören. Ein Motiv würden wir schon finden, Streit unter Nachbarn beispielsweise. Das wäre nicht der erste Mord bei solchen Streitereien.«
    »Mein Kollege macht einen Scherz, er meint es nicht ernst …«, sagte Dix.
    »Doch!« Mirwald klang trotzig.
    »… aber mit Ihrer problematischen Einstellung behördlichen Hoheitsaufgaben speziell der Polizei gegenüber hat Mirwald recht, Hochwürden. Wir hatten Sie doch gebeten, sich nicht in unsere Arbeit einzumischen. Ich bin, offen gesagt, enttäuscht von Ihrem Verhalten.«
    »Ihre Ermittlungen störe ich aber nicht, oder? Ich unterhalte mich nur mit Menschen, die meinen Freund gekannt haben.«
    »Werden Sie nicht spitzfindig!« Mirwald stellte seine Tasse

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