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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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so unsanft auf dem Tisch ab, dass etwas Kaffee überschwappte.
    »Ich würde mir doch niemals anmaßen, Ihre Kompetenz in Frage zu stellen.« Baltasars Miene blieb unbewegt. »Aber es gibt doch kein Gesetz, und bitte verbessern Sie mich, Herr Doktor, wenn ich falschliege, das es mir verbietet, mit Menschen zu sprechen. Auch die Themen solcher Gespräche darf ich mir hoffentlich noch selber aussuchen.«
    »Solange Sie unsere Ermittlungen nicht behindern, ja«, antwortete Mirwald. »Wir haben jedoch den Eindruck, dass Sie versuchen, unsere Arbeit zu sabotieren. Und da gelangen wir in einen Bereich, wo es anfängt, ärgerlich zu werden und wo die Gesetzesparagraphen eindeutig sind.«
    »Ich unterstütze Sie doch, wo ich kann!«
    »Das ist genau das Problem. Ihre so genannte Unterstützung macht uns nur noch mehr Arbeit.«
    »Immerhin habe ich damit in früheren Fällen …«
    »Hochwürden, bitte!« Dix rührte in seinem Kaffee. »Jetzt können Sie beweisen, dass Sie uns wirklich helfen wollen. Erzählen Sie uns alles.«
    Der Pfarrer schwieg. Nach einiger Zeit sagte er: »Ich hatte gehofft, die Jugendlichen außen vor lassen zu können.«
    »Wir reden hier von Mord! Da müssten Sie aber schon wissen, was wichtiger ist«, antwortete Dix.
    »Also gut. Was wollen Sie wissen?«
    »Beginnen wir mit den Zeugen vom Spielplatz.«
    Senner berichtete über seine Begegnungen im Stadtpark.
    »Du lieber Himmel!«, entfuhr es Dix. »Sie werden von diesem Halbstarken mit einem Schlagring angegriffen und versuchen, das alleine zu regeln! Hat bei Ihnen der Verstand ausgesetzt?«
    »Dieser junge Mann scheint nicht durch und durch böse zu sein. Ich dachte …«
    »Überlassen Sie das Denken uns. Wir kennen uns mit Kriminellen besser aus als Sie!« Mirwald verdrehte die Augen und sah nach oben, als erwarte er von dort himmlische Unterstützung. »Herr Senner, Herr Senner, sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?«
    »Ich glaube nicht an Geister. Und Sie sollten das auch nicht tun, Herr Doktor.«
    »Aber was da hätte passieren können! Und seien Sie doch nicht so naiv: gewaltbereite junge Männer, die nur ein paar Schritte vom Tatort entfernt sind, und obendrein mehr oder weniger zur Tatzeit. Das ist für unsere Ermittlungen von herausragender Bedeutung!«
    »Nun, da ist noch etwas.«
    Der Priester berichtete, wie Anton Graf etwa eine halbe Stunde vor seiner Ermordung Streit mit den Jugendlichen hatte.
    »Am Ende kam es zu Tätlichkeiten.«
    »Tätlichkeiten?« Wolfram Dix bekam einen Hustenanfall. »Sie meinen körperliche Gewalt? Sie haben nette Untertreibungen, Hochwürden. Ich muss meinem Kollegen zustimmen. Das alles hätten Sie uns nicht vorenthalten dürfen! Diese Jugendlichen sind Verdächtige, zumindest sind sie wichtige Zeugen! Wir müssen sie sofort vernehmen. Das ist ein Durchbruch in dem Mordfall! Was wissen Sie noch? Lassen Sie bitte bloß kein Detail aus!«
    Baltasar berichtete von seinen Treffen mit Jonas Lippert und Valentin Moser. »Beide waren mir gegenüber offen. Ich habe keinen Grund anzunehmen, dass sie gelogen haben. Deshalb sehe ich in ihnen keine Tatverdächtigen.«
    »Mein Gott! Ein Pfarrer, der seine verlorenen Schäfchen wieder einsammeln will, wie niedlich!« Mirwald nahm einen salbungsvollen Ton an. »Dass ihr Priester unbedingt jeden vor der Hölle retten wollt! Es gibt nun mal Gut und Böse. Das ist das Leben.«
    »Ich glaube an das Gute im Menschen, bis zum Beweis des Gegenteils.« Senner blieb ruhig. »Was soll daran falsch sein?«
    »Laien!« Mirwald schoss das Wort wie eine Gewehrkugel ab. »Das sind die Schlimmsten! Das sag ich schon immer, und Sie, Herr Pfarrer, mit Ihrem verqueren Missionarseifer und Ihrem Aufklärungswahn, Sie gehören eindeutig zu dieser Sorte! Was haben Sie noch für Überraschungen für uns auf Lager? Mir juckt’s in den Fingern, Sie mitzunehmen und zu vernehmen, bis Ihnen Hören und Sehen vergeht!«
    »Mirwald, jetzt haben wir extra die Fahrt hierher gemacht«, sagte Dix. »Jetzt will ich nicht gleich wieder zurück nach Passau. Wir bleiben noch.«
    »Kaffee?« Der Pfarrer schenkte nach. »Ich kann Ihnen sonst nichts anbieten. Allenfalls von gestern ist noch etwas übrig. Meine Haushälterin …«
    »Danke, danke.« Mirwald hob abwehrend die Hände. »Ich hab keinen Appetit.«
    Senner war aufgestanden. »Schön, dass Sie mich wieder einmal besucht haben.«
    »Das könnte Ihnen so passen«, sagte der Assistent. »So schnell werden Sie uns nicht los.«
    »Hochwürden,

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