Baltasar Senner 03 - Busspredigt
bitte setzen Sie sich wieder«, ergänzte Dix. »Wir sind noch nicht fertig mit unserem Gespräch. Es gibt noch ein Thema, das wir diskutieren sollten.« Der Kommissar holte ein Foto hervor und legte es auf den Tisch. »Erkennen Sie jemanden auf diesem Foto?«
Senner betrachtete es. »Das bin eindeutig ich, auch wenn ich aus diesem Aufnahmewinkel nicht sehr vorteilhaft aussehe.«
»Es stammt aus der Überwachungskamera einer Bank in Regensburg«, sagte Mirwald. »Der Filialleiter hat die Polizei alarmiert. Verdacht auf Geldwäsche. Und da die Ausweisdaten vorlagen, war es nicht schwer, Sie ausfindig zu machen, Herr Pfarrer. Wieder mal haben wir Sie also bei einer Ihrer Extratouren erwischt. Und wieder haben Sie uns wichtige Informationen in diesem Mordfall vorenthalten.«
»Ich habe mich informiert, was es mit einem gewissen Scheck auf sich hat. Das hat mit Geldwäsche rein gar nichts zu tun. Außerdem ist der Betrag dafür zu niedrig.«
»Mit einem gewissen Scheck auf sich hat …« Mirwald äffte Baltasars Stimme nach. »Ein Scheck des Opfers, den er Ihnen kurz vor seinem Tod ausgestellt hat. Und ein seltsames Konto. Wenn das nicht wichtig ist für unsere Ermittlungen, dann bin ich Jesus und wandle auf dem Wasser.«
»Dazu haben Sie nicht genug Tiefgang«, antwortete Senner. »Der Scheck hat nichts mit dem Mord zu tun. Es war eine großzügige Spende meines Nachbarn Anton Graf für die Renovierung des Dachstuhls unserer Kirche. Übrigens veranstalten wir zu diesem Zweck einen Flohmarkt mit großer Tombola. Sie sind selbstverständlich herzlich willkommen, wir können jede Unterstützung brauchen. Ich schicke Ihnen eine Einladung.«
»15.000 Euro. Das ist ein Wort«, sagte Mirwald. »Menschen sind schon wegen weniger umgebracht worden. Warum diese Großzügigkeit Ihres Nachbarn?«
»Ich war, offen gesagt, selbst überrascht. Aber Anton hatte eben ein großes Herz.«
»Mit fremdem Geld kann man leicht spendabel sein«, warf Dix ein. »Die Zusammenhänge mit der Besitzerin des Kontos werden wir noch zu klären haben. Wo ist der Scheck jetzt?«
Der Pfarrer verschwand in sein Arbeitszimmer und kam mit dem Scheck in der Hand zurück.
»Den müssen wir als Beweismittel mitnehmen.« Mirwald machte Anstalten, ihm den Scheck zu entreißen.
»Finger weg!« Senner zuckte zurück. »Das ist ein Geschenk von Graf an mich. Eine Kopie muss Ihnen reichen.«
»Wir müssen dieser Spur nachgehen. Dazu brauchen wir das Original. Bitte.« Dix drückte seine Hand auf sein Herz. »Ich verspreche Ihnen feierlich, dass Sie den Scheck zurückbekommen. Haben Sie ein wenig Geduld. Dafür kommen wir auch bestimmt zu Ihrer Tombola.«
»Welch ein Trost.« Der Pfarrer übergab den Scheck. »Da geht die Spende dahin.«
»Nachdem wir das erledigt haben, können wir gehen.« Dix stand auf. »Der Tag ist noch viel zu jung, um schon zurück nach Passau zu fahren. Auf, auf, Mirwald, wir müssen dringend diese beiden Jugendlichen vernehmen. Das ist nur ein kleiner Ausflug. Und Sie, Hochwürden, begleiten uns und zeigen uns den Weg.«
28
W ährend der Fahrt diskutierte Baltasar mit den Kommissaren, ob es Nötigung oder Entführung sei, dass sie ihn mitnahmen. Mirwald meinte, angesichts seiner Verstöße gegen das Gesetz sei das nur eine milde Strafe. Wolfram Dix schien die Unterhaltung nicht zu interessieren, er betrachtete die Landschaft und wies regelmäßig auf Besonderheiten der Natur hin.
Schon bei der Auffahrt zu dem Sacherl merkte Baltasar, dass etwas nicht stimmte: Das Tor des Schuppens stand offen, Jonas Lipperts Motorrad fehlte.
»Niemand da«, sagte er. »Der Junge ist unterwegs.«
»Wir vergewissern uns lieber.«
Sie stiegen aus, und Baltasar führte sie zu der Kellertür.
Mirwald klopfte an. »Hallo, Herr Lippert, hier ist die Kriminalpolizei, öffnen Sie sofort die Türe!« Er öffnete seinen Pistolenhalter.
Es blieb still.
Mirwald rüttelte an der Tür und schlug mit der Faust dagegen. »Öffnen Sie! Sofort!«
Dix fiel ihm in den Arm. »Der junge Mann scheint auf der Walz zu sein. Wir kommen später wieder.«
Sie fuhren zu der Adresse von Valentin Moser, eine Wohnung im Süden von Zwiesel. Eine Frau Ende 40 öffnete, sie trug einen Rock und eine Seidenbluse.
»Ja?«
Mirwald zückte seinen Ausweis. »Kriminalpolizei Passau. Wir würden gerne Herrn Valentin Moser sprechen.«
»Ich bin Valentins Mutter, Jutta Moser. Valentin ist nicht zu Hause.«
»Wann kommt er zurück?«
»Ich weiß es nicht. Worum geht es
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