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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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in Amerika und sei sehr beschäftigt und solche Sachen. In Wirklichkeit wollte Anton seinen Sohn einfach nicht sehen.«
    »Sie haben sich nie getroffen?«
    »Doch, manchmal schon, aber zufällig, bei Veranstaltungen oder so. Anton hat dann so getan, als wären Quirin und ich Fremde für ihn. Schließlich sind Quirin und ich nach Spiegelau gezogen. Die räumliche Distanz tat gut. Als mein Sohn älter war, hat er seinem Vater ein paar Mal aufgelauert und ihn angesprochen. Er wollte einen Kontakt zu Anton herstellen, doch der reagierte abweisend und verweigerte das Gespräch. Er wollte nichts von seinem Sohn wissen. Er hat ihn auch niemals unterstützt, nicht mal zum Geburtstag eine Karte geschickt.«
    »Wie hat Quirin reagiert?«
    »Nach außen tat er ganz lässig, wenn er mir von den Treffen erzählte. Aber ich denke, dass es ihn schon ziemlich getroffen hat.«
    »Auf mich machte Quirin eigentlich den Eindruck, als hätte er in Bezug auf seinen Vater keinerlei Probleme, jedenfalls heute nicht mehr.«
    »Sie müssen den Jungen schon verstehen, Hochwürden. Wer gibt schon gerne zu, dass sein Erzeuger eine miese Ratte ist? Jeder klammert sich doch an ein Idealbild von seinen Eltern und hofft, dass sie diesem Bild einmal entsprechen. Aber Anton war ein hoffnungsloser Fall. Einmal habe ich ihn in Ihrem Ort besucht, Herr Pfarrer. Ich wollte ein für alle Mal mit etwas abschließen oder versuchen, Vergangenes mit Anton aufzuarbeiten, damit wir zumindest ein neutrales Verhältnis haben könnten – Quirin zuliebe. Er ließ mich zu sich ins Haus, aber kaum waren wir zehn Minuten lang gemeinsam in einem Raum, kam es wieder zu einem heftigen Streit. Es war einfach hoffnungslos. Im Nachhinein habe ich mich über mich selbst geärgert. Ich hätte wissen können, dass es so laufen würde.«
    »Hat Ihr Sohn Anton nochmals besucht?«
    »Soviel ich weiß, wollte Quirin einmal mit ihm sprechen. Es muss spätabends gewesen sein. Anton hat wohl seinen Sohn im Dunkeln nicht sofort erkannt, was mich nicht wundert, bei dem spärlichen Kontakt. Wie Quirin erzählt hat, muss ihn sein Vater ins Haus gebeten haben, besser gesagt, nur in den Hauseingang. Vermutlich hatte er Angst, die Nachbarn könnten etwas mitbekommen, wenn sie draußen stehenblieben.«
    »Wie endete die Begegnung?«
    »Anton fragte Quirin, ob er Geld brauche, schickte aber gleich mit, dass er mit ihm nicht zu rechnen brauche, er habe kein Geld mehr, Quirin solle seine Mutter fragen. Als mein Sohn sich diese Unverschämtheiten verbat, hat Anton ihn hinausgeworfen.«
    34
    W ar Anton Graf wirklich der Mensch, den Charlotte Eder beschrieben hatte? Gab es einen zweiten Anton hinter dem ersten, einen, der Baltasar so fremd war, als käme er von einem anderen Stern?
    Je länger Baltasar nachdachte, desto unsicherer wurde er. Er musste nochmals mit Bekannten und Weggefährten seines Nachbarn sprechen, die Zweifel ließen ihm keine Ruhe.
    Da er ohnehin in Spiegelau war, wollte Baltasar noch einen Versuch wagen und den Künstler Louis Manrique aufsuchen. Manrique hatte ein Atelier in Frauenau, also nicht weit entfernt.
    Baltasar fuhr über die Landstraße am Rande des Nationalparks Bayerischer Wald vorbei nordwärts.
    *
    Frauenau hatte sich, mehr noch als Zwiesel, ganz und gar der Glaskunst verschrieben. Stolz verwiesen die Einwohner auf Informationstafeln und -schildern auf die lange Tradition der Produktion, die erste Glashütte wurde bereits Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet.
    Manriques Atelier befand sich im Hinterhof eines Anwesens, das früher Handwerker beherbergte und dann zum Wohnhaus umfunktioniert worden war. Die Eingangstür war abgesperrt, ein Zettel – »Komme gleich wieder« – klebte daran.
    Baltasar ging ins Ortszentrum, setzte sich in das Café des Glasmuseums und trank einen Espresso. Dann löste er eine Eintrittskarte und schlenderte durch die Ausstellung. Rund 2000 Jahre Entwicklung dieses Werkstoffes waren in den verschiedenen Abteilungen dokumentiert. Anschließend sah er sich die inzwischen berühmt gewordenen »Gläsernen Gärten« von Frauenau an, große Glasskulpturen internationaler Künstler, die rund um das Museum im Gelände aufgestellt worden waren: eine überdimensionierte Glasschale mit gezackten Rändern etwa, oder gläserne Schachtelhalme, hoch wie Bäume.
    Beim zweiten Versuch, Manrique anzutreffen, hatte Baltasar dann mehr Glück. Die Tür zum Atelier stand offen.
    Als er eintrat, wurde ihm klar, warum – es war extrem heiß drinnen.
    Ein

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