Bamberger Verrat
hinaus auf den Gang vor der Wohnungstür und sah sich nach Herrn Deller um. Der stand am Ende des Flurs und rauchte, weit aus dem Fenster gelehnt. Als Werner ihm von hinten auf die Schulter klopfte, fiel ihm vor Schreck fast die Zigarette aus der Hand.
Er drehte sich um und sagte verlegen: »Eigentlich ist Rauchen im Haus nicht erlaubt, aber ich â¦Â« Dann holte er eine Art Patronenhülse aus der Tasche seines grauen Kittels und drückte seine Zigarette darin aus.
»Herr Deller, was können Sie mir denn über Herrn Baumann erzählen?«, fragte Werner.
Herr Deller hatte sich von seinem Schreck erholt und versuchte, etwas von seiner Hausmeisterwürde zurückzugewinnen. Er verschanzte sich hinter einer distanziert-hoheitsvollen Miene.
»Ich spreche grundsätzlich nicht über meine Mieter.«
Claudia Jung trat neben Werner und lächelte. »Aber wir brauchen Ihre Hilfe. Herr Baumann ist verschwunden, und Sie haben ja selbst das Chaos in der Wohnung gesehen. Das bedeutet nichts Gutes. Vielleicht ist Herr Baumann in Gefahr. Aber damit wir etwas unternehmen können, müssen wir uns ein Bild von ihm machen. Was ist er für ein Mensch? Welche Gewohnheiten hat er? Als guter Hausmeister hat man doch ein Auge auf seine Mieter.«
Herr Deller wurde weich. Er nickte Claudia Jung zu.
»Er ist eigentlich ein ganz angenehmer Mieter. Ganz ordentlich. Hat immer seinen Müll ordentlich getrennt. Ich hab nachgesehen. Ordentlich getrennt. Doch! Da kann man nicht klagen.«
»Und es hat keine besonderen Vorkommnisse gegeben, etwas, das Ihnen aufgefallen wäre?«, fragte Werner.
»Nee, war immer alles in Ordnung. Bis vor ein paar Wochen dieser Freund bei ihm eingezogen ist. Ich habe Herrn Baumann gesagt, dass das so nicht geht, aber er hat gemeint, das wär doch nur für ein paar Tage, bis der Freund was anderes gefunden hat. Sind jetzt schon ein bisschen viele Tage, meine ich. Und seitdem: jede Menge Bierdosen. Und da waren auch welche im Restmüll! Das ist doch nicht in Ordnung!«
Werner zog das Foto von Martin Kostner, das Frau Kostner ihm gegeben hatte, aus der Tasche und zeigte es Herrn Deller.
»Ja, ja, das ist er. Ein unangenehmer Mensch. Unhöflich! Doch! GrüÃt nicht. Und erst die Kerle, die ihn besucht haben! Denen möchte ich nicht im Dunkeln begegnen. Was ist denn los mit ihm?«
Werner nickte Claudia Jung zu, und sie sagte: »Leider wurde Herr Kostner gestern Nacht ermordet.«
Herr Deller wurde etwas blass um die Nase. »Das ist ja ⦠oh Gott ⦠was sagt man â¦Â«
»Deswegen sind wir hier. Und jetzt ist auch noch Herr Baumann verschwunden, wie es scheint. Also, wann haben Sie Herrn Baumann das letzte Mal gesehen?«, fragte Werner.
Herr Deller zögerte ein ganz klein wenig. »Das ⦠das weià ich nicht mehr.«
»Oh, das ist aber schade!« Werner sah den Hausmeister scharf an.
Der wich seinem Blick aus und antwortete unsicher: »Aber wieso denn â¦? Also ich meine, es war doch alles in Ordnung bis â¦Â«
In diesem Moment kam das Team von der Spurensicherung die Treppe herauf.
Werner begrüÃte die beiden, und Claudia Jung sagte: »Ich zeige ihnen die Wohnung, und dann mache ich mich an die Befragung der Nachbarn.«
Werner wandte sich wieder Herrn Deller zu: »Können Sie sich vielleicht erinnern, wann Sie Herrn Kostner das letzte Mal sahen?«
Herr Deller rieb sich heftig den Hals. »Ja, das schon. Das war gestern Nachmittag so gegen fünf. Da ging er mit einer Zeitung unterm Arm da unten ins DaCaBo, in das Café hier im Haus.« Und nach einer kleinen Weile fügte er kleinlaut hinzu: »Ich weià auch ⦠ich erinnere mich jetzt wieder, wann ich Herrn Baumann gesehen habe. Das war gestern gegen Mitternacht. Aber ich will nicht, dass meine Frau das erfährt. Sie ist eine ordentliche Frau, doch. Aber ein Mann hat halt auch manchmal Bedürfnisse.«
»HeiÃt das, dass Sie gestern gegen Mitternacht noch einmal aus dem Haus gegangen sind?«
Herr Deller nickte, widerstrebend. »Ja, als meine Frau eingeschlafen war.«
»Und wenn sie aufgewacht wäre?«, konnte Werner sich nicht enthalten zu fragen.
»Die wacht nicht auf. Die nicht! Wenn die schläft, dann schläft sie. Und schnarcht!« Herr Deller seufzte.
Werner unterdrückte ein Schmunzeln. »Und wo haben Sie Herrn Baumann bei Ihrem Ausflug
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