Bamberger Verrat
Jung. Ich bin mit Hauptkommissar Sinz gerade an einem Tatort, wo wir dringend die Spurensicherung brauchen. Heumarkt 7. Könnten Sie Herrn Trunk bitte ausrichten â¦? Ja, ich weiÃ, so schnell wie möglich halt. Danke.«
Sie folgte Werner zurück ins Wohnzimmer. »Das ist doch kein einfacher Einbruch, oder?«
»Nee, scheint mir auch so. Da hatte wohl jemand eine gehörige Wut.«
Werner beobachtete, wie Claudia Jung, sich langsam um die eigene Achse drehend, den Raum in sich aufzusaugen schien.
»Irgendetwas ist hier komisch«, murmelte sie. »Irgendetwas stimmt nicht.« Plötzlich zeigte sie auf die mitten im Raum stehende kleine Reisetasche. »Was tut die Tasche hier? Jemand, der in eine Wohnung einbricht, um dem Besitzer einen Denkzettel zu verpassen, hat doch keine Reisetasche dabei, wie? Oder er lässt sie nicht stehen.«
Sie holte sich einen Stuhl und schaute oben auf den Schrank. »Genau, wie ich dachte. Hier oben ist ein groÃer Abdruck im Staub. Charly Baumann hat seine Reisetasche hier oben aufbewahrt. Mache ich auch so. Aber der Abdruck ist viel gröÃer als das kleine Ding dort. Wahrscheinlich hat er die kleine in eine gröÃere Tasche oder einen Koffer gesteckt. Und dieses gröÃere Teil fehlt.«
»Hm!« Werner Sinz schaute Claudia Jung anerkennend an. »Also hat der Einbrecher etwas GroÃes aus der Wohnung weggeschleppt.«
»Ja, das könnte natürlich sein. Aber ich habe irgendwie den Eindruck, als ob ⦠Ich kann mich natürlich täuschen, aber â¦Â« Claudia Jung zögerte.
»Aber was?«
»Schauen Sie sich mal die Wäsche hier am Boden vor der Kommode an, da ist keine einzige Unterhose dabei, auch in den Schubladen nicht. Und auch nur ein einzelnes altes T-Shirt. Und im Bierkasten unter der Spüle sind nur fünf leere Bierflaschen, und der Kühlschrank ist leer. Wo sind die restlichen Flaschen aus dem Kasten?«
»Worauf wollen Sie denn hinaus? Hat sich der Einbrecher hier an Unterhosen und Bier vergriffen?«
»Na ja, ich könnte mir vorstellen ⦠also vielleicht ist das Durcheinander hier auf zwei verschiedene Vorgänge zurückzuführen. Es könnte doch so gewesen sein: Zunächst einmal hat der Wohnungsbesitzer in aller Eile gepackt, dafür sprechen die verschwundene Reisetasche und die fehlende Unterwäsche, und im Bad stand, soweit ich sehen konnte, kein Rasierzeug oder Deo oder so. Und dann kam jemand, der ihn nicht mehr vorfand und der aus Wut darüber das restliche Chaos angerichtet hat, die rausgerissenen Bücher und so weiter und die Sauerei im Bad.«
»Hm!«, machte Werner wieder. »Ja, das klingt ⦠Lassen wir das zunächst mal so stehen. Also, wenn Ihre Theorie stimmt, hieÃe das: Charly Baumann ist auf und davon, in groÃer Eile. Und zufällig wurde gestern Nacht sein Freund ermordet. Komisch, nicht? Ich würde sagen, damit gehört er zu unseren Hauptverdächtigen. Wir müssen ihn zur Fahndung ausschreiben.«
»Ich traue mich jetzt mal, noch eine weitere Vermutung auszusprechen.« Claudia Jung ging hinüber in die Küchenecke. »Ich finde, es sieht so aus, als ob er auch Lebensmittel eingepackt hätte â¦Â«
»Ach ja, die fehlenden Bierflaschen.«
»Ja. Und auch hier im Schrank. Sehen Sie, das wirkt, als ob hier vor Kurzem noch allerlei Päckchen gestanden hätten. In Küchenschränken neben dem Herd bilden sich doch immer innerhalb kürzester Zeit so schmierige Ablagerungen. Und da sieht man Ränder. Und im Kühlschrank riecht es nach Käse und im Brotkasten nach Brot, obwohl beides nicht mehr da ist.«
»Wow!«, machte Werner. »Ich sage Ihnen hiermit eine groÃe Zukunft als Kriminalistin voraus, meine Liebe.« Er lachte und klopfte Claudia Jung auf die Schulter. »Also, was schlieÃen wir aus Ihren Beobachtungen? Dass Charly Baumann sich irgendwo verstecken will, wo er in nächster Zeit keine Lebensmittel kaufen kann?«
Er rieb sich nachdenklich das Kinn. Die Bartstoppeln, die er in der Eile heute früh nicht gründlich rasiert hatte, kratzten. »Die Frage ist, wo und warum versteckt er sich? Und wer ist der Saubeutel, der ihm nachstellt und hier seine Wohnung verwüstet hat? Ich denke, wir müssen zunächst mal so viel wie möglich über diesen Charly Baumann herausfinden. Wo bleibt denn nur die Spusi?«
Werner ging
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