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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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ins Bad? Ich würd mir gern die Zähne putzen.«
    Werner ging vor ihm ins Bad, schaute in den Spiegelschrank und in den Klospülkasten – keine Waffe. Um eventuell versteckte Drogen würden sich später die Kollegen kümmern.
    Â»Also machen Sie schon!«, sagte er mit einer gebieterischen Kopfbewegung und schloss die Badezimmertür hinter Charly Baumann.
    Zuerst hörte man Zahnputzgeräusche und Wasserplätschern, dann nichts mehr. Werner ging im Wohnraum ungeduldig auf und ab. Das dauerte ihm zu lang. Was machte Baumann dadrin? Ihm war unwohl: Hatte er einen Fehler gemacht, als er den Einsatz abblies?
    Der Mann vom SEK und er sahen sich an, dann riss Werner die Tür auf. »Was, verdammt, tun Sie denn so lange?«
    Charly Baumann saß auf dem Klo.
    Â»Ich scheiße«, sagte er wütend. »Ich will schließlich nicht die Hosen voll haben, wenn ihr mich in die Mangel nehmt.«
    Werner warf die Tür zu. »Was für ein gefährlicher Verbrecher!«, knurrte er. »Wie gut, dass der Chef das Sondereinsatzkommando bestellt hat.«
    Dann kam Baumann aus dem Bad, trocknete sich die Hände ab und schmiss das Handtuch über den nächsten Stuhl. »Sie machen einen Fehler, Sheriff«, sagte er, noch immer zornig. »Ich war nämlich derjenige, der ermordet werden sollte.«

33
    Frau Schnelein erwartete Benno schon an der Pforte und begleitete ihn hinauf in ihr Büro. Eine Vielzahl von Grünpflanzen vertrieb in diesem Raum den sonst vorherrschenden typischen um Sauberkeit bemühten Gefängnisgeruch, der Benno immer ganz beklommen machte. Er begrüßte den Vollzugsbeamten, der den Gefangenen bewachte, und wandte sich dann Hans Kromm zu.
    Kromm war ein dicklicher, kleiner Mann mit fahler, schwammiger Haut. Über seine Glatze waren einige wenige graue Haare gekämmt. Er saß in blauer Gefängniskleidung zusammengesunken und beinahe reglos auf seinem Stuhl. Doch hinter der gleichgültigen Miene und den halb geschlossenen Lidern war eine lauernde Spannung spürbar, als sei er extrem auf der Hut, wie eine tückische alte Schildkröte.
    Â»Guten Morgen, Herr Kromm«, sagte Benno betont höflich, denn der Mann war ihm auf Anhieb unsympathisch, und er wollte sich das nicht anmerken lassen. Deshalb kam er sofort direkt zur Sache. »Wie ich hörte, hatten Sie gestern Vormittag Besuch von einer Frau Gerstner. Was wollte die denn von Ihnen?«
    Hans Kromm öffnete die Lippen nur so weit, dass man ihn gerade noch hörte. »Des weeß ich doch nüscht.«
    Sein intensiv sächsisch gefärbter Dialekt machte seine Aussagen nicht gerade verständlicher.
    Â»Ist Frau Gerstner eine Verwandte oder Bekannte von Ihnen?«
    Â»Nee.«
    Â»Wer ist sie dann?«
    Â»Ich kenn die Frau nicht.«
    Â»Und warum hat sie Sie dann besucht?«
    Â»Keene Ahnung, sag ich doch.«
    Â»Und was hat sie denn gesagt, warum sie gekommen ist?«
    Â»Hat sie nicht gesagt.«
    Benno explodierte. Er knallte die Faust auf den Tisch und sagte sehr laut und bestimmt: »So geht das nicht, Herr Kromm. So kommen wir nicht weiter. Vorgestern Nacht wurde Martin Kostner ermordet, und kurz darauf ist Ihr Sohn verschwunden. Und am folgenden Morgen besucht Sie eine Ihnen angeblich unbekannte Frau, und Sie wollen mir erzählen, sie habe nichts gesagt! Was soll das?«
    Erstmals hob Hans Kromm den Kopf und sah Benno voll an. »Marty wurde ermordet?«, fragte er verblüfft.
    Â»Ja. Er wurde erschossen!« Benno beobachtete Kromms Reaktion. »Wie gut haben Sie Martin Kostner gekannt?«
    Kromm zuckte die Achseln. »Als Kind, nu, als Kind war er öfter bei uns. Aber in den letzten Jahren, da hab ich ihn kaum gesehen. Ich mochte ihn auch nicht, er war nicht gut für unseren Karl-Heinz. Aber was ist mit Karl-Heinz? Warum ist er verschwunden?«
    Â»Das versuchen wir gerade herauszufinden«, antwortete Benno scharf. »Und deswegen will ich jetzt von Ihnen haarklein wissen, was da gestern abgelaufen ist!«
    Â»Nu, sie hat wirklich zunächst nichts gesagt. Sie kam rein und starrte mich so an, starrte und starrte. Mir wurd’s ganz anders, so unheimlich. Ich sag: ›Was is’n los?‹ und ›Was wolln Se denn?‹. Und schließlich macht sie den Mund auf und fragt mit so einer irgendwie komischen Stimme: ›Na, wie fühlt sich das an, wenn einem das Liebste getötet wird? Wenn einem das Herz aus dem

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