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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Anzeichen von Lebensfreude besaß, und hinterher hören Sie, daß er sich
sofort nach Ihrem Fortgehen eine Kugel in den Kopf geschossen oder sich unter
die Metro geworfen hat? Von einem inneren Zwang getrieben? Kann man jemals
wissen, was tatsächlich in einem Menschen vorgeht? Weiß der Betroffene selbst
genau, was unter seiner eigenen Schädeldecke passiert? Eine plötzliche
Niedergeschlagenheit, eine unerklärliche Depression, ein vorübergehendes
Aussetzen des Verstandes... und hopp! Haben Sie so was wirklich noch nie
erlebt?“
    „Doch, aber das waren
Ausnahmen. Im allgemeinen bringt man sich aus
irgendeinem Grund um.“
    Sein Lächeln wurde
eindringlicher, der Ausdruck veränderte sich.
    „Und was wären das für Gründe?“
    „Na ja... an erster Stelle
Liebeskummer.“
    „Das kommt hier nicht in Frage.“
    „Ich weiß. Hab ich nur zur
Erinnerung gesagt. Dann kann es noch Vorkommen, daß es bei der Arbeit oder im
Studium nicht so klappt, wie man es gerne hätte
    „Kommt auch nicht in Frage.
Paul Leverrier war ein ausgezeichneter Student, obwohl... anscheinend war er für das Medizinstudium etwas zu sensibel. Aber sein
Vater war Arzt, sein Großvater auch schon, und er setzte die Familientradition
fort. Wo wir schon von der Medizin sprechen... Auch wegen einer Krankheit
bringen sich manche Leute um.“
    „Ja? Und?“
    „Paul Leverrier war gesund wie
ein Fisch im Wasser.“
    „Sehr schön... Hm...“
    Ich horchte. Der Schnee war
wohl in Hagel übergegangen, denn ich hörte es trommeln. War aber gar kein
Hagel, sondern nur Faroux, der seine Schreibtischunterlage bearbeitete.
Offensichtlich brachte ihn das Gespräch so langsam auf die Palme.
    „Zurück zur Familie“, schlug
ich vor. „Kein Streit zwischen Vater und Sohn irgendwelcher Art?“
    „Nein, keiner“, antwortete
Masoultre. „Dr. Leverrier hat sich vielleicht nicht so um seinen Sohn gekümmert,
wie er es hätte tun sollen, aber Streit... nein.“
    Die anthrazitfarbenen Augen des
Inspektors leuchteten auf.
    „Doch, da war was. Werd’s Ihnen
gleich erzählen, wenn Sie mit Ihrer Aufzählung fertig sind. Doch Ihre Gründe
kommen bei dem Jugen alle nicht in Frage... was ihn nicht daran hinderte,
Selbstmord zu verüben.“
    „Hm... äh... hab das Gefühl,
ich bin mit meinem Latein fast am Ende...“
    „Würde mich wundern“, mischte
Faroux sich ein.
    „Also“, fuhr ich fort. „Private
Probleme...“ Ich nahm zum Auf zählen die Finger zur Hilfe. „...Schwierigkeiten
im Studium, Krankheit, Streit in der Familie... Ah! Hatte er schlechten Umgang?
Sie wissen doch, was das ist, oder? Diese jungen Hüpfer lassen sich in
irgendeine undurchsichtige Geschichte hineinziehen, aus der sie nicht mehr
rauskommen, und dann...“
    Masoultre schüttelte den Kopf.
    „Die Ermittlungen haben
ergeben, daß er zwei oder drei schräge Vögel kannte. Aber wenn man gründlich
genug sucht, findet man solche Bekannten bei jedem, auch bei sogenannten
Musterbürgern. Bei Leverrier waren das aber weniger richtige Bekannte als
flüchtige Café-Bekanntschaften aus dem Quartier Latin. Sie wissen, was ich
meine. Und er hat sich in keine strafbare Sache verwickeln lassen.“
    Plötzlich merkte ich, wie
urkomisch diese Situation war. Ich fing an zu lachen. Faroux’ Schnurrbarthaare
sträubten sich kampfbereit. Er fragte mich nach dem Grund meiner Heiterkeit.
    „Es ist zum Totlachen! Was
macht der Inspektor denn die ganze Zeit? Er will mir unbedingt beweisen, daß es
keinerlei Motive gibt für einen Selbstmord, auf den er selbst geschlossen hat.
Finden Sie das nicht lustig? Ich wollte einen unwiderlegbaren Beweis für den
Selbstmord bekommen, ohne Hintergedanken. Davon war ich doch selbst überzeugt.
Schien mir alles sonnenklar zu sein. Aber nach und nach kommt mir das immer
undurchsichtiger vor.“
    „Tja. So ist das... hm...“
brummte Faroux. „Entschuldigen Sie“, meldete sich Masoultre zaghaft. „Aber es
gibt eins, ein Motiv. Na ja... etwas Subjektives. Das könnte man gelten lassen.
Wir wollten der Presse lieber nichts davon sagen. Ich hab’s auch Jacqueline
Carrier nicht angedeutet, als sie behauptete, gegen alle Beweise,... gegen alle
Beweise, Monsieur Burma! ... Leverrier sei das Opfer eines Verbrechens. Was ich
meine, geht nur den Vater was an, und der ist schon so geschlagen genug...“
    „Ach! War’s das, worauf Sie
eben angespielt haben?“
    „Ja. Leverrier vernachlässigte
seinen Sohn. Dieser liebte seinen Vater abgöttisch — da stimmen alle

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