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Banatsko (German Edition)

Banatsko (German Edition)

Titel: Banatsko (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Kinsky
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Armen von seinem Gestell herab.

DIE MONGOLEI
    Auf halbem Weg zur Grenze hinter Battonya lag der Müllplatz. ›Mongólia‹ stand auf einem blauen Pappdeckel am Maschenzaun, Hunde an kurzen Ketten schlugen an und zeigten die Zähne.
    Die Straße dorthin führt an der Schweinezucht vorbei, diese liegt in einer Schlamminsel, die sich nach langer Trockenheit in eine Staubinsel verwandelt, und im steten gedämpften Dröhnen unsichtbarer Geräte bebt. Bis zu ihrem frühen Tod leben die Schweine umsurrt von Motoren oder Apparaten, die der grenzenlose Fleischhunger der Gegend in Gang hält.
    Der König der Mongolei hatte einen borstigen Schnurrbart. Er lebte in großer Nähe zu seinen Hunden in einem Verschlag hinter dem Zaun. Seine Augen glänzten immer fiebrig, und sein Atem ging schwer, er war mager und eckig und hatte viele Namen, man nannte ihn bald Laci, bald Feri, Zoli oder Józsi, als wäre sein Name beliebig.
    Von der Grenzstraße führte ein schmaler Weg aus großen Betonplatten zum Müllplatz. In den Spalten zwischen den geborstenen Platten quollen Gras und Quecken hervor. Der Weg stieß ins struppige Hinterland der Grenze, in die brackwässrige, hitzerissige oder schneeblaue Leere, wo es sommers Schlangen gab und schrille Vögel und immer die Hunde der Mongolei. Hier, rings um die Mongolei, lag die stockende Weite unter dem Knistern und Sirren der Stille, jeden Ton trug sie scharf und flach weiter, das Bellen der Hunde, das Klirren der Kette um das Tor zum Müllplatz, das Husten des Königs, die Worte, die hier gewechselt wurden, kantige, beharrliche Lautgewächse der gestrüppigen Leere.
    Der König der Mongolei hütete das große schiefe Tor zum Müllplatz. Er hatte es von seiner Bude aus stets im Blick, auch wenn er an einem Kofferradio bastelte, die kümmerlichen Reste eines Gerätes sortierte oder für die Hunde schmierige Schweinsknochen aus grauem Papier wickelte. Er zog das Tor auf, das knirschend über den Boden schleifte, manchmal erhob er einen Zoll fürs Abladen, meistens schwieg er nur und lungerte am schwankenden Torflügel, während seine Hunde die Zähne fletschten und heiser kläfften und der Gast seinen Müll ablud.
    Der Müll türmte sich, der König wühlte darin und sortierte Brauchbares vom Unbrauchbaren. In der Sommerglut sah er den gelegentlichen Schwelbränden eine Weile untätig zu, bis er die Feuerwehr rief, der Gestank kroch über das Brachland, das Feuer war schnell gelöscht.
    Das Unbrauchbare hatte in der Mongolei keinen Namen mehr, es wurde zum Das da , einem Haufen Zerfall zwischen den Hundehütten, vor dem sich das Brauchbare in Erwartung irgendeiner Zukunft türmte, Schrott, Lumpen, Holz.
    Dann blieb das Tor zur Mongolei geschlossen, ›Zárva‹ stand auf einem Pappschild, zwischen Streben und Maschendraht geklemmt, dass es ›Mongólia‹ halb verdeckte. Die Hunde bellten, sie rissen an ihren Ketten, schrillten ihr immer wütenderes Gekläff in die Hitzeluft, es war Sommer, und der König ließ sich nicht blicken. Die Tür zu seiner Bude hing im Wind, der sich mittags erhob, drinnen lungerten Schatten. Die Müllgäste luden ihren Abfall erst vor dem Tor ab, dann am Rand des rissigen Wegs, zwischen Unkraut und Schilfgras, Anhäufungen der endgültigen Nutzlosigkeit im Land der Entbehrungen. Wenn die Hunde schwiegen, war die Stille über der Weite wie ein Würgeband. Der König blieb aus, doch die Hunde bellten weiter, als ernährten sie sich von dem Dasda -Haufen, den der König der Mongolei ihnen bestimmt hatte.

HALTA ARANCA
    Am Bahnhof von Periam warteten Reisende auf den Zug nach Arad. Ein grauer heißer Samstag nach dem Markt war vorbei, in der Luft um den Marktplatz hing noch der Geruch von heißem Öl, in dem Würste gebraten und Langos gebacken worden waren, ein beißender Rauch, der in den Augen brannte. Die letzten Händler packten ihr Sortiment chinesischer Nachthemden, Scheren und Wachstuchdecken ein. Männer saßen in Gruppen vor den Kneipen, die Särglein rollten über die Straßen nach Hause, hinter den trabenden Zugpferden her, und die Kutscher und Beifahrer schauten jedem Entgegenkommenden ins Gesicht, lachend, düster, unverhohlen von oben herab.
    Fahren wir über den großen Fluss?, fragte ein kleines Mädchen am Bahnhof. Nein, sagte die alte Frau, die es an der Hand hielt, wir fahren über den kleinen Fluss.
    Der Zug kam an. Blau, schief saß er auf den Gleisen, die Stufen zu den Türen so hoch, dass die Kinder hineingehoben und die Alten hineingeschoben

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