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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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sie uns aufsammeln konnte. Der Klang ihres Motorrads hatte in meinen Ohren wie ein himmlischer Chor geklungen. Sie hatte es gerade erst aus der Werkstatt zurückbekommen, nachdem sie es in der Woche zuvor unter einem LKW versenkt hatte. Als ich sah, wie sie sich vol er Besorgnis von der Maschine schwang - natürlich von Kopf bis Fuß in schwarzem Leder -, hätte ich heulen können. Da war jemand, dem es nicht egal war, ob ich lebte oder starb.
    In diesem Moment kümmerte es mich nicht, dass sie ein Vampir war, dessen Beweggründe ich immer noch nicht verstand.
    Baron und ich weigerten uns, in die Box zu steigen, die sie mitgebracht hatte. Nach einer fünfminütigen Diskussion, bestehend aus Protesten ihrerseits und Quieken unsererseits, warf sie die Box mit einem frustrierten Grummeln in eine Seitengasse und ließ uns vorne mitfahren. Einen Nerz und eine Ratte auf dem Tank zu haben, die sich noch dazu mit ihren Pfoten auf dem Armaturenbrett abstützten, hob Ivys Laune nicht gerade, als wir aus der Gasse rol ten. Nachdem wir den Freitagnachmittagsstau hinter uns gelassen hatten und endlich etwas schnel er fahren konnten, war mir schnel klar, warum Hunde immer den Kopf aus dem Autofenster hängen ließen. Motorradfahren war immer verdammt aufregend, aber als Nagetier war es ein wahrer Sinnesrausch.
    Ich hatte die Augen zusammengekniffen und meine Tasthaare wurden mir vom Fahrtwind ins Gesicht gedrückt.
    Das hatte doch mal Stil! Es interessierte mich nicht die Bohne, dass man Ivy komische Blicke zuwarf und wir immer wieder angehupt wurden. Die überwältigende Flut von Sinneseindrücken hatte etwas Orgiastisches an sich.
    Es hatte mir beinahe leid getan, als Ivy schließlich in unsere Straße eingebogen war.
    Ungeduldig schob ich mit dem Finger den letzten Rest Käse auf den Löffel und ignorierte die Grunzlaute, die Jenks von seinem Platz in der Suppenkel e aus von sich gab. Seit ich mein Fel losgeworden war, hatte ich nicht mehr aufgehört zu essen. Nachdem ich drei Tage lang nur Karotten gegessen hatte, war ein solches Fressgelage mehr als gerechtfertigt.
    Während ich die leere Käseschachtel auf meinen schmutzigen Tel er stel te, dachte ich darüber nach, ob die Transformation für einen Menschen wohl noch schmerzhafter war oder nicht. Dem gedämpften Stöhnen nach zu urteilen, das aus dem Bad gekommen war, bevor die Dusche einsetzte, war es genauso schlimm.
    Obwohl ich mich jetzt schon zweimal abgeschrubbt hatte, meinte ich immer noch Nerz unter meinem Parfüm zu riechen. Mein aufgerissenes Ohr schmerzte bei jedem Pulsschlag, an meinem Hals waren von Barons Bissen kleine offene Wunden zurückgeblieben, und mein linkes Bein war nach dem Sturz in das Laufrad auch verletzt. Aber es tat gut, kein Tier mehr zu sein. Ich warf einen Blick auf Ivy, die gerade den Abwasch machte, und fragte mich, ob ich mein Ohr hätte verbinden sol en.
    Ich hatte Ivy und Jenks immer noch nicht al es erzählt, was in den letzten Tagen geschehen war. Sie wussten von meiner Gefangenschaft, hatten aber keine Ahnung, was ich in dieser Zeit herausgefunden hatte. Ivy hatte nichts gesagt, aber sie brannte offensichtlich darauf, mir zu erklären, wie idiotisch es gewesen war, ohne einen Fluchtplan loszuziehen.
    Sie spülte das letzte Glas und stel te den Wasserhahn ab.
    Erst nachdem sie das Glas zum Trocknen aufgestel t und sich die Hände abgetrocknet hatte, wandte sie sich mir zu.
    Einen in Leder gekleideten Vamp beim Abspülen beobachten zu können, machte vieles in meinem verrückten Leben wieder wett.
    »Okay, lass es mich noch mal zusammenfassen«, sagte sie nun. »Trent hat dich auf frischer Tat ertappt, und anstatt dich den Behörden zu übergeben, hat er dich zu den Rattenkämpfen gebracht, um deinen Wil en zu brechen, damit du anschließend für ihn arbeitest?«
    »Jepp.« Ich streckte mich, um an die Kekstüte zu kommen, die neben Ivys Computer lag.
    »Das macht Sinn.« Sie schnappte sich meinen leeren Tel er, spülte ihn und stel te ihn zum Abtropfen neben die Gläser.
    Von meinem Geschirr abgesehen, waren keine Tel er, Besteck oder Schüsseln abzuwaschen gewesen. Nur ungefähr zwanzig Gläser, in denen jeweils ein Rest Orangensaft gewesen war.
    »Wenn du dich das nächste Mal mit einem Typen wie Trent anlegst. . können wir dann wenigstens einen Plan ausarbeiten, für den Fal , dass du erwischt wirst?«, fragte sie mit dem Rücken zu mir. Ihre Schultern wirkten verkrampft.
    Verärgert sah ich von meinen Keksen auf. Ich öffnete den

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