Band 1 - Blutspur
schlug. »Hier!«, rief eine laute Stimme. »Er hat li er drin einen gefunden.«
Ohne jede Hoffnung hob ich den Kopf. Mein Kiefer ließ sich kaum noch bewegen, und die Pinienseife hatte mein Fel verfilzt und brannte in meinen Augen. Ich wandte mich um und konnte durch den Spalt die kratzenden Pfoten des Hundes erkennen. Und das Loch war immer noch nicht groß genug. Ein scharfes Quietschen lenkte mich von der Bedrohung ab. Baron hockte neben dem Loch und deutete nach unten.
»Es ist nicht groß genug für dich«, sagte ich.
Baron sprang auf mich zu, zog mich zum Loch, und stieß mich nach unten. Das Gebel des Hundes wurde lauter, als ich ins Bodenlose fiel.
Ich streckte al e vier Pfoten aus, um an dem glatten Rohr Halt zu finden, und tatsächlich gelang es mir, mit einer Vorderpfote eine Schweißnaht zu greifen, die meinen Fal stoppte. Über mir hörte ich noch immer den Hund, der wild bel te, mit den Pfoten den Boden zerkratzte und jaulte. Dann rutschte ich ab und landete kurz darauf auf trockener Erde.
Ich blieb erschöpft liegen und wartete auf Barons Todesschrei.
Ich hätte dableiben sol en, dachte ich verzweifelt. Ich hätte es niemals zulassen dürfen, dass er mich in das Loch stößt. Ich hatte doch gewusst, dass es nicht groß genug für ihn war.
Auf einmal hörte ich ein hektisches Kratzen und einen Aufpral neben mir.
»Du hast es geschafft!«, fiepte ich, als ich Baron erkannte, der im Dreck lag und al e viere von sich streckte.
Jenks sauste nach unten und verstärkte das Dämmerlicht durch sein Glühen. Er hielt ein Hundebarthaar in der Hand.
»Du hättest ihn sehen sol en, Rachel«, sagte er aufgeregt. »Er hat den Hund direkt in die Nase gebissen. Zack, Bumm, Slam-bam, und vielen Dank auch, Ma'am!«
Der Pixie umkreiste uns aufgedreht, Baron jedoch zitterte.
Er hatte sich zu einem pelzigen Bal zusammengerol t und sah so aus, als ob er sich gleich übergeben müsste. Ich kroch auf ihn zu, um mich bei ihm zu bedanken. Als ich ihn an der Schulter berührte, sprang er auf und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
»Schafft die Töle raus!«, tönte eine wütende Stimme durch die Bodenbretter, und wir sahen nach oben in das entfernte Licht. Das Gebel entfernte sich, und ich wurde ruhiger.
»Jawohl,« war nun Jim zu hören. »Das sind frische Nagespuren. Einer ist hierdurch entkommen.«
»Wie kommen wir da runter?« Ich erkannte Trents Stimme und drückte mich flach auf den Boden.
»Es gibt im Gang eine Fal tür, aber der Zwischenraum ist durch einige Lüftungsschächte zur Straße hin offen.« Ihre Stimmen wurden leiser, als sie davongingen. »Es tut mir leid, Mr. Kalamack«, sagte Jim. »Es hat bei uns noch nie einen Ausbruch gegeben. Ich werde sofort jemanden da runterschicken.«
»Nein. Sie ist weg.« In seiner Stimme lag tatsächlich so etwas wie Frustration, und ich fühlte einen Hauch von Triumph. Für Jonathan würde die Heimfahrt wohl nicht besonders angenehm werden. Ich richtete mich wieder auf und seufzte. Mein Ohr und meine Augen brannten. Ich wol te nach Hause.
Baron lenkte mit einem Quieken meine Aufmerksamkeit auf sich und deutete auf die Erde. Ich sah, dass er in ordentlichen Buchstaben »danke« in den Schmutz geschrieben hatte. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, hockte mich neben ihn und schrieb »gern geschehen«. Meine Buchstaben sahen neben seinen eher schlampig aus.
»Ihr beiden seid ja soo süß«, spottete Jenks. »Können wir jetzt endlich abhauen?«
Baron sprang gegen das Gitter des Lüftungsschachts und hakte sich mit al en vier Füßen ein. Nachdem er sie eingehend studiert hatte, begann er die Nähte mit seinen Zähnen zu bearbeiten.
23
Akribisch kratzte ich den Frischkäserest in der Packung zu einem kleinen Haufen zusammen und zog meinen mitter-nachtsblauen Bademantel zurecht, um meine Knie vor dem kalten Luftzug zu schützen. Ich war damit beschäftigt, mir den Bauch vol zuschlagen, während Baron sich wieder in einen Menschen verwandelte und in unserem zweiten Badezimmer, das jetzt offiziel meins war, eine Dusche nahm.
Ich konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen. Ivy und ich waren uns einig, dass er ein prächtiges Exemplar von einem Mann sein musste, wenn er wer weiß wie lange die Rattenkämpfe überlebt hatte. Auf jeden Fal war er mutig, ritterlich und unbeeindruckt von Vampiren. Letzteres war besonders faszinierend, da er, wie Jenks herausgefunden hatte, ein Mensch war.
Jenks hatte vom ersten verfügbaren Telefon aus Ivy angerufen, damit
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