Band 1 - Blutspur
bringen.
»Aber dann wärst du schmerzfrei.« Ivy, die Kämpferin in Leder und Seide. »Warum musst du immer al es auf die harte Tour machen?«
»Ich mache gar nichts auf die harte Tour. Ich wil ganz einfach nicht wieder bewusstlos werden«, erwiderte ich und musste tief durchatmen, um nicht selbst für eine Ohnmacht zu sorgen.
»Meine Damen«, murmelte Keasley beruhigend, »ich denke auch, dass es einfacher wäre, sie zu betäuben, vor al em für sie selbst, aber ich werde sie nicht dazu zwingen.«
»Danke«, sagte ich teilnahmslos.
»Viel eicht könntest du noch ein paar Töpfe Wasser vorbereiten, Ivy, und noch ein paar Handtücher holen?«
Die Mikrowel e piepte und Ivy wandte sich ab. Welche Tasse hatte die denn nicht im Schrank?
Keasley beschwor ein zweites Amulett und hängte es neben das erste. Es war ein weiterer Schmerzzauber, und die doppelte Wirkung ließ mich erleichtert die Augen schließen.
Als Ivy einen Becher heiße Schokolade und einen Stapel frischer Handtücher auf den Tisch beförderte, riss ich sie wieder auf, doch sie verschwand sofort wieder in der Küche, wo sie ihre unangebrachte schlechte Laune an den Schränken ausließ.
Ich zog behutsam den Arm, mit dem ich den Schlag des Dämons abgeblockt hatte, unter der Decke hervor. Die Schwel ung war zurückgegangen, sodass ich eine Sorge weniger hatte - zumindest war er nicht gebrochen. Ich bewegte vorsichtig meine Finger, und Keasley drückte mir wie aufs Stichwort die heiße Schokolade in die Hand. Der Becher war angenehm warm, und die süße Flüssigkeit wirkte beruhigend auf meine angespannten Nerven.
Während ich den Kakao schlürfte, fixierte Keasley mit den Handtüchern meine rechte Schulter. Er holte eine Spritzflasche aus seiner Tasche und wusch mir die letzten Blutspuren vom Hals, was die Tücher sofort durchnässte.
Hochkonzentriert drückte er auf das verletzte Gewebe.
»Au!« Ich verschüttete fast die Schokolade, als ich heftig zusammenzuckte. »Muss das wirklich sein?«
Keasley grunzte unverbindlich und hängte mir ein drittes Amulett um. Dieser Zauber war so stark, dass mir ganz schwummrig wurde. Ich wunderte mich kurz, wo er einen so starken Zauber herbekommen hatte, aber dann fiel mir wieder ein, dass er an Arthritis litt. Man brauchte schon verdammt starke Magie, um diesen Schmerz zu lindern, und ich fühlte mich schuldig, dass er seine medizinisch notwendigen Amulette auf mich übertrug. Er begann wieder, die Wunde abzutasten, aber diesmal spürte ich nur einen leichten Druck. Ich signalisierte ihm, dass al es in Ordnung war.
»Wie alt ist der Biss?«
»Hmm.« Ich versuchte, die Benebelung von den Amuletten zu durchdringen. »Sonnenuntergang?«
»Und jetzt ist es wie spät, kurz nach neun?« Er schaute auf die Uhr am CD-Player. »Gut, dann können wir dich problemlos wieder zusammenflicken.« Keasley winkte Matalina heran und verwandelte sich plötzlich in einen Dozenten. »Schau mal hier«, erklärte er der Pixiefrau, »das Gewebe wurde eher aufgeschlitzt als zerrissen. Vampirbisse sind immer einfacher zu vernähen als Werwolfbisse. Die Wunden sind nicht nur sauberer, man muss sie auch nicht von fremden Enzymen befreien.«
Matalina flog noch näher heran. »Dornenspeere hinterlassen solche Wunden. Aber ich habe bis jetzt noch nichts gefunden, das den Muskel zuverlässig fixiert, während die Wundränder wieder zusammenwachsen.«
Mein Gesicht verlor das letzte bisschen Farbe, während ich weiter an meinem Kakao nippte. Ich wünschte, sie würden aufhören, über mich zu reden wie über ein wissenschaftliches Experiment oder ein Stück Gril fleisch.
»Ich benutze immer resorbierbare Fäden aus der Veterinärmedizin«, fuhr Keasley in seiner Erklärung fort.
»Veterinärmedizin?«, hakte ich beunruhigt nach.
»Die Tierkliniken werden nicht kontrol iert«, erwiderte er geistesabwesend. »Aber ich habe einmal gehört, dass die Hauptader des Lorbeerblatts stabil genug ist für die Anwendung bei Fairies und Pixies. Für die Flügelmuskulatur würde ich al erdings nur Darmfasern verwenden. Möchtest du welche?« Er wühlte wieder in seiner Tüte und legte ein paar kleine Umschläge auf den Tisch. »Sieh es einfach als Bezahlung für die Pflanzenteile, die du mir überlassen hast.«
Matalinas Flügel verfärbten sich zu einem zarten Rose.
»Eigentlich hätte ich sie Ihnen gar nicht geben dürfen, es sind ja nicht meine Pflanzen.«
»Sind sie wohl«, unterbrach ich sie. »Ich muss fünfzig Dol ar weniger Miete
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