Band 1 - Blutspur
paar staubige Bowling-Pokale und einige Aktenstapel ins Auge fielen. An einer Wand waren Aktenschränke aufgereiht, auf denen sich fast bis zur Decke Fotoalben stapelten. Hinter Eddens Schreibtisch hing eine Uhr an der Wand, die ein nerviges Ticken von sich gab, außerdem ein Foto von ihm und meinem alten Boss Denon, wie sie sich lächelnd vor dem Rathaus die Hände schüttelten.
Edden wirkte neben Denons vampirischer Eleganz klein und gewöhnlich.
Ich konzentrierte mich wieder auf Edden. Er hing entspannt in seinem Stuhl und wartete ganz offensichtlich darauf, dass ich die Musterung seines Büros beendete. Wenn er mich nach meiner Meinung gefragt hätte, dann hätte ich ihm gesagt, für was für einen Chaoten ich ihn hielt. Aber trotz al er Unordnung strahlte der Raum Effizienz aus - hier wurde wirklich gearbeitet. Bildlich gesprochen war er von Denons sterilem Hightechbüro ungefähr so weit entfernt wie mein alter Schreibtisch von einem Friedhof. Das gefiel mir; wenn ich schon jemandem vertrauen musste, dann lieber einem, der genauso unorganisiert war wie ich.
Edden setzte sich ordentlich hin. »Ich muss zugeben, dass meine Unterhaltung mit Tamwood äußerst interessant war, Ms. Morgan. Als einem ehemaligen I.S.-Agenten ist Ihnen sicherlich bewusst, wie imagefördernd eine Verhaftung von Trent Kalamack für das FIB sein könnte. Erst recht, wenn es um die Herstel ung und Verbreitung il egaler Biodrogen geht.«
Er hatte es auf den Punkt gebracht. Ja, ich begann wirklich, diesen Typen zu mögen. Doch ich blieb weiterhin stumm. Da war noch etwas.
Edden legte den gesunden Arm auf seinen Schreibtisch und ließ den in der Schlinge in seinen Schoß sinken. »Aber Sie werden sicher auch verstehen, dass ich den Abgeordneten Kalamack nicht nur aufgrund eines Hinweises von einem ehemaligen I. S.-Runner verhaften lassen kann.
Auf Sie ist immerhin ein Kopfgeld ausgesetzt, il egal oder nicht.«
Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich hatte recht gehabt. Er hatte Ivy in Gewahrsam behalten, um mich hlerhei zu locken. Für einen kurzen Moment fragte ich mich panisch, ob er Zeit schinden wol te, weil er die I. S. bereits angerufen hatte, damit sie mich festnahmen. Doch als ein schmerzhafter Adrenalinschub einsetzte, verschwanden diese Überlegungen. Das FIB und die LS. waren bittere Rivalen.
Wenn Edden also mein Kopfgeld einstreichen wol te, würde er es selbst machen und nicht die I. S. dazu einladen. Er hatte mich hierher bestel t, um sich ein Bild von mir zu machen.
Aber wozu? Ich beschloss, die Kontrol e über das Gespräch an mich zu reißen, und lächelte, was schmerzhafte Impulse in meinem geschwol enen Auge auslöste. Anstatt meine übliche Ausweichtaktik anzuwenden, schaute ich ihm offen ins Gesicht und verbannte dazu meine Nervosität aus den Schultern in den Magen, wo er sie nicht sehen konnte. »Ich möchte mich für das Verhalten meiner Partnerin entschuldigen, Captain Edden«, sagte ich mit einem vielsagenden Blick auf sein verbundenes Handgelenk. »Ist es gebrochen?«
Er ließ sich seine Überraschung kaum anmerken. »Ein vierfacher Bruch. Morgen erfahre ich, ob sie mir einen Gips anlegen werden oder ob es einfach so heilen sol . Und in diesem verdammten Krankenhaus habe ich nichts Stärkeres als Aspirin bekommen. Nächste Woche ist Vol mond, Ms.
Morgan. Können Sie sich vorstel en, wie weit ich mit meiner Arbeit in Rückstand gerate, wenn ich auch nur einen Tag ausfal e?«
Das war ja al es ganz nett, brachte uns aber nicht weiter.
Meine Schmerzen wurden immer stärker, und ich musste herausfinden, was Edden wol te, bevor es zu spät war, Kalamack zu erwischen. Es musste um mehr gehen als nur um Trent, denn darüber hätte er auch mit Ivy al ein verhandeln können.
Ich setzte mich in meinem Stuhl auf, nahm eines meiner Amulette ab und schob es über den Schreibtisch. Meine Tasche war vol er Amulette, aber keines davon half gegen Schmerzen. »Ich verstehe, Captain Edden. Und ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden, die al en Seiten gerecht wird.« Als ich meine Finger von der kleinen Scheibe löste, brachen die Schmerzen mit vol er Wucht über mich herein. In meinem Magen breitete sich Übelkeit aus, und ich fühlte mich dreimal so schwach wie vorher. Ich konnte nur hoffen, dass dieses Angebot kein Fehler gewesen war. Wie die Reaktion der Empfangsdame mal wieder gezeigt hatte, tolerierten nur wenige Menschen die Inderlander, geschweige denn ihre Magie. Aber es war das Risiko wert,
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