Band 1 - Blutspur
außerdem wirkte Edden außergewöhnlich aufgeschlossen.
Nun musste ich nur noch herausfinden, wie weit diese Un-voreingenommenheit ging.
Er wirkte vor al em neugierig, als er nach dem Amulett griff. »Sie wissen, dass ich das nicht annehmen kann«, sagte er. »Als ein FIB-Beamter muss ich das als. .« Sein Gesicht wurde weich, als sich seine Finger um das Amulett schlossen und der Schmerz in seinem Handgelenkverschwand.
«. .Bestechung betrachten«, schloss er schwach.
Unsere Blicke begegneten sich, und trotz meiner Schmerzen musste ich lächeln. »Ein Handel.« Ich hob fragend eine Augenbraue, wobei ich das Ziehen des Heftpflasters ignorierte. »Eine Aspirin für eine andere?« Wenn er clever war, verstand er das als einen Versuch, die Grenzen auszuloten. War er es nicht, spielte es auch keine Rol e, denn dann war ich am Ende der Woche Geschichte. Doch wenn es keine Möglichkeit gäbe, ihn zu einer angemessenen Reaktion auf meinen Tipp zu bewegen, säße ich wohl kaum in seinem Büro.
Für einen Moment blieb Edden regungslos, als hätte er Angst, sonst den Zauber zu brechen. Schließlich breitete sich ein offenes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er lehnte sich zur geöffneten Tür und brül te in den Gang hinaus: »Rose! Bring mir ein paar Aspirin, ich sterbe hier drin.« Dann lehnte er sich grinsend zurück und hängte sich das Amulett um den Hals, das er geschickt unter seinem Hemd verbarg. Seine Erleichterung war offensichtlich. Es war ein Anfang.
Meine Unruhe wuchs, als eine gestresst aussehende Frau hereinkam. Sie fuhr sichtbar zusammen, als sie uns in Eddens Büro entdeckte. Schließlich riss sie sich von meinem Anblick los und hielt ihm zwei Plastikbecher hin, doch Edden deutete nur auf seinen Schreibtisch. Die Frau runzelte die Stirn, stel te die Becher ab und verließ kommentarlos den Raum. Kaum war sie draußen, streckte Edden einen Fuß aus und schob damit die Tür zu. Er wartete einen Moment, schob dann seine Bril e höher auf die Nase und legte seinen gesunden Arm über den verletzten.
Ich schluckte, als ich nach den beiden Bechern griff. Nun war es an mir, Vertrauen zu beweisen. In diesen kleinen weißen Pil en konnte al es sein, doch ich konnte mir nicht vorstel en, dass sie meine Schmerzen lindern würden. Die Tabletten klapperten, als ich den Becher heranzog und hineinstarrte.
Ich hatte von Tabletten gehört, vor al em durch eine Zimmergenossin, die darauf geschworen hatte. Sie hatte immer ein Fläschchen mit weißen Pil en im Bad stehen gehabt und behauptet, dass sie besser helfen würden als Amulette, ohne dass man sich dabei in den Finger stechen müsste. Ich hatte ihr einmal dabei zugesehen, wie sie eine nahm. Man müsste sie im Ganzen schlucken.
Nick lehnte sich zu mir rüber. »Du kannst sie in deiner Hand verschwinden lassen, wenn du wil st«, flüsterte er, doch ich schüttelte den Kopf. Mit einer schnel en Bewegung kippte ich die Tabletten runter und schmeckte das bittere Aroma von Weidenrinde, als ich ihnen einen Schluck Wasser folgen ließ. Als die Pil en meine Speiseröhre hinabglitten, musste ich husten und biss die Zähne zusammen, um den Schmerz zu unterdrücken, den die heftige Bewegung auslöste. Und durch so etwas sol te ich mich besser fühlen?
Nick klopfte mir behutsam auf den Rücken. Unter Tränen sah ich, wie Edden sich das Lachen über meine Ungeschicklichkeit verkniff. Entschlossen schob ich Nick von mir weg und versuchte, mich aufrecht hinzusetzen. Dann wartete ich einige Augenblicke, doch die Aspirin wirkten immer noch nicht. Ich seufzte. Nichts. Kein Wunder, dass die Menschen so misstrauisch waren. Ihre Arzneien halfen nicht.
»Ich kann Ihnen Kalamack ausliefern, Captain Edden.« Ich schaute auf die Uhr hinter ihm, es war 22:45 Uhr. »Ich habe Beweise dafür, dass er im Drogengeschäft ist, dass er sie herstel t und vertreibt.«
Eddens Augen leuchteten auf. »Geben Sie mir diese Beweise, dann fahren wir zum Flughafen.«
Ich konnte fühlen, wie jeglicher Ausdruck aus meinem Gesicht wich. Ivy hatte ihm so viel erzählt, und trotzdem wol te er noch mit mir reden? Wieso hatte er die Informationen nicht einfach genutzt und den Beifal kassiert?
Das wäre doch nun weiß Gott wesentlich einfacher für ihn gewesen. Was hatte er vor? »Ich habe nicht al e Details«, gestand ich. »Aber ich war Zeuge, als er die entsprechenden Vorbereitungen getroffen hat. Wenn wir die Drogen finden, ist das doch wohl Beweis genug.«
Edden presste die Lippen so fest aufeinander,
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