Band 1 - Blutspur
ich seinem Griff entglitt und auf dem Pflaster aufschlug.
Verzweifelt versuchte ich, die andere Straßenseite zu erkennen, bis eine vertraute, effiziente Bewegung meine Aufmerksamkeit erregte. Jonathan lief zwischen dem Rettungspersonal und den Gaffern auf und ab. Der große, eigentlich unscheinbare Mann war leicht zu erkennen, da er die Menge um einen Kopf überragte. Nun steuerte er eilig auf ein Auto zu, das vor dem Feuerwehrwagen stand. Ich starrte die große schwarze Limousine an, und mir wurde schlecht, als ich erkannte, wer wahrscheinlich darin saß.
Nick versuchte, mich hochzuziehen, doch ich schob ihn zur Seite und fluchte, als mir Menschen und Autos die Sicht versperrten. Die getönte Seitenscheibe wurde heruntergelassen. Trent sah mir direkt in die Augen, und mein Atem stockte. Im Licht der Rettungsfahrzeuge konnte ich sein Gesicht sehen. Es war vol er Blutergüsse, und sein Kopf war bandagiert. In seinem Blick lag so viel Zorn, dass sich in meinem Inneren al es zusammenzog. »Trent«, zischte ich, als Nick mich unter den Schultern packte, um mir auf die Beine zu helfen.
Nick erstarrte und wir beobachteten gemeinsam, wie Jonathan neben dem Wagen stehen blieb. Er beugte sich zum Fenster runter, um Trent verstehen zu können. Mein Puls raste, als der große Mann sich abrupt aufrichtete und Trents Blick über die Straße folgte. Er strahlte so viel Hass aus, dass ich zu zittern begann.
Trents Lippen bewegten sich und Jonathan gehorchte. Mit einem letzten hasserfül ten Blick auf mich stakste er zur Fahrertür und knal te sie so laut zu, dass ich es trotz des Lärms um uns herum hörte.
Ich konnte meine Augen nicht von Trent abwenden.
Plötzlich verzog er die Lippen zu einem bösartigen Lächeln, und meine Angst wuchs, als ich das Versprechen darin erkannte. Dann schloss sich das Wagenfenster und das Auto fuhr langsam davon.
Einen Moment lang war ich paralysiert. Nicht Denon hatte mir den Dämon auf den Hals gehetzt - es war Trent gewesen.
33
Ich bückte mich, um die Zeitung von der Kirchentreppe aufzuheben. Der Geruch des frisch gemähten Grases und der feuchten Straße erfül te meine Sinne und war wie Balsam für meine Seele. Plötzlich bewegte sich etwas auf dem Gehweg.
Mit klopfendem Herzen ließ ich mich in die Hocke fal en.
Peinlicherweise erkannte ich zu spät, dass es sich um das kleine Mädchen auf dem rosa Fahrrad handelte. Ich hörte sie kichern, als sie die Straße hinunterstrampelte, als sei der Teufel hinter ihr her. Als sie um die Ecke verschwand, verzog ich das Gesicht und schlug frustriert mit der Zeitung gegen meine Hand. Ich war mir sicher, dass sie jeden Nachmittag extra auf mich wartete.
Es war inzwischen eine Woche her, dass die Todesdrohung der I. S. offiziel annul iert worden war, doch ich sah immer noch überal Attentäter. Die I. S. war al erdings auch nicht die einzige Partei, die mich tot sehen wol te.
Ich atmete tief durch, zwang das Adrenalin, sich zurückzuziehen, und schloss die Kirchentür hinter mir. Das beruhigende Knistern der Zeitung hal te von den dicken Balken und den massiven Wänden des Altarraums wider, als ich nach einer bestimmten Rubrik suchte. Dann klemmte ich mir den Rest der Zeitung unter den Arm und überflog auf dem Weg in die Küche die Kleinanzeigen.
»Wurde auch Zeit, dass du endlich aufstehst, Rachel«, stichelte Jenks, als er mich im Flur abfing und laut summend um mich herumflog. Er trug das, was er als
»Schmutzklamotten« bezeichnete, sah aus wie ein Miniatur-Peter-Pan mit Flügeln und roch nach Garten. »Holen wir uns nun die CD, oder was?«
»Hi, Jenks.« Ich spürte, wie bei seiner Frage die vertraute Mischung aus Angst und Erwartung in mir hochstieg.
»Ja, gestern kam die Anfrage wegen eines Kammerjägers.«
Ich breitete die Zeitung auf dem Küchentisch aus und schob Ivys Farbstifte und Karten zur Seite, um Platz zu schaffen.
»Sieh mal«, sagte ich und deutete auf die Seite. »Hier ist noch eine.«
»Lass sehen.« Der Pixie landete mitten auf dem Blatt und stemmte die Hände in die Hüften. Ich fuhr mit dem Finger über die Zeilen und las vor: »TK wünscht Wiederaufnahme der Gespräche mit RM zwecks möglicher Geschäftsbeziehungen.«
Es war keine Telefonnummer angegeben, aber es war klar, von wem die Anzeige stammte: Trent Kalamack.
Bleierne Schwere ließ mich auf einen Stuhl sinken, und ich starrte an Mr. Fishs neuem Kognakschwenker vorbei in den Garten hinaus. Auch wenn ich mich aus dem Vertrag freigekauft hatte und nun
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