Band 1 - Blutspur
vor der I. S. verhältnismäßig sicher war, musste ich immer noch mit Trent fertig werden. Ich wusste, dass er Biodrogen herstel te, also stel te ich eine Bedrohung für ihn dar. Im Moment zeigte er sich noch geduldig, aber wenn ich nicht bald zustimmte, mich auf seine Gehaltsliste setzen zu lassen, würde er mich sicherlich in den Boden stampfen.
Ich wol te ihn zurzeit al erdings gar nicht drankriegen, er sol te mich einfach nur in Ruhe lassen. Erpressung war in diesem Fal ein völ ig legitimes Mittel und zweifelsohne sicherer als der Versuch, ihn mithilfe der Justiz kaltzustel en.
Er war durch und durch Geschäftsmann, und die Drohung eines zermürbenden und kostenintensiven Prozesses sol te ausreichen, um sein Verlangen nach meiner Mitarbeit oder meinem Tod im Zaum zu halten. Aber dazu brauchte ich mehr als nur eine Seite aus seinem Terminkalender. Und das würde ich mir heute besorgen.
»Nette Strumpfhose, Jenks«, krächzte Ivy im Flur. Ich fuhr zusammen, schaffte es aber, die Bewegung abzufangen und es so aussehen zu lassen, als zupfe ich mir nur das Haar zurecht. Ivy lehnte im Türrahmen und erinnerte mich in ihrem schwarzen Morgenmantel an einen lustlosen Sensenmann.
Sie schlurfte zum Fenster und schloss die Vorhänge, anschließend ließ sie sich in dem nun dämmrigen Licht gegen die Arbeitsplatte fal en.
»Du bist früh auf.«
Ivy goss sich kommentarlos eine Tasse Kaffee vom Vortag ein und ließ sich mir gegenüber in einen Stuhl sinken. Ihre Augen waren gerötet und sie hatte sich den Gürtel ihres Morgenmantels nur nachlässig um die Hüfte geschlungen.
Teilnahmslos berührte sie die Zeitung, auf der Jenks'
schmutzige Fußabdrücke prangten. »Heute Nacht ist Vol mond. Machen wir es?«
Ich stand auf und ging zur Spüle, um den Kaffee wegzuschütten und frischen zu machen, bevor Ivy den kalten Rest austrank. Das war sogar für mich zu unappetitlich.
»Ja«, bestätigte ich angespannt.
»Bist du sicher, dass du dich stark genug fühlst?«, fragte sie mit einem Blick auf meinen Hals.
Natürlich bildete ich mir das nur ein, aber ich hatte das Gefühl, als zwickte die Haut an der Stel e, auf der ihr Blick ruhte. »Mir geht's gut«, antwortete ich und unterdrückte den Impuls, den Hals mit der Hand zu bedecken. »Besser als gut, ich fühle mich großartig.«
Ivys fade Kekse hatten zwar dafür gesorgt, dass ich zwischen Übelkeit und Heißhunger hin und her schwankte, aber meine Kraftreserven waren in der erschreckend kurzen Zeit von drei Tagen zurückgekehrt. Matalina hatte mir schon die Fäden gezogen, und es war nur eine kaum sichtbare Narbe zurückgeblieben. Dieser schnel e Heilungsprozess war irgendwie beunruhigend, und ich fragte mich manchmal, ob ich später dafür würde bezahlen müssen, und vor al em, in welcher Form.
»Ivy?« Ich nahm das Kaffeepulver aus dem Kühlschrank.
»Was war in diesen Cookies?«
»Brimstone.«
Schockiert drehte ich mich um. »Was?!«
Jenks kicherte, aber Ivy ließ mich nicht aus den Augen.
»Das war nur ein Witz«, sagte sie trocken, als sie aufstand.
Ich war immer noch fassungslos. »Kannst du keinen Scherz vertragen?«, fügte sie hinzu und schlurfte in den Flur. »Gib mir eine Stunde, ich werde Carmen anrufen und ihr Feuer unterm Hintern machen.«
Jenks erhob sich summend in die Luft. »Großartig, ich wil mich nur noch schnel von Matalina verabschieden.« Als er zwischen den Gardinen verschwand, drang ein Sonnenstrahl in die Küche, der den Pixie aufleuchten ließ.
»Wir werden frühestens in einer Stunde aufbrechen, Jenks!« So lange würde er doch wohl nicht brauchen, um sich zu verabschieden.
»Ja und?«, kam es von draußen zurück, »glaubst du, meine Kinder sind einfach so aus dem Boden geschossen?«
Errötend drückte ich den Schalter der Kaffeemaschine. Die Anspannung beschleunigte meine Bewegungen, und in meinem Bauch breitete sich eine seltsame Wärme aus.
Während der vergangenen Woche hatte ich Jenks' und meinen Ausflug zu Trent peinlich genau vorbereitet. Ich hatte einen Plan. Ich hatte einen Notfal plan. Ich hatte so viele Pläne, dass es mich wunderte, dass sie mir nicht zu den Ohren herauskamen, wenn ich mir die Nase putzte.
Dank meiner Nervosität und Ivys zwanghafter Einhaltung von Zeitplänen trafen wir uns exakt eine Stunde später auf dem Kirchenvorplatz. Wir trugen beide Motorradkleidung, sodass wir zusammen knapp dreieinhalb Meter Coolness ergaben, wovon al erdings ein Großteil auf Ivys Konto ging.
Außerdem waren wir
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