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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Der Kragen seines Hawai hemdes war aufgestel t. Das ganze Büro machte sich über seinen Versuch lustig, wie Sonny Crockett auszusehen.
    Mit seinen kleinen schielenden Augen und der langen, dünnen Nase konnte er dabei nur scheitern. Erbärmlich.
    »Ich weiß, was abgeht, Morgan«, sagte Denon und lenkte damit meine Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte eine tiefe, kehlige Stimme, wie sie nur schwarze Männer und Vampire haben dürfen. Es gibt da irgendwo so eine Regel. Tief und weich. Schmeichelnd. Die Verheißung, die darin lag, ließ mich schaudern und Angst durchdrang mich.
    »Bitte?«, fragte ich, erleichtert, dass meine Stimme nicht zitterte. Dadurch ermutigt, schaute ich ihm in die Augen.
    Mein Atem ging schnel und ich verkrampfte mich. Er versuchte, mich in seinen Bann zu ziehen. Um drei Uhr nachmittags. Verdammt.
    Denon lehnte sich über den Raumteiler und legte lässig die Arme darauf. Sein Bizeps war angespannt und die Venen traten hervor. Meine Nackenhaare stel ten sich auf, und ich kämpfte gegen den Drang, mich umzudrehen. »Jeder denkt, dass du wegen der armseligen Aufträge, die ich dir gegeben habe, aussteigen wil st«, sagte er, seine beruhigende Stimme schien die Worte zu liebkosen, als sie über seine Lippen kamen.
    »Sie könnten richtig liegen.«
    Er richtete sich auf und ich zuckte zusammen, als das Plastik erneut quietschte. Seine braune Iris war komplett hinter den geweiteten Pupil en verschwunden. Verflucht nochmal!
    »Ich versuche seit zwei Jahren, dich loszuwerden«, sagte er schließlich. »Du hast also Glück.« Er lächelte und zeigte dabei rein menschliche Zähne. »Du hast mich vol erwischt. Ein minderwertiger Backup, unlesbare Nachrichten, undichte Stel en bei deinen Fäl en, und als ich dich dann endlich dazu kriege zu gehen, nimmst du meinen besten Runner mit.«
    Sein Blick verschärfte sich. Ich zwang mich, meine Hände zu öffnen, und es gelang mir, seine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. »Das ist nicht gut, Morgan.«
    Ich war das nicht, dachte ich und meine Angst verblasste vor der plötzlichen Erkenntnis. Ich war das nicht. Al diese Fehler, sie waren nicht meine Schuld. Doch dann schob sich Denon in die Öffnung zwischen den Trennwänden, die meine Tür bildete.
    Mit einem ohrenbetäubenden Klappern von Metal und Plastik fand ich mich auf meinen Füßen wieder. Mein Körper wurde gegen den Schreibtisch gedrückt. Papier knirschte; die Maus fiel vom Tisch und baumelte hin und her. Denons Augen waren zwei riesige schwarze Löcher. Mein Puls raste.
    »Ich mag dich nicht, Morgan«, sagte er und sein Atem ließ mich frösteln. »Ich habe dich nie gemocht. Deine Methoden sind unprofessionel und schlampig, wie die deines Vaters.
    Dass du nicht einmal diesen Leprechaun gefasst hast, ist einfach unfassbar.« Sein Blick verschwamm und ich hielt die Luft an, als seine Augen glasig wurden, ein Zeichen dafür, dass sein Verstand sich zurückgezogen hatte.
    Bitte erfül e dich, dachte ich verzweifelt. Kann mein Wunsch sich bitte erfül en? Denon lehnte sich zu mir herüber und ich bohrte mir die Nägel in die Handflächen, um nicht zusammenzubrechen. Ich zwang mich, gleichmäßig zuatmen.
    »Unfassbar«, wiederholte er, als ob er es tatsächlich nicht glauben könnte. Aber dann schüttelte er verächtlich den Kopf.
    Ich atmete auf, als er sich zurückzog. Jetzt wanderte sein Blick auf meinen Hals mit der wild pulsierenden Schlagader.
    Ich versuchte, sie mit meiner Hand zu verbergen, und er lächelte mich zärtlich an. An seinem wohlgeformten Hals war nur eine einzige Narbe zu sehen. Ich fragte mich, wo die restlichen waren.
    »Sobald du hier raus bist«, flüsterte er, »bist du Freiwild.«
    Schock und Angst verbanden sich zu ekelerregender Übelkeit. Er würde ein Kopfgeld auf mich aussetzen. »Das kannst du nicht machen«, stammelte ich. »Du wol test doch, dass ich gehe.«
    Er blieb reglos, aber diese scheinbare Ruhe machte mir mir noch mehr Angst. Ich starrte ihn an, als er langsam Luft holte, wobei sich seine Lippen röteten und noch ein wenig vol er wurden. »Hierfür wird jemand sterben, Rachel«, flüsterte er, und die Art, wie er meinen Namen aussprach, jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Tamwood kann ich nicht töten, also wirst du ihr Prügelknabe sein.« Er hob ironisch eine Augenbraue. »Herzlichen Glückwunsch.«
    Meine Hand fiel kraftlos von meinem Hals, als er aus meinem Büroabteil schlenderte. Ihm fehlte Ivys Geschmeidigkeit. Das war der Unterschied zwischen der hohen

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