Band 1 - Blutspur
Mr. Fish, den Beta im Glas, den ich auf der letzten Weihnachtsfeier bekommen hatte, in meine Reinigungsschale. Es folgte der Behälter mit dem Fischfutter.
Da erregte ein gedämpfter Knal am anderen Ende des Raumes meine Aufmerksamkeit und ich sah über die Raumteiler hinweg auf die geschlossene Tür von Denons Büro.
»Du wirst nirgendwo hingehen, Tamwood!« Sein Geschrei wurde durch die Tür nur wenig gedämpft, sodass die Unterhaltung meiner Kol egen erstarb. Offensichtlich hatte Ivy gerade gekündigt. »Ich habe einen Vertrag. Du arbeitest für mich und nicht anders herum! Wenn du gehst, dann. .«
Hinter der geschlossenen Tür war ein Scheppern zu hören.
»Heilige Scheiße. .«, fuhr er fort, plötzlich zahm geworden.
»Wie viel ist das?«
»Genug, um mich aus dem Vertag freizukaufen«, erwiderte Ivy kalt. »Genug für dich und die Bürokraten im Kel er.
Verstehen wir uns jetzt?«
»Yeah«, sagte er, ebenso beeindruckt wie gierig. »Yeah. Du bist gefeuert.«
Mein Gehirn schien sich in Watte zu verwandeln und ich legte erschöpft den Kopf auf meine gefalteten Hände. Ivy hatte Geld? Warum hatte sie das letzte Nacht nicht erwähnt?
»Geh und wandel dich, Denon!« Ihre klare Stimme durchbrach die absolute Stil e, die sich auf das Büro gesenkt hatte. »Du hast mich nicht gefeuert, ich kündige! Du magst jetzt mein Geld haben, aber du wirst dich nie in eine hohe Kaste einkaufen können. Du bist zweitklassig und kein Geld dieser Welt kann daran etwas ändern. Selbst wenn ich in der Gosse leben und Ratten fressen müsste, wäre ich immer noch besser als du, und es bringt dich fast um, dass ich dir jetzt keine Rechenschaft mehr schuldig bin.«
»Denk bloß nicht, dass du deswegen in Sicherheit bist«, tobte er. Ich konnte mir gut vorstel en, wie die Venen an seinem Hals pulsierten. »Unfäl e passieren immer wieder.
Sieh dich vor, oder du wachst eines Tages auf und bist tot.«
Denons Tür öffnete sich, Ivy stürmte heraus und schlug die Tür so heftig hinter sich zu, dass die Lichter flackerten. Ihr Gesicht war angespannt, und ich denke nicht, dass sie mich überhaupt wahrnahm, als sie an meiner Bürokabine vorbeirauschte. Seit wir uns letzte Nacht getrennt hatten, hatte sie sich umgezogen und trug jetzt ein knielanges Seidenkleid, dessen Saum um ihre Beine wehte, als sie mit mörderischen Schritten hinausging. Ich war mir meiner sexuel en Vorlieben sicher genug, um zugeben zu können, dass es ihr sehr gut stand. Ihr bleiches Gesicht war vor Wut gerötet und es ging eine fast greifbare Spannung von ihr aus.
Sie ließ nicht den Vampir raus, sie war einfach fuchsteufelswild. Trotzdem umgab sie eine Kälte, die noch nicht einmal von dem einströmenden Sonnenlicht gedämpft wurde. Über ihrer Schulter hing eine leere Leinentasche und sie trug noch immer die Wunschmünze um den Hals.
Schlaues Mädchen, dachte ich. Heb ihn dir für schlechte Zeiten auf. Ivy ging die Stufen hinauf und ich zuckte zusammen, als die metal ene Feuertür zuschlug. Ich fühlte mich elend.
Jenks flitzte in mein Büro und summte wie eine debile Motte um meinen Kopf herum, während er mir den Verband an seinem Flügel zeigte. »Hi, Rachel«, sagte er unausstehlich fröhlich. »Was liegt an?«
»Nicht so laut«, flüsterte ich. Ich hätte al es für eine Tasse Kaffee gegeben, war mir aber nicht sicher, ob es mir die zwanzig Schritte bis zur Kaffeemaschine wert war. Jenks war in Zivil und in grel e, beißende Farben gekleidet. Violett passt nicht wirklich zu gelb. Hat es nie und wird es nie. Mein Gott, sogar sein Verband war violett. »Hast du keinen Kater«?
Er setzte sich auf meinen Stifthalter und grinste. »Nö. Der Metabolismus eines Pixies ist sehr effektiv, der Alkohol wird sehr schnel in Zucker umgewandelt. Ist das nicht tol ?«
»Bombig.« Vorsichtig wickelte ich ein Bild von mir und meiner Mutter ein und legte es neben das von Rosalind. Kurz kam mir die Idee, meiner Mutter zu erzählen, dass ich keinen Job mehr hatte, entschied mich aber aus offensichtlichen Gründen dagegen. Das konnte warten, bis ich einen neuen gefunden hatte. »Ist Ivy okay?«
»Yeah. Sie wird sich wieder fangen.« Jenks flitzte auf meinen eingetopften Lorbeerbaum. »Sie ist nur stinkig, dass ihre ganzen Ersparnisse draufgegangen sind, nur um den Vertrag zu lösen und ihren Hintern zu retten.«
Ich nickte und war froh, dass sie mich raushaben wol ten.
Es würde al es wesentlich leichter werden, wenn auf keinen von uns ein Kopfgeld ausgesetzt war.
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