Band 1 - Blutspur
angeboten hatte, damit ich nicht mein Leben für eine Dose Bohnen aufs Spiel setzen musste, war es fair. Ich würde sowieso für mich selbst kochen und Essen für zwei zu machen ist einfacher als für einen.
»Sicher«, sagte ich langsam. »Wir können es ja mal ausprobieren.«
»Also abgemacht.«
Ich schaute auf meine Uhr: Es war zwanzig vor zwei. Mein Stuhl quietschte auf dem Linoleum, als ich aufstand und mir einen Muffin schnappte. »Ich bin dann mal weg. Ich muss mir ein Auto oder so was besorgen. Diese Bus-Geschichte ist furchtbar.«
Ivy breitete die Comics über das Durcheinander, das ihren Computer umgab. »Die LS. wird dich nicht einfach so da reinmarschieren lassen.«
»Sie müssen. Das sind öffentliche Akten. Und sie werden mich wohl kaum festnageln, wenn ich von einem Haufen Zeugen umgeben bin, deren Schweigen teuer erkauft werden müsste. Das beschneidet doch ihre Gewinne«, erklärte ich bitter.
Ivys hochgezogene Augenbrauen sagten deutlicher als Worte, dass sie nicht überzeugt war.
»Schau«, sagte ich, als ich meine Tasche vom Stuhl nahm und sie durchsah. »Ich werde einen Tarnzauber verwenden, okay? Und beim ersten Anzeichen von Ärger bin ich weg.«
Das Amulett, mit dem ich herumwedelte, schien sie einigermaßen zufriedenzustel en, aber als sie sich wieder ihren Comics zuwandte, murmelte sie trotzdem: »Nimmst du Jenks mit?«
Es war nicht wirklich eine Frage und ich schnitt eine Grimasse. »Ja, sicher.« Ich wusste, dass er nichts anderes als ein Babysitter war, aber als ich meinen Kopf durch die Hintertür steckte und nach ihm rief, kam mir der Gedanke, dass es nett wäre, eine Begleitung zu haben. Selbst wenn es ein Pixie war.
8
Ich drückte mich tiefer in die Ecke meines Sitzes, damit mir niemand über die Schultern sehen konnte. Der Bus war gerammelt vol und ich wol te verhindern, dass irgendjemand mitbekam, was ich las.
»Fal s Ihr Vampir-Liebhaber übersättigt ist und sich nicht in Stimmung bringen lässt, versuchen Sie doch, etwas von ihm oder ihr zu tragen. Es muss nichts Großes sein, ein Taschentuch oder eine Krawatte können schon ausreichen.
Dem Geruch, der entsteht, wenn Ihr Schweiß sich mit seinem vermischt, kann auch der zurückhaltendste Vampir nicht widerstehen.«
Okay. Nie wieder Ivys Bademantel oder Nachthemd tragen.
»Oftmals bleibt schon bei der gemeinsamen Wäsche Ihrer Kleidung genügend Duft erhalten, um Ihrem Liebhaber zu zeigen, dass Sie sich um ihn bemühen.«
Gut. Getrennte Wäsche.
»Wenn Ihr Vampir-Liebhaber sich mitten in einem Gespräch an einen ruhigeren Ort zurückzieht, seien Sie versichert, dass er oder sie damit keine Zurückweisung ausdrückt. Es ist eine Einladung. Nun können Sie al e Register ziehen. Ein wenig Essen oder ein paar Getränke werden den Kiefer entspannen und den Speichelfluss anregen. Seien Sie nicht schüchtern. Rotwein ist übrigens passe. Versuchen Sie es lieber mit einem Apfel oder etwas ähnlich Knackigem.«
Verdammt.
»Nicht al e Vampire verhalten sich gleich. Versuchen Sie herauszufinden, ob Ihr Liebhaber Bettgeflüster mag. Das Vorspiel kann unterschiedliche Formen annehmen: Ein Gespräch über frühere Beziehungen oder die Blutlinien wird ihn zugänglich machen und seinen Stolz anregen, es sei denn Ihr Liebhaber gehört zu einem zweitklassigen Haus.«
Verdammt, verdammt. Ich war ein Nutte. Ich war ein verdorbenes Vampir-Flittchen.
Mit geschlossenen Augen ließ ich den Kopf gegen die Lehne fal en; plötzlich kitzelte warmer Atem meinen Nacken.
Ich schoss in die Höhe und drehte mich blitzschnel um.
Meine Hand schoss vor und klatschte gegen die Handfläche eines attraktiven Mannes. Er lachte über das satte Geräusch und hob entschuldigend beide Hände. Aber es war sein leicht amüsierter, berechnender Blick, der mich stoppte.
»Haben Sie schon einmal Seite neunundvierzig ausprobiert?«, fragte er und legte die gekreuzten Arme auf meine Rückenlehne.
Ich starrte ihn ausdruckslos an und sein Lächeln wurde verführerisch. Er war fast schon zu schön; die regelmäßigen Züge verrieten kindlichen Eifer. Sein Blick wanderte zu dem Buch in meiner Hand.
»Neunundvierzig«, wiederholte er, »Sie werden danach nie wieder dieselbe sein.«
Nervös schlug ich die entsprechende Seite auf. 0 - mein
-Gott! Ivys Buch war il ustriert. Aber dann zögerte ich und kniff verwirrt die Augen zusammen. War da noch eine dritte Person beteiligt? Und was zum Teufel war da an die Wand geschraubt?
»So rum«, sagte der Mann, griff
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