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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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verfolgt zu werden. Dann zog ich meinen Handspiegel aus der Tasche und tat so, als wol te ich mein Haar richten. Dabei achtete ich darauf, mindestens zweimal heftig gegen den Ohrring zu stoßen, auf dem Jenks saß.
    Ich war nun brünett, mit einer großen Nase. Ein Gummiband hielt mein immer noch langes und immer noch krauses Haar in einem Pferdeschwanz zusammen - manche Dinge sind schwieriger wegzuzaubern als andere. Ich trug die Jeansjacke auf links gedreht, sodass ein blumiges Paisley-Muster zu sehen war, und als Krönung hatte ich eine lederne Harley Davidson Kappe auf dem Kopf. Sobald ich Ivy das nächste Mal sah, würde ich sie ihr mit einer aufrichtigen Entschuldigung zurückgeben und sie dann sicherlich nie wieder tragen. Wenn man al die Fettnäpfchen bedachte, in die ich letzte Nacht gesprungen war, war es kein Wunder, dass Ivy sich vergessen hatte.
    Der Bus fuhr in den Schatten eines großen Gebäudes. Da ich an der nächsten Haltestel e raus musste, packte ich meine Klamotten zusammen und stand auf. »Ich muss mir dringend irgendein Fortbewegungsmittel beschaffen«, murmelte ich, als meine Stiefel den Gehweg berührten und ich einen prüfenden Blick über die Straße warf. »Viel eicht ein Motorrad.« Ich stimmte meine Bewegungen so ab, dass ich beim Betreten des Archivgebäudes die gläserne Eingangstür nicht berührte.
    Von meinem Ohrring kam ein Prusten. »Würde ich nicht machen«, riet Jenks. »An einem Mottorad kann man viel zu einfach rumschrauben. Bleib bei den öffentlichen Verkehrsmitteln.«
    »Ich könnte es drinnen abstel en«, protestierte ich, während ich nervös die wenigen Leute im Foyer beobachtete.
    »Du kannst so ein Ding doch noch nicht mal fahren, Sherlock«, meinte er vol er Sarkasmus. »Übrigens, dein Stiefel ist offen.«
    Ich sah hinunter. War er nicht. »Sehr witzig, Jenks.«
    Der Pixie murmelte etwas Unverständliches. »Natürlich nicht«, sagte er ungeduldig. »Du sol st ja auch nur so tun, als ob du deinen Stiefel zuschnürst. Ich prüfe in der Zwischenzeit, ob das hier einigermaßen sicher ist.«
    »Oh.« Gehorsam ging ich zu einem Stuhl in der Ecke und schnürte meinen Stiefel neu. Jenks schwebte unauffäl ig über den wenigen anwesenden Runnern und versuchte, gegen mich gerichtete Zauber aufzuspüren. Mein Timing war gut.
    Es war Samstag, deshalb war das Archiv nur wenige Stunden geöffnet; eine besondere Serviceleistung. Dennoch gab es ein paar Besucher: sie tauschten Informationen aus, brachten Akten auf den neusten Stand, machten sich Kopien oder versuchten einfach, durch die Wochenendschicht einen guten Eindruck zu machen.
    »Dem Geruch nach ist al es okay«, sagte Jenks bei seiner Rückkehr. »Ich denke nicht, dass sie hier mit dir gerechnet haben.«
    »Gut.« Durch ein trügerisches Sicherheitsbewusstsein gestärkt, bewegte ich mich zielstrebig auf den Empfangstresen zu. Das Glück war auf meiner Seite: Megan hatte Dienst. Mein Lächeln schien sie ein wenig aus der Fassung zu bringen. Hektisch griff sie nach ihrer magisch verstärkten Bril e, die es ihr ermöglichte, fast jede Tarnung zu durchschauen, und schob sie sich auf die Nase. Eine solche Ausrüstung war Standard bei fast al en I. S.-Rezeptionisten.
    Eine verschwommene Bewegung vor mir ließ mich innehalten.
    »Kopf hoch, Frau!« Jenks' Warnung kam zu spät. Jemand streifte mich und ich konnte nur mit Mühe das Gleichgewicht halten, als sich ein Fuß zwischen meine Beine schob, um mich zu Fal zu bringen. Panisch drehte ich mich um und ging in die Hocke. Sobald ich mich so in Position gebracht hatte, beruhigte ich mich - jetzt war ich auf al es vorbereitet.
    Es war Francis. Was zum Wandel tut der hier?, dachte ich, als ich mich wieder aufrichtete. Er hielt sich den Bauch vor Lachen. Wahrscheinlich hätte ich meine Tasche nicht mitbringen sol en. Aber ich hatte nicht erwartet, jemanden zu treffen, der mich trotz des Tarnzaubers erkennen würde.
    »Netter Hut, Rachel«, wieherte er, während er am Kragen seines affigen Hemds herumfingerte. Es klang nach einer ätzenden Mischung aus Bravado und nachlassender Furcht nach meinem Beinahe-Angriff. »Hey, ich habe im Büro eine Wette laufen. Könntest du viel eicht morgen sterben, irgendwann zwischen sieben und Mitternacht?«
    »Warum versuchst du nicht selbst, mich zu kriegen?«, erwiderte ich mit einem höhnischen Grinsen. Entweder hatte der Mann keinen Stolz oder er merkte nicht, wie albern er aussah, mit seinem offenen Segelschuh und der magisch fabrizierten

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