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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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setzte. Sie schien wieder in Ordnung zu sein, aber ich hatte keine Ahnung mehr, wie ich mit ihr umgehen sol te. Ich trug nun mein Kruzifix - nicht, dass es sie hätte aufhalten können - und hatte ein Silbermesser in das Halfter an meinem Knöchel geschoben, das wohl auch nicht mehr bringen würde. Ein Schlaf-Amulett würde sie wohl ausschalten, aber die waren al e in meiner Tasche, die außer Reichweite auf einem Stuhl lag. Ich brauchte nur fünf Sekunden, um eins zu aktivieren.
    Aber ehrlich gesagt sah sie im Moment nicht sehr bedrohlich aus.
    »Ich habe Muffins gemacht. Es waren deine Lebensmittel.
    Ich hoffe, du hast nichts dagegen.«
    Sie gab einen undefinierbaren Laut von sich, während sie zur Kaffeekanne schlurfte. Langsam goss sie sich eine Tasse der lauwarmen Brühe ein und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. Die Wunschmünze, die sie um den Hals getragen hatte, war verschwunden. Was hatte sie sich wohl gewünscht? Ich fragte mich, ob das etwas mit letzter Nacht zu tun hatte. »Du bist schon angezogen«, flüsterte Ivy und ließ sich in den Stuhl fal en, den ich vor ihren Computer geschoben hatte. »Wie lange bist du schon wach?«
    »Seit zwölf.« Lügnerin. Ich hatte die ganze Nacht wachgelegen und lediglich so getan, als schliefe ich. Aber offiziel hatte mein Tag erst begonnen, als ich mich angezogen hatte. Sie scheinbar ignorierend, blätterte ich eine der vergilbten Seiten um. »Du hast deinen Wunsch genutzt, wie ich sehe«, murmelte ich vorsichtig. »Wofür?«
    »Das geht dich nichts an«, sagte sie mit einem warnenden Unterton.

    Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus und ich machte keinen Versuch, es zu brechen. Während der vergangenen Nacht wäre ich beinahe gegangen. Aber der sichere Tod, der mich ohne Ivys Schutz da draußen erwartete, wog schwerer als der mögliche Tod durch Ivy selbst. Viel eicht. Oder viel eicht wol te ich doch das Gefühl kennenlernen, wenn ihre Zähne langsam in meinen Hals eindrangen.
    Nein, daran wol te ich nicht mal denken. Ivy hatte mir eine Heidenangst eingejagt, aber jetzt, im hel en Licht des Nachmittags, sah sie einfach nur menschlich aus. Harmlos.
    Sogar ein wenig mürrisch.
    »Ich möchte, dass du das hier liest«, sagte sie. Als ich aufschaute, knal te sie das dünne Buch, das sie mit in die Küche gebracht hatte, auf den Tisch. Die Schrift auf dem Cover war unleserlich, da die Prägung fast völ ig abgerieben war.
    »Was ist das?« Ich berührte es nicht.
    Sie sah zu Boden und benetzte sich die Lippen. »Es tut mir leid, was letzte Nacht passiert ist. Du wirst mir wahrscheinlich nicht glauben, aber es hat mich selbst erschreckt.«
    »Sicher nicht so sehr, wie es mich erschreckt hat.« Nicht einmal das vol e Jahr, das wir zusammengearbeitet hatten, hatte mich auf so etwas vorbereiten können. Ich hatte nur ihre professionel e Seite gesehen. Mir war es überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass sie sich außerhalb des Büros anders verhalten könnte. Ich streifte sie mit einem kurzen Blick und schaute dann weg. Sie sah wirklich vol kommen menschlich aus. Tol er Trick.
    »Ich bin seit drei Jahren kein praktizierender Vampir mehr.
    Ich war darauf nicht vorbereitet. . Ich habe nicht erkannt -«
    Sie hob den Blick und sah mich flehend an. »Du musst mir glauben, Rachel. Ich wol te nicht, dass das passiert. Aber du hast mir völ ig falsche Signale gesendet. Und dann hast du Angst bekommen, und dann Panik, und dann wurde al es nur noch schlimmer.«
    »Schlimmer?« Wut war besser als Furcht. »Du hast mir beinahe die Kehle aufgerissen!«
    »Ich weiß«, erwiderte sie beschwörend, »es tut mir ja auch leid. Aber ich habe es ja dann nicht getan.«
    Ich kämpfte gegen ein Zittern an, als ich mich an die Wärme ihres Speichels auf meinem Hals erinnerte.
    Sie schob mir das Buch zu. »Ich weiß, dass wir eine Wiederholung von letzter Nacht vermeiden können. Ich wil , dass das hier funktioniert, und es gibt keinen Grund, warum es nicht funktionieren sol te. Ich schulde dir etwas dafür, dass ich einen deiner Wünsche genommen habe. Und wenn du gehst, kann ich dich nicht vor vampirischen Auftragskil ern schützen. Du wil st doch nicht, dass sie dich umbringen, oder?«
    Frustriert knirschte ich mit den Zähnen. Nein, ich wol te nicht von einem Vampir getötet werden. Besonders nicht einem, der sich währenddessen bei mir entschuldigte.
    Unsere Blicke trafen sich über dem vol gestel ten Tisch. In ihrem schwarzen Morgenmantel und den halb offenen Hausschuhen sah sie

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