Band 1 - Blutspur
ungefähr so gefährlich aus wie ein Schwamm. Ihr Bedürfnis nach Verzeihung war so tief und so offensichtlich, dass es schon fast schmerzte. Aber ich konnte es nicht. Noch nicht. Mit einem Finger zog ich den schmalen Band zu mir heran. »Was ist das für ein Buch?«
»Ein - äh - Dating-Guide?«
Ich zog meine Hand zurück, als hätte es mich gestochen.
»Ivy. Nein.«
»Warte«, sagte sie. »Das habe ich nicht so gemeint. Ich empfange widersprüchliche Signale von dir. Mein Kopf weiß, dass du es so nicht meinst, aber meine Instinkte. .« Sie rieb sich die Stirn. »Es ist peinlich, aber Vampire, egal ob tot oder lebendig, werden von Instinkten geleitet, die hauptsächlich ausgelöst werden von. . Gerüchen?«, erklärte sie entschuldigend. »Lies einfach die Abschnitte über sexuel e Reize und Anmachen, okay? Und lass das dann sein.«
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Langsam zog ich das Buch näher heran und betrachtete den Einband, der das Alter des Werkes verriet. Sie hatte es Instinkt genannt, aber ich hielt Hunger für treffender. Es war nur die Erkenntnis, wie schwer es für sie gewesen sein musste, zuzugeben, dass sie von etwas so Gewöhnlichem wie einem Geruch derart beeinflusst werden konnte, die mich davon abhielt, ihr das Buch direkt ins Gesicht zu werfen. Ivy war so stolz auf ihre Selbstbeherrschung. Dass sie mir eine solche Schwäche gestanden hatte, zeigte mir deutlicher als hundert Entschuldigungen, wie leid es ihr tat. »Al es klar,« sagte ich und entlockte ihr damit ein erleichtertes Lächeln.
Sie nahm sich einen Muffin und zog die Abendausgabe des Cincinnati Enquirer zu sich heran, die ich vor der Eingangstür gefunden hatte. Es lag noch immer eine gewisse Spannung in der Luft, aber es war ein Anfang. Ich wol te die Sicherheit der Kirche nicht verlassen, aber Ivys Schutz war ein zweischneidiges Schwert. Sie hatte ihren Blutdurst drei Jahre lang unterdrückt. Wenn sie jetzt rückfäl ig würde, wäre ich so gut wie tot.
»Abgeordneter Trenton Kalamack wirft LS. Nachlässigkeit vor bezüglich Tod seiner Sekretärin, las sie im Versuch, das Thema zu wechseln, vor.
»Aha.«
Ich legte ihr Buch auf den Stapel mit den Zauberbüchern, die ich später lesen wol te. Meine Finger fühlten sich schmutzig an und ich wischte sie an meiner Jeans ab. »Ist Geld nicht großartig? Da ist noch ein anderer Artikel, in dem berichtet wird, dass er von dem Verdacht des il egalen Brimstoneverkaufs freigesprochen wurde.«
Ivy antwortete nicht, sondern blätterte kauend, bis sie den Artikel gefunden hatte. »Hör dir das an«, sagte sie leise. »Er sagt: >Ich war schockiert, als ich von Mrs. Bates'
Doppel eben erfuhr. Sie schien eine vorbildliche Angestel te zu sein. Selbstverständlich werde ich für die Ausbildung ihres Sohnes aufkommen.<« Ivy lachte bitter. »Typisch.« Sie blätterte weiter zu den Comics. »Also, wirst du heute Zauber zusammenbrauen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich werde heute ins Archiv gehen, bevor sie für das Wochenende schließen. Das hier«, ich tippte mit dem Finger auf die Zeitung, »ist unbrauchbar. Ich wil wissen, was wirklich passiert ist.«
Ivy legte ihren Muffin auf den Tisch und sah mich fragend an.
»Wenn ich beweisen kann, dass Trent mit Brimstone dealt und ihn der I. S. ausliefere, werden sie die Sache mit meinem Vertrag vergessen. Sie haben einen Haftbefehl gegen ihn laufen.« Und dann kann ich verflucht noch mal aus dieser Kirche abhauen, ergänzte ich lautlos.
»Du wil st beweisen, dass Trent mit Brimstone dealt?«, spottete Ivy. »Sie wissen noch nicht einmal sicher, ob er ein Mensch oder ein Inderlander ist. Sein Geld macht ihn glitschiger als Krötenspucke im Regen. Man kann sich mit Geld zwar keine Unschuld erkaufen, aber Schweigen.« Sie griff nach ihrem Muffin. Mit dem Morgenmantel und den schlampigen Haaren hätte sie auch gut eine meiner sporadischen Mitbewohnerinnen der letzten Jahre sein können. Das ging mir an die Nerven; seitdem die Sonne aufgegangen war, hatte sich al es verändert.
»Die sind gut.« Ivy hob ihren Muffin. »Vorschlag: Ich übernehme das Einkaufen, wenn du das Abendessen machst.
Frühstück und Mittagessen kann ich mir selbst machen, aber ich koche nur sehr ungern.«
Halb verständnisvol , halb zustimmend verzog ich das Gesicht. Die feineren kulinarischen Künste waren auch nicht mein Ding; aber dann dachte ich darüber nach. Es würde mich Zeit kosten, aber nicht einkaufen zu müssen, klang großartig. Selbst wenn Ivy es nur
Weitere Kostenlose Bücher