Band 1 - Blutspur
Verbindung zum Jenseits würde mich in den Wahnsinn treiben, da ich keinen Schutzgeist hatte, der die mentalen Toxine der Kraftlinien aufnehmen konnte.
»Ich - äh - brauche drei Tropfen von meinem Blut, um den Prozess zu beschleunigen.«
»Wirklich?« Keine Spur von der zielgerichteten Konzentration, die das vampirische Jagdverhalten einläutete.
Trotzdem - ich traute ihr nicht.
»Viel eicht sol test du besser rausgehen.«
Sie lachte. »Bei drei Tropfen aus einem Finger passiert gar nichts.«
Ich zögerte immer noch und hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Wie konnte ich sicher sein, dass Ivy ihre Grenzen kannte? Ihre Pupil en zogen sich zusammen und auf ihren bleichen Wangen erschienen rote Flecken. Wenn ich jetzt darauf bestünde, dass sie geht, wäre sie beleidigt.
Außerdem sol te sie nicht sehen, wie sehr sie mich verunsicherte. Der Kreis war absolut sicher; er konnte einen Dämon aufhalten und ein Vampir war nichts dagegen.
Ich atmete tief ein und stach mir in den Finger. In ihren Augen blitzte es schwarz auf, aber danach geschah nichts mehr. Ich entspannte mich ein wenig und zählte die drei Tropfen in das Gebräu. Die braune, milchige Flüssigkeit veränderte sich nicht, aber ich konnte den Unterschied riechen. Mit geschlossenen Augen sog ich den Duft von Gras und Getreide tief in meine Lungen. Vor dem Gebrauch würde ich noch einmal drei Tropfen für jede Dosis brauchen, um sie zu aktivieren.
»Es riecht anders.«
»Was?« Erschrocken sprang ich auf und verfluchte mich gleichzeitig dafür. Ich hatte ganz vergessen, dass sie da war.
»Dein Blut riecht anders«, meinte Ivy. »Es riecht nach Holz.
Würzig. Wie Schmutz, aber lebendiger Schmutz.
Menschliches Blut oder Vampirblut riecht nicht so.«
Ich murmelte etwas Unverbindliches, während ich mit der Tatsache klarzukommen versuchte, dass sie über den halben Raum hinweg und durch eine Jenseitsbarriere hindurch drei Tropfen meines Blutes wahrnehmen konnte. Andererseits war es beruhigend, dass sie noch niemals eine Hexe ausgeblutet hatte.
»Würde das auch mit meinem Blut funktionieren?«, fragte sie interessiert.
Ich schüttelte den Kopf und rührte nervös in dem Gebräu herum. »Nein, es muss von einer Hexe oder einem Hexer sein. Es geht dabei nicht um das Blut, sondern um die darin enthaltenen Enzyme. Sie wirken als Katalysator.«
Sie nickte und schaltete ihren Computer auf Standby, um sich dann zurückzulehnen und mich zu beobachten. Ich verrieb das Blut auf meiner Fingerkuppe, bis es nicht mehr zu sehen war. Wie bei den meisten Rezepten reichte auch hier die Menge für sieben Anwendungen. Was ich heute nicht brauchte, konnte ich in Form eines Trankes aufbewahren.
Natürlich konnte ich auch Amulette daraus machen; die wären sogar ein ganzes Jahr haltbar. Aber ich würde mich für nichts in der Welt mit einem Amulett verwandeln. Ivy verfolgte jede meiner Bewegungen, als ich das Gebräu sorgfältig auf die fingerlangen Phiolen verteilte und diese dann fest verschluss. Fertig. Ich musste nur noch den Kreis aufheben und meine Verbindung zum Jenseits unterbrechen.
Das Erste war einfach, das Zweite ein wenig schwieriger.
Ich lächelte Ivy kurz zu und schob meinen pinkfarbenen Plüschpantoffel in das Salz, sodass eine Lücke entstand. Das Hintergrunddröhnen des Jenseits nahm zu. Ich schnappte nach Luft, als die ganze Energie, die durch den Kreis geflossen war, nun durch meinen Körper strömte.
»Was ist los?« Ivy klang besorgt.
Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, um nicht zu hyperventilieren. Mein Körper fühlte sich an wie ein Bal on, der jederzeit platzen konnte. Ohne den Blick vom Boden zu heben, bedeutete ich Ivy, Abstand zu halten. »Kreis gebrochen. Bleib weg. Noch nicht fertig.« Mir war schwindlig und die Realität drohte mir zu entgleiten.
Ich holte noch einmal tief Luft und begann, mich von der Kraftlinie zu lösen. In mir kämpfte die unbewusste Machtgier gegen das Wissen, was diese Macht mich kosten würde. Ich musste mich von der fremden Kraft befreien - sie vom Kopf bis zu den Zehenspitzen aus mir herauspressen, bis sie sich wieder in der Erde befand.
»Geht es dir gut?«
Keuchend sah ich zu Ivy hoch, die mich stützte, damit ich nicht zusammenbrach. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie sich mir genähert hatte. Die Wärme ihrer Finger drang durch mein Shirt. »Ich hab zu viel Salz genommen; die Verbindung war zu stark. Mir - mir geht es gut. Lass mich los.«
Ihre Besorgnis verschwand schlagartig und die
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