Band 1 - Blutspur
aufzuspüren. Ich fand es zwar merkwürdig, dass ein Mensch bei einem Vampir Hilfe suchte, aber Ivy hatte eben ihren ganz eigenen Charme, beziehungsweise ihre ganz eigenen, Furcht einflößenden Fähigkeiten. Sie war schon die ganze Nacht mit dem Stadtplan beschäftigt, wobei sie die al täglichen Aufenthaltsorte des Mannes mit bunten Textmarkern markiert und die wahrscheinlichsten Routen zwischen Arbeitsplatz, Heim und Sonstigem eingezeichnet hatte.
»Ich bin keine Expertin«, sagte sie nun, »aber bist du dir sicher, dass man das so macht?«
»Wil st du das Abendessen machen?«, keifte ich und sah mir meine Kochkünste genauer an: Der Teig war eher oval als rund und an einigen Stel en so dünn, dass er fast durch-riss.
Beschämt drückte ich daran herum, um die dünnen Stel en auszubessern, und zog ihn anschließend auseinander, damit er auf den Backstein passte. Während ich die Ränder formte, beobachtete ich sie heimlich. Beim ersten sinnlichen Blick würde ich aus der Tür rasen und mich hinter Jenks'
Baumstumpf verstecken. Das Glas mit der Soße gab beim Öffnen ein lautes Knacken von sich. Schnel sah ich zu Ivy rüber, konnte aber keine Veränderung feststel en. Also schüttete ich fast die gesamte Soße auf die Pizza und verschluss das Glas.
Womit sol te ich sie belegen? Es wäre ein Wunder, wenn Ivy meinen üblichen Belag akzeptierte. Ich beschloss, es gar nicht erst mit den Cashewkernen zu versuchen, sondern holte die eher al täglichen Zutaten hervor. »Paprika«, murmelte ich, »und Pilze.« Ich schaute wieder zu Ivy rüber.
Sie sah aus wie ein verführerisches kleines Mädchen. »Der restliche Frühstücksspeck.«
Der Textmarker quietschte, als sie eine violette Linie vom Campus zu der gefährlicheren Amüsiermeile der Hol ows zog, wo sich die Nachtclubs und Bars den Fluss entlang zogen. »So«, meinte sie gedehnt. »Sagst du mir jetzt, was dich nervt, oder muss ich eine Pizza bestel en, nachdem die hier angebrannt ist?«
Ich legte die Paprika ins Spülbecken und lehnte mich gegen die Arbeitsplatte. »Trent handelt mit Biodrogen.« Als ich es aussprach, wurde mir wieder bewusst, wie ungeheuerlich das war.
»Wenn er wüsste, dass ich deswegen hinter ihm her bin, würde er mich schnel er umbringen als die I. S.«
»Aber er hat keine Ahnung davon.« Ivy zog eine weitere Linie. »Er weiß nur, dass du ihn verdächtigst, mit Brimstone zu dealen und seine Sekretärin umgebracht zu haben. Wenn er ernsthaft besorgt wäre, hätte er dir wohl kaum einen Job angeboten.«
»Job?« Ich drehte ihr den Rücken zu, um die Paprika zu waschen. »Der wäre in der Südsee, wahrscheinlich sol ich da den Brimstoneanbau leiten. Er wil mich nur aus dem Weg haben - das ist al es.«
»Okay, was hältst du davon?«, meinte Ivy und verschluss ihren Textmarker, indem sie ihn auf den Tisch schlug.
Erschrocken drehte ich mich um und spritzte dabei das Wasser durch die ganze Küche. »Er hält dich für eine Bedrohung«, fuhr sie fort und wischte demonstrativ die Wassertropfen ab, die sie getroffen hatten.
Ich grinste verlegen und hoffte, dass sie nicht bemerkte, wie nervös sie mich noch immer machte. »So habe ich das noch gar nicht gesehen.«
Ivy kehrte zu ihrer Karte zurück und runzelte verärgert die Stirn, als sie die Flecken bemerkte, die das Wasser auf ihren makel osen Markierungen hinterlassen hatte. »Gib mir ein wenig Zeit, um mich umzuhören«, sagte sie geistesabwesend. »Wenn wir an seine Finanzunterlagen und an ein paar seiner Käufer herankommen, könnte man daraus ein paar Beweise stricken. Obwohl ich immer noch glaube, dass es nur um Brimstone geht.«
Ich riss den Kühlschrank auf, um den Parmesan und den Mozzarel a herauszunehmen. Wenn Trent nicht mit Biodrogen dealte, war ich eine Pixieprinzessin. Mit einem lauten Klappern warf Ivy einen ihrer Marker in den Becher neben ihrem Computer. Da ich mit dem Rücken zu ihr stand, fuhr ich bei dem unerwarteten Geräusch zusammen.
»Nur weil er eine Schublade vol er CDs hat, die mit den Namen der Krankheiten beschriftet sind, die mit Biodrogen behandelt wurden, heißt das noch lange nicht, dass er ein Drogenbaron ist«, sagte Ivy und warf einen weiteren Marker in den Becher. »Viel eicht sind es auch nur Kundenlisten. Der Mann ist ein großer Wohltäter. Circa ein halbes Dutzend Krankenhäuser draußen auf dem Land wird nur durch seine Spenden aufrechterhalten.«
»Möglich«, erwiderte ich, war aber immer noch nicht überzeugt. Ich wusste von Trents
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