Band 2 - Blutspiel
mit einem El bogenstoß in den Magen reagiert, aber Edden war eine verwandte Seele, er hasste Ungerechtigkeit genau so sehr wie ich. Obwohl er meinem Dad nicht sonderlich ähnelte, erinnerte er mich in mancher Hinsicht an ihn. Edden hatte sich meinen Respekt verdient, da er mich als Hexe akzeptiert hatte. Er behandelte mich als Gleichberechtigte und schenkte mir sein Vertrauen, was mir sehr schmeichelte.
Und ich war süchtig nach Schmeicheleien.
Schulter an Schulter schlenderten wir den Gang entlang, wobei Glenn ein wenig zurückblieb. »Schön, Sie wieder fliegen zu sehen, Mr. Jenks«, meinte Edden mit einem Nicken zu dem Pixie.
Jenks verließ mit einem harten, klappernden Flügelschlag meinen Ohrring. Edden hatte ihm einen Flügel gebrochen, als er ihn in einen leeren Wassertank stopfte -und die Wut eines Pixies ist langlebig. »Ich heiße Jenks«, sagte er kalt,
»einfach nur Jenks.«
»Na gut, dann Jenks. Können wir Ihnen etwas anbieten?
Zuckerwasser, oder viel eicht ein wenig Erdnussbutter. .«
Dann wandte er sich zu mir, und ich sah, dass er vergnügt schmunzelte.
»Kaffee, Ms. Morgan? Sie sehen müde aus.« Sein breites Grinsen vertrieb auch den letzen Rest meiner schlechten Laune. »Das wäre großartig«, antwortete ich. Edden warf Glenn einen auffordernden Blick zu. Der Detective machte keinen sonderlich entspannten Eindruck. An seinem Unterkiefer waren einige neue Striemen zu erkennen. Als sich der gepeinigte Mann abwenden wol te, packte Edden ihn am Unterarm und flüsterte ihm ins Ohr: »Es ist schon zu spät, um den Pixiestaub noch abzuwaschen. Versuchs mal mit Kortison.«
Als er sich schließlich abwandte, warf Glenn mir einen undurchdringlichen Blick zu. Dann ging er aus dem Büro und den Weg zurück, den wir gekommen waren.
»Ich freue mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, vorbeizukommen. Ich habe heute Morgen etwas reinbekommen, und Sie sind die Einzige, die mir dabei helfen kann, Kapital daraus zu schlagen.«
Jenks lachte spöttisch. »Was ist denn los, hat sich ein Werwolf einen Dorn in die Pfote gerammt?«
»Halt die Klappe, Jenks«, unterbrach ich ihn reflexartig.
Glenn hatte Trent Kalamacks Namen erwähnt, und das machte mich verdammt nervös. Edden drehte sich um und stand vor zwei Türen ohne Aufschrift. Er setzte zu einer Erklärung an, zuckte dann aber nur mit den Schultern und öffnete eine der Türen, hinter der sich ein nackter, schlecht beleuchteter Raum befand. Edden führte mich hinein und wartete, bis die Tür zugefal en war. Dann zog er den Lamel envorhang vor dem großen Spionspiegel hoch.
Ich starrte in den anderen Raum. »Sara Jane«, flüsterte ich verblüfft.
»Sie kennen die Frau?« Edden verschränkte seine kräftigen Arme vor der Brust. »Da haben wir ja Glück.«
»Es gibt kein Glück«, schnappte Jenks süffisant. Er schwebte jetzt in Augenhöhe, und die leichte Brise seiner Flügel strich über meine Wangen. Die Hände hatte er in die Hüften gestemmt, und seine Flügel hatten sich zu einem leichten Pink verfärbt. »Das ist ein abgekartetes Spiel.«
Ich näherte mich dem Spiegel. »Sie ist Trent Kalamacks Sekretärin. Was macht sie hier?«
Edden stand mit gespreizten Beinen neben mir. »Sie sucht ihren Freund.«
Überrascht drehte ich mich zu ihm. Sein rundes Gesicht wirkte angespannt. »Sein Name ist Dan Smather, Hexe. Wird seit Sonntag vermisst. Die I. S. wird sich erst nach dreißig lagen rühren. Sie ist davon überzeugt, dass sein Verschwinden mit den Morden des Hexenjägers zusammenhängt, Und ich glaube, sie hat recht.«
Mein Magen zog sich zusammen. Cincinnati war nicht gerade bekannt für seine Serienmörder, aber in den letzten sechs Wochen mussten wir uns mit mehr unaufgeklärten Morden herumschlagen als in den vorangegangenen drei
.lahren zusammen. Die kürzlich aufgekeimte Gewalt hatte al e schockiert - Inderlander genauso wie Menschen. Das Spiegelglas beschlug durch meinen Atem, und ich trat zurück.
»Passt er ins Profil?«, fragte ich, obwohl ich wusste, dass die LS. sie nicht abgewimmelt hätte, wenn sein Verschwinden mit der Mordserie in einen direkten Zusammenhang gebracht werden konnte.
»Wenn er tot wäre, würde er ins Profil passen. Bisher wird er nur vermisst.«
Das trockene Surren von Jenks' Flügeln durchbrach die Stil e. »Und wozu brauchen Sie Rachel?«
»Es gibt zwei Gründe. Erstens ist Ms. Gardenko eine I lexe.«
Er nickte in Richtung der attraktiven Frau hinter dem Glas.
Seine Stimme klang frustriert.
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