Band 2 - Blutspiel
und uns so von der Straße abbringen, aber wozu? Ich wusste, wohin die Fahrt ging. Edden würde sich sicherlich darum kümmern, dass ich nach unserem Meeting nach Hause kam. Trotzdem nervte es mich, einen Menschen zu treffen, der noch kaltschnäuziger war als ich. Was war bloß aus dieser Stadt geworden?
Wir verfielen wieder in brütendes Schweigen. Ich nahm die Sonnenbril e ab, lehnte mich zu ihm rüber und sah, dass er fünfzehn Meilen zu schnel fuhr. Na, das passte.
»Pass auf«, flüsterte Jenks. Ich hob überrascht die Augenbrauen, als der Pixie von meinem Ohrring flitzte. In dem Licht der durch die Windschutzscheibe einfal enden Herbstsonne blitzte plötzlich ein glitzernder Strahl auf. In al er Heimlichkeit überzog Jenks den Detective mit feinem Staub, und ich war bereit, meine heißesten Spitzenhöschen zu verwetten, dass es kein normaler Pixiestaub war. Glenn war angepixt worden!
Ich verkniff mir ein Grinsen. In ungefähr zwanzig Minuten würde Glenn von einem so starken Juckreiz heimgesucht werden, dass er nicht mehr ruhig würde sitzen können.
»Wieso haben Sie eigentlich keine Angst vor mir?«, fragte ich mit honigsüßer Stimme.
»Als ich noch ein Kind war, lebten wir neben einer Hexenfamilie«, antwortete er vorsichtig. »Sie hatten eine Tochter in meinem Alter. Diese kleine Hexe ärgerte mich mit al en nur erdenklichen Mitteln.« Ein leichtes Lächeln huschte über sein kantiges Gesicht, und auf einmal wirkte er gar nicht mehr wie ein FIB-Beamter. »Es war der traurigste Tag meines Lebens, als sie fortzog.«
Ich machte einen Schmol mund. »Armer Kleiner.« Sein mürrischer Gesichtsausdruck kehrte zurück, aber es verschaffte mir keine Genugtuung. Edden hatte Glenn geschickt, weil er wusste, dass ich ihn nicht einschüchtern konnte.
Verdammte Montage!
2
Als wir auf einem der reservierten Parkplätze direkt vor dem Gebäude parkten, konnte ich die Wärme der Nachmittagssonne spüren, die vom grauen Stein des FIB-Gebäudes reflektiert wurde. Auf der Straße quälte sich der Verkehr entlang, und Glenn eskortierte mich und meinen Fisch stocksteif durch die Eingangspforte. Winzig kleine Bläschen bildeten sich direkt über seinem Kragen. Die pinken (Quaddeln bildeten eine starken Kontrast zu seiner dunklen Haut und sahen ziemlich übel aus.
Jenks bemerkte, dass ich auf Glenns Nacken starrte und lachte höhnisch. »Mr. FIB-Detective reagiert wohl empfind-Hch auf Pixiestaub«, flüsterte er. »Das Zeug verbreitet sich durch sein Lymphsystem. Er wird sich an Stel en kratzen, die er vorher noch nicht einmal kannte.«
»Wirklich?« Ich war schon ein wenig entsetzt.
Normalerweise juckte es nur dort, wo der Pixiestaub die Haut berührt hatte. Glenn hatte vierundzwanzig Stunden Höl enqualen vor sich.
»Tja, er wird in seinem ganzen Leben nie wieder einen l'lxie in einem Auto einsperren.«
Trotz seines Triumphs schien es mir, als läge in seiner Stimme ein wenig Schuldgefühl. Er sang auch nicht seine Siegeshymne, die von Gänseblümchen und rot glänzendem Mahl im Mondlicht handelte. Bevor ich das im Boden eingelassene FIB-Emblem der Eingangshal e überquerte, verlangsamten sich meine Schritte. Ich war nicht abergläubisch - mal abgesehen von den Momenten, in denen mein Leben davon abhing -, aber ich betrat ein Territorium, das gewöhnlich nur den Menschen gehörte. Es gefiel mir nicht, in der Minderheit zu sein.
Die vereinzelten Gesprächsfetzen und das Klappern der Computertastaturen erinnerten mich an meinen alten Job bei der LS., und ich entspannte mich ein wenig. Die Mühlen des Gesetzes wurden mit Papier geschmiert und von schnel en Füßen auf den Straßen angetrieben. Ob nun Menschen oder Inderlander die Laufarbeit erledigten, war egal -zumindest mir.
Das FIB wurde gegründet, um nach dem Wandel sowohl die Stadtverwaltung als auch die Bundesregierung zu vertreten. Zumindest auf dem Papier sol te das FIB die überlebenden Menschen vor den - na ja - eher aggressiven Inderlandern beschützen, vor al em vor Vampiren und Tiermenschen. Doch die Realität sah anders aus. Die Auflösung der alten Gesetzesstrukturen war nur ein paranoider Versuch gewesen, uns Inderlander auszugrenzen.
Aber dann kam al es anders. Die geouteten, gefeuerten Polizeibeamten und Bundesagenten hatten ganz einfach ihre eigene Behörde gegründet - die I. S. Vierzig Jahre später war das FIB ihnen hoffnungslos unterlegen. Da sich die I. S. um die übernatürlichen Fäl e kümmerte, die das FIB nicht bewältigen konnte,
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