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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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stand, konnte er das Jenseits nicht verlassen.
    Mit einem letzten wachsamen Blick auf die beiden Männer, die wie eine Leibgarde neben Trent standen, schloss ich die Augen und sandte entschlossen meinen Wil en aus, um das Energieband zu berühren.
    Die berauschende Kraft raste durch meinen Körper und ließ meinen Puls sprunghaft ansteigen, sodass ich für einen Moment ins Taumeln geriet. Keuchend hob ich die Hand, um Edden daran zu hindern, mich zu berühren, da ich gehört hatte, wie er aufgesprungen war. Während er Nick mit geflüsterten Fragen bestürmte, ließ ich die immer stärker werdenden Energiewel en durch meinen Körper pulsieren.
    Sie drangen in meine Extremitäten, wurden zurückgezwungen und kamen verstärkt wieder, was einen hämmernden Schmerz in meinem Kopf auslöste. Immer mehr Energie floss aus der Kraftlinie in meinen Körper, und ich musste einen Anflug von Panik unterdrücken. Verdammt, wie stark war dieses Ding?
    Ich fühlte mich wie ein pral aufgeblasener Luftbal on; entweder platzte ich bald, oder ich wurde wahnsinnig.

    Deswegen haben Kraftlinienhexen also Schutzgeister. Ihre tierischen Gefährten filterten die rohe Energie, da ihr einfaches Bewusstsein besser mit der Belastung umgehen konnte. Aber ich konnte Nick nicht diesem Risiko aussetzen.
    Ich musste mich der Kraft al eine stel en. Und ich war noch nicht einmal bis zum Mittelpunkt der Linie vorgedrungen.
    Wie stark sie dort sein würde, wol te ich mir lieber gar nicht vorstel en.
    Ganz langsam verringerte sich der Zustrom und wurde fast erträglich. Mein Körper kribbelte, und ich holte tief Luft, was al erdings mehr nach einem Schluchzen klang. Die Kräfte schienen sich endlich ausgeglichen zu haben. Die feinen Haare, die meinem Zopf entkommen waren, kitzelten mich im Nacken, als der Wind des Jenseits mich umspielte.
    »Oh, mein Gott. .«, hörte ich Edden wispern und betete, dass ich nicht gerade sein gesamtes Vertrauen verloren hatte. Wahrscheinlich hatte er bis zu diesem Moment nie richtig verstanden, wie sehr wir uns tatsächlich voneinander unterschieden. Bis jetzt, als er sah, wie meine Haare von einem Wind erfasst wurden, den nur ich wahrnehmen konnte.
    »Was ist das schon für eine Hexe«, hörte ich Jonathan meckern, »die am hel lichten Tag von der Energie so angegriffen wird.«
    »Wenn sie die Linie so anzapfen würde wie die meisten anderen, hättest du recht«, hörte ich Quens kehliges Flüstern, und ich versuchte angestrengt, ihn zu verstehen. »Aber sie benutzt keinen Schutzgeist, Sa'han. Sie kanalisiert die verdammte Linie ganz al ein.«
    Das schien Jonathan kurzzeitig aus der Fassung zu bringen, denn er schnappte hörbar nach Luft. Ich dachte schon, ich hätte mich in ihm getäuscht, doch dann sagte er:
    »Töte sie, noch heute Nacht. Es wird zu riskant, das ist sie nicht wert.«
    Ich musste mich zwingen, die Augen geschlossen zu halten, damit sie nicht merkten, dass ich al es gehört hatte.
    Mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren und verstärkte das unangenehme Gefühl der immer noch einströmenden Kraft.
    »Jonathan«, schaltete sich Trent mit müder Stimme ein.
    »Man tötet nichts, nur weil es stärker ist als man selbst. Man findet einen Weg, es zu benutzen.«
    Mich benutzen? Nur über meine Leiche. In der Hoffnung, damit nichts heraufbeschworen zu haben, hob ich den Kopf und drückte mir selbst die Daumen. Mit einem Stoßgebet, dass ich hier keinen fatalen Fehler machte, berührte ich den Mittelpunkt der Linie.
    Meine Knie zitterten, als der Energiefluss von jetzt auf gleich unterbrochen wurde. Das bedrückende Gefühl des einströmenden Jenseits war verschwunden. Das brachte mich so aus dem Konzept, dass ich erst einen Moment später bemerkte, dass ich auf die Knie gefal en war. Mit weiterhin geschlossenen Augen schlug ich Eddens Hand weg, mit der er mich stützen wol te.
    Die Energie der Linie wirbelte durch meinen Körper, ließ meine Haut kribbeln und mein Haar im Jenseitswind flattern, aber die Kräfte waren jetzt perfekt ausgeglichen. Ich fühlte mich völ ig ausgelaugt, musste aber nicht mehr die Übermacht der Linie ankämpfen. Warum hatte mir das niemand gesagt? Direkt in einer Linie zu stehen war wesentlich leichter als eine Verbindung zu ihr aufrechtzuerhalten, auch wenn der schneidende Wind etwas gewöhnungsbedürftig war.
    Ich ließ den inneren Blick durch das Jenseits wandern. Im Licht dessen, was für die Dämonen die Sonne war, wirkte es noch fremdartiger. Die Wände von Trents Büro waren

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