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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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verschwunden, und nur durch das gedämpfte Gespräch zwischen Edden und Nick wurde meinem erschöpften Bewusstsein klargemacht, dass ich noch nicht die Brücke ins Jenseits überschritten hatte, sondern nur durch eine Art Fenster einen Einblick bekam.
    In al e Richtungen erstreckte sich eine hügelige Landschaft mit vereinzelten kleinen Wäldern und weiten freien Rächen.
    In Ost-West-Richtung wurde sie von dem trüben Energieband durchzogen. Zwischen mir und dem Ende der Linie lag ungefähr ein Drittel ihrer Gesamtlänge, sodass meine Vermutung, dass sie auch durch Trents zweites Büro verlief, wohl richtig war. Der Himmel leuchtete in verwaschenem Gelb, und die Sonne strahlte eine so unbarmherzige Hitze aus, als wol te sie die gedrungenen Bäume niederdrücken. Es fühlte sich an, als würden ihre Strahlen durch mich hindurchscheinen, um dann vom Boden reflektiert zu werden und meine Fußsohlen zu wärmen.
    Sogar das trockene Gras wirkte verkümmert, es reichte mir nicht einmal bis zum Knie. In der Ferne konnte ich eine verschwommene Ansammlung von Linien und Winkeln ausmachen, die sich über die Landschaft erhoben. Das war die Stadt der Dämonen, befremdlich, unheimlich, und eindeutig zerstört.
    »Cool«, hauchte ich, während Edden Nicks drängende Fragen abwürgte.
    Obwohl ich ihn nicht sehen konnte, wusste ich, dass Trent mich beobachtete, also drehte ich ihm den Rücken zu, als ich den ersten Teil der Beschwörung murmelte, damit er mir die Formel nicht von den Lippen ablesen konnte.
    Glücklicherweise konnte ich mich an die kurze Übersetzung erinnern, da ich sonst die Augen hätte öffnen müssen, um sie abzulesen.
    Als ich die Worte aussprach, entstand ein leichtes Ungleichgewicht in der Jenseitsenergie, das als leichter Druck durch meine Füße in meinen Bauch eindrang und dort verharrte. Meine Knie begannen zu zittern, als der Wind um mich herum das Gras niederdrückte und die Kraft wieder in meinen Körper strömte. Sie erfül te ihn mit einem angenehmen Kribbeln, das sich nach und nach intensivierte.
    Ich fragte mich, wie stark das Gefühl wohl noch werden würde, damit ich mich nicht damit auseinandersetzen musste, wie sehr ich es genoss.
    Als ich die zweite Hälfte der Formel sprach, wirbelte ein Energiestoß meine Haare hoch, doch dann, als nur noch das Schlüsselwort fehlte, stabilisierte sich die Energie mit einem letzten, gleichmäßigen Prickeln. Für einen kurzen Moment blieb die Kraft reglos in meinem Körper, dann schoss sie in einer strahlendgelben Wel e aus mir heraus und verteilte sich gleichmäßig über das Land.
    »Heilige Scheiße«, sagte ich unwil kürlich und schlug sofort die Hand vor den Mund. Hoffentlich hatte ich dadurch nicht den Zauber ruiniert, immerhin fehlte noch das Initiationswort. Ich beobachtete, wie die Energie sich ausbreitete, sie pulsierte in der Farbe meiner Aura. Das beunruhigte mich etwas, aber dann sagte ich mir, dass sie ja nur ihre Farbe, nicht ihre Substanz angenommen hatte.
    Der Energiering breitete sich immer weiter aus, bis er sich in der Ferne verlor. Ich wusste nicht, ob es gut oder schlecht war, dass er offenbar auch die verschwommene Stadt erreichte. Der Impuls der Energie hatte die Jenseitslandschaft verändert, und meine Ehrfurcht verwandelte sich in Entsetzen, als ich die glitzernden grünen Flecken um mich herum sah.
    Die Toten.
    Sie waren überal .
    In meiner Nähe konnte ich jeden einzelnen von ihnen erkennen, einige davon nicht größer als ein Fingernagel.
    In der Entfernung waren nur noch die größeren Leichen auszumachen.
    Ich beruhigte mich ein wenig, als mir klar wurde, dass der Zauber wirklich al e Toten enthül te, also auch Nagetiere, Vögel und Insekten. Im Westen entdeckte ich einige große Flecken, die ordentlich aufgereiht waren. Nach einem kurzen Schreckmoment erkannte ich, dass dort ja Trents Stal ungen lagen und das vermutlich die Leichen seiner ehemaligen Siegerpferde waren.
    Schon wesentlich ruhiger versuchte ich mich an das letzte Wort der Formel zu erinnern, das den Zauber so abstimmen würde, dass nur noch menschliche Überreste sichtbar blieben. Da stand ich nun in Trents Büro, die Füße fest mit einer Brücke ins Jenseits verankert, und suchte krampfhaft nach dem letzten Teil der Formel.
    »Oh, ist das nicht einfach wundervol «, erklang plötzlich eine distinguierte Stimme hinter mir.
    Ich wartete darauf, dass jemand mir sagte, wer da gerade in Trents Büro gekommen war, aber niemand rührte sich. Mit stel ten sich die

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