Band 2 - Blutspiel
lösten wir uns aus der kämpferischen Haltung, die wir beide eingenommen hatten. Dann kam Jenks hereingeflitzt, und die Tür fiel ins Schloss.
»Hey, Rachel!«, rief der Pixie mit vor Aufregung geröteten Flügeln. »Da hat jemand eine Kraftlinie entdeckt und ein ganz gewisser Jemand hat deshalb ziemlich miese Laune.« Er unterbrach sich, als er die angespannte Atmosphäre im Raum spürte. »Ach, du warst das«, stel te er grinsend fest.
Mit lauten Flügelschlägen visierte er meine Schulter an, flog dann aber doch zu Edden, um dessen Gespräch mit Nick zu belauschen.
Trent lehnte sich langsam vor und stützte die El bogen auf den Schreibtisch. An seinem Haaransatz glitzerten kleine Schweißperlen. Ich versuchte zu schlucken, aber mein Mund war völ ig ausgetrocknet. »Ms. Morgan demonstriert uns gerade ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Kraftlinien. Ich bin äußerst gespannt.«
Darauf würde ich wetten. Wie tief hatte ich in das Ameisennest gestochen? Kraftlinienmagie wurde hauptsächlich für die Sicherheit eingesetzt, deshalb hatte Quen wohl auch sofort gemerkt, dass ich die Linie gefunden hatte.
Beklommen nutzte ich die Gelegenheit, die Aura al er Anwesenden zu prüfen. Bei Jenks waren, wie bei den meisten Pixies, al e Farben des Regenbogens vertreten. Edden umgab ein gleichmäßiges Blau, das auf Kopfhöhe leicht ins Gelbliche hineinspielte. Quens Aura leuchtete in einem tiefdunklen Grün, das im Bereich der Körpermitte und seiner Hände von orangenen Streifen durchzogen war - gar nicht gut!
Jonathans war ebenfal s grün, jedoch viel hel er und fast langweilig in ihrer Gleichmäßigkeit. Trents. . ich zögerte fasziniert.
Trents Aura strahlte sonnengelb, durchsetzt mit klar abgegrenzten roten Streifen. Purpurrote Risse wiesen auf eine tief greifende Tragödie in der Vergangenheit hin. Die Aura lag ungewöhnlich dicht um seinen Körper, und sie war wie bei Ivy von silbernen Funken umgeben. Sie leuchteten auf und umhül ten seine Hand, mit der er sich nun glättend durchs Haar fuhr. Er war auf der Suche - die Art, wie sich die kleinen Lichter um seinen Körpermittelpunkt drängten, deutete darauf hin, dass er dieser Suche sein ganzes Leben gewidmet hatte. Das Geld, die Macht und die Rastlosigkeit dienten einem höheren Zweck. Was suchte er wohl?
Meine eigene Aura konnte ich nicht sehen, dazu hätte ich mich auf einen magischen Spiegel stel en müssen, was ich nie wieder tun würde. Aber ich war mir sicher, dass Trent sie betrachtete, und das gefiel mir überhaupt nicht. Ich wol te nicht, dass er das Dämonenmal an meinem Handgelenk sah, behaftet mit ekelhaftem Schwarz, oder die hässlichen roten Streifen, die auch in meiner Aura zu finden waren. Oder, dass er feststel te, dass unsere Lichtkörper abgesehen von den silbernen Funken fast identisch waren.
Edden beäugte uns argwöhnisch. Er wusste, dass etwas vor sich ging, konnte es aber nicht deuten. Mit gerunzelter Stirn rutschte er auf seinem Stuhl herum und kehrte zu seinem leisen Gespräch mit Nick zurück.
»Sie haben also eine Kraftlinie hier in Ihrem Büro?«, fragte ich Trent benommen.
»Sie haben eine in Ihrem Garten«, erwiderte er trocken und sah zu Edden hinüber. Ihm war deutlich anzusehen, dass er ihn gerade zum Teufel wünschte. Als sein Blick zu mir zurückkehrte, spiegelte er eine Mischung aus Drohung und Warnung. Es war nicht al gemein bekannt, dass nur Hexen und Menschen mit Kraftlinien arbeiten konnten, aber es war ein offenes Geheimnis, und mir war klar, dass er Stil schweigen von mir verlangte. Ich war mehr als bereit dazu, denn über dieses Wissen zu verfügen war ungefähr so beruhigend wie eine Kobra am Schwanz zu packen.
Meine Finger zitterten vor Aufregung, also bal te ich sie zu Fäusten, als ich mich auf das ungefähr einen Meter breite, schmierige Jenseitsband zubewegte. Es verlief in einer exakten Ost/West-Achse vor seinem Schreibtisch, zuverlässiger als jeder Kompass, und setzte sich wahrscheinlich in sein zweites Büro fort. Sobald ich in sie eindrang, würde ich es wissen.
Mir lief der Schweiß den Rücken hinunter, als ich die Kraftlinie vorsichtig in Augenschein nahm. Ich hatte mich noch nie direkt in eine Linie begeben. Wenn man nicht gerade Energie aus ihnen zog, bemerkt man sie normalerweise nicht und konnte sie problemlos durchschreiten. Ich holte tief Luft und zwang mich zur Ruhe.
Fal s Algaliarept auftauchen sol te, musste ich einfach nur schnel aus der Linie treten. Solange die Sonne noch am Himmel
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