Band 2 - Blutspiel
sorgfältig auf der Arbeitsplatte aus, damit er sie auch genau betrachten konnte. »Ich bin gleich fertig«, sagte ich gespielt munter.
»Das ist al es?« Er wirkte erstaunt.
»Das ist al es.«
»Keine brennenden Kerzen, magische Kreise oder Beschwörungsformeln?«
Ich schüttelte den Kopf. »Was du meinst, ist Kraftlinienmagie, und es sind auch keine Beschwörungsformeln, sondern ganz einfaches Latein.
Kraftlinienhexen ziehen ihre Energie direkt aus der Ader und brauchen eine Zeremonie, um sie zu kontrol ieren. Ich hingegen bin eine Erdhexe.« Glücklicherweise. »Meine Magie entspringt auch einer Kraftlinie, wird aber durch die Pflanzen, die ich benutze, natürlich gefiltert. Wenn ich die schwarzen Künste praktizieren würde, müsste ich Tiere anstel e von Pflanzen töten.«
Ich kam mir vor wie bei meiner Abschlussprüfung im Labor, und wühlte in der Besteckschublade nach einem Fingerstick. Der kurze Schmerz der Klinge an meiner Fingerkuppe war kaum spürbar. Ich massierte die erforderlichen drei Tropfen in den Trank. Der schwere Duft von Rotholz durchdrang meine Sinne und legte sich über den Geruch des Kampfers. Ich hatte al es richtig gemacht.
Nicht, dass ich daran gezweifelt hätte.
»Du hast da Blut reingeträufelt!« Durch seinen angewiderten Ton irritiert, schaute ich hoch.
»Natürlich, wie hätte ich es denn sonst beschleunigen sol en? Einfach in den Ofen stel en und backen?« Mit hochgezogenen Augenbrauen schob ich mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr. »Jede Form der Magie verlangt einen Preis, der durch Tod in irgendeiner Form bezahlt werden muss, Detective. Bei der weißen Erdmagie bezahlt man diesen Preis mit dem eigenen Blut und dem Tod der Pflanzen. Wenn ich hingegen einen schwarzen Zauber brauen wol te, der dich umhaut, dein Blut in Teer verwandelt oder dir auch nur einen schlimmen Schluckauf beschert, müsste ich einige widerliche Zutaten verwenden, unter anderem Teile von Tieren. Die dunkelste Form der schwarzen Magie verlangt nicht nur mein Blut, sondern auch ein Tieropfer.« Oder Inderlander oder Menschen.
Das hatte härter geklungen, als ich es eigentlich gewol t hatte. Mich wieder auf die Arbeit konzentrierend, senkte ich den Blick, portionierte die exakte Dosis für jeden Zauber und ließ die Flüssigkeit in die Rotholzscheiben einziehen. Den Großteil meiner Zeit bei der I. S. hatte ich damit verbracht, Hexen einzukassieren, die graue Zauber anwandten - sie nahmen einen weißen Zauber, wie zum Beispiel einen Schlafzauber, und verwandelten ihn in etwas Schädliches -, aber ich konnte auch einige Abtrünnige festnageln, die schwarze Magie praktizierten. Sie waren fast al e Kraftlinienhexen, wohl da al ein die ekligen Zutaten eines schwarzen Zaubers jede Erdhexe von einem Übertritt abhielten. Molchesaug' und Unkenzehe? Nein danke. Einem lebenden Tier das Blut aus der Milz extrahieren und dabei das Quieken aus einem Maul ohne Zunge hören, während es den letzten Atemzug in den Äther haucht? Nun wirklich nicht!
»Ich würde niemals einen schwarzen Zauber brauen.«
Glenn sagte nichts dazu. »Die dunkle Kunst ist nicht nur krank und ekelhaft, sie ist auch extrem gefährlich, da sie immer gegen den Verursacher zurückschlägt.« Apropos schlagen. Ihm den Fuß in den Magen zu rammen oder ihn in Handschellen zu legen, wäre im Moment auch nicht schlecht.
Ich wählte ein Amulett, ließ drei weitere Blutstropfen darauf fal en und beschwor den Zauber. Als ich ihm anschließend das Amulett reichte, erinnerte ich mich an den Moment, als ich versucht gewesen war, schwarze Magie anzuwenden. Ich hatte es überlebt, aber ein Dämonenmal war chreckliches Souvenir zurückgeblieben. Mein einziger Frevel hatte darin bestanden, in das Buch zu sehen. Die schwarze Magie schlägt immer zurück. Immer!
»Ist da ist dein Blut drin.« Auf seinem Gesicht zeigte sich Abscheu »Mach ein anderes, ich gebe dir dann mein Blut dafür«.
»Deins? Mit deinem Blut wird es nicht funktionieren, es muss von einer Hexe stammen. Du hast nicht die richtigen Enzyme, um den Spruch zu katalysieren.« Ich hielt es ihm direkt unter die Nase, aber er schüttelte nur den Kopf.
Frustriert knirschte ich mit den Zähnen. »Dein Dad hat auch eins benutzt, du Jammerlappen. Jetzt nimm es schon, damit wir weitermachen können!« Streitlustig drückte ich das Amulett in seine Hand, und er schloss behutsam die Finger darum.
»Besser?«
»Äh, ja.« Sein kantiges Gesicht wirkte plötzlich entspannt.
»Ja, es ist viel
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