Band 2 - Blutspiel
wohl wissend, dass sein Geruchssinn meinem um Längen überlegen war. »Und jetzt verzieh dich. Nein, warte mal.« Er verharrte vor dem kleinen Buntglasfenster, und ich machte mir eine gedankliche Notiz, das Pixieloch im Fliegengitter abzukleben. »Wer bewacht Glenn?«
Jenks glühte förmlich vor elterlichem Stolz. »Jax. Sie sind im Garten. Glenn hat ein Gummiband und schießt für die Kinder Wildkirschkerne in die Luft, die sie dann fangen müssen, bevor sie den Boden erreichen.«
Ich war so überrascht, dass ich fast mein triefnasses Haar und die Tatsache, dass ich außer einem Badetuch nichts anhatte, vergessen hätte, und mir das ansehen gegangen wäre. »Er spielt mit deinen Kindern?«
»Ja, er ist gar nicht so übel - wenn man ihn erst mal näher kennt.« Jenks verdrückte sich durch das Pixieloch. »Ich schick ihn in ungefähr fünf Minuten rein, okay?«
»Lieber zehn«, korrigierte ich, aber er hatte sich schon aus dem Staub gemacht. Ich schloss das Fenster, verriegelte es und überprüfte die Vorhänge zweimal. Bei Jenks wusste man ja nie. Dann nahm ich das von ihm empfohlene Fläschchen und tupfte mir das Parfüm hinter die Ohren. Der Duft von Zimt breitete sich aus. Ivy und ich waren nun schon seit drei Monaten verzweifelt auf der Suche nach einem Aroma, das ihren Körpergeruch, der sich immer mit meinem vermischte, überdecken konnte. Dieses hier war noch eines der angenehmeren Sorte.
Vampire, egal, ob untote oder lebende, wurden von ihren Instinkten gesteuert, die durch Pheromone und Gerüche aktiviert wurden. Sie waren noch stärker dem Diktat ihrer Hormone unterworfen als ein Pubertierender. Vampire verströmten einen kaum wahrnehmbaren und extrem haftenden Geruch. Es war eine territoriale Markierung, die anderen Vampiren riet, sich besser fernzuhalten. Viel subtiler als das Revierverhalten der Hunde, stel te sie im Zusammenleben doch ein ständiges Problem dar, denn Ivys Geruch hing an mir. Sie hatte mir einmal erklärt, dass es ein biologischer Automatismus war, der die Lebenserwartung eines Schattens erheblich verlängerte, da er andere Vamps vom Wildern abhielt. Ich war zwar nicht ihr Schatten, aber trotzdem hatten wir das Problem. Kurz gesagt, bedeutete es, dass die Vermischung unserer natürlichen Körpergerüche wie ein Blutaphrodisiakum wirkte. Egal, ob Ivy praktizierte oder nicht, es stel te für sie immer eine Versuchung dar, die es ihr erschwerte, ihre Instinkte zu unterdrücken.
Die Frage, warum ich immer noch bei ihr blieb, hatte zu dem einzigen großen Streit geführt, den Nick und ich bisher gehabt hatten. Sie war eine ständige Bedrohung für meinen freien Wil en, und Nick verstand nicht, warum ich das Risiko einging, dass Ivy viel eicht in irgendeiner Nacht den Schwur der Blutabstinenz brechen und ich sie dann nicht abwehren könnte. Doch ich war einfach stolz darauf, dass sie mich als ihre Freundin betrachtete. Die Tatsache, dass sie mir gegenüber den eisernen Griff, mit dem sie ihre Gefühle unter Verschluss hielt, lockerte und mich an sich heranließ, war überwältigend. Sie war der beste Runner, den ich je gesehen hatte, und mir schmeichelte es, dass sie eine vielversprechende Karriere bei der LS. aufgegeben hatte, um mit mir zusammenzuarbeiten - und mir hin und wieder den Arsch zu retten.
Ivy war besitzergreifend, dominant und unberechenbar. Sie hatte aber auch den stärksten Wil en, den ich je bei einem Menschen oder Inderlander gesehen hatte. Sie führte einen Kampf gegen sich selbst, in dem ein Sieg den Verlust eines Lebens nach dem Tod bedeutete. Und sie war bereit zu töten, um mich, ihre Freundin, zu beschützen. Mein Gott, wie sol te man so ein Wesen verlassen?
Abgesehen von der Zeit, die wir al ein verbrachten und in der sie sich vor Diskriminierung sicher fühlen konnte, gab sie sich cool und unnahbar oder verfiel in die klassische Vampirrol e vol sexuel er Dominanz. Ich hatte entdeckt, dass sie sich so von ihren Gefühlen abkapseln konnte. Sie hatte Angst vor ihrer weichen Seite, denn wenn diese überhandnahm, lief sie Gefahr, die Kontrol e zu verlieren. Ivy hatte sich in gewisser Weise mit mir verbunden, lebte durch mich, um ihre mentale Stabilität zu gewährleisten.
Gemeinsam mit mir stolperte sie durchs Leben und genoss den Enthusiasmus, mit dem ich al es durchzog - vom Kauf reduzierter roter Highheels bis zum Lernen eines Spruchs, mit dem ich die bösen Jungens von den Beinen holen konnte. Als meine Finger über den Flakons schwebten, die sie mir gekauft
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