Band 2 - Blutspiel
hatte, stel te ich mir die Frage, ob Nick viel eicht doch recht hatte und unsere Beziehung in Regionen abgleiten könnte, die ich nicht betreten wol te.
Ich zog mich schnel an und ging zurück in die leere Küche. Die Uhr über dem Spülbecken verriet mir, dass es kurz vor vier war. Ich hatte noch jede Menge Zeit, um für Glenn einen Zauber zu brauen, bevor wir losmussten.
Ich zog eines meiner Zauberbücher unter der Arbeitsplatte hervor und setzte mich auf meinen Platz an Ivys antikem Küchentisch. Vol er Zufriedenheit öffnete ich den vergilbten Wälzer. Der durch das Fenster hereinströmende frische Luftzug prophezeite eine kalte Nacht. Ich liebte es einfach, hier in meiner Traumküche zu arbeiten, umgeben von geheiligtem Boden mit seinem Schutz vor unliebsamen Eindringlingen.
Der Antijuckzauber war leicht zu finden, denn die von alten Flecken übersäte Seite war umgeknickt. Ich ließ das Buch offen und stand auf, um mir den kleinsten Kupferkessel und die Porzel anlöffel zu holen. Es kam nicht oft vor, dass ein Mensch ein Amulett tragen wol te. Aber wenn Glenn mir bei der Zubereitung zuschauen konnte, würde er sich viel eicht dazu überwinden. Sein Vater hatte einmal ein Schmerzamulett von mir angenommen.
Ich fül te gerade das Quel wasser in den Messzylinder, als ich am Hintereingang das Geräusch von schlurfenden Schuhen hörte. »Hal o? Ms. Morgan?«, rief Glenn, als er klopfte und dann die Tür öffnete. »Jenks hat mir gesagt, dass ich reinkommen kann.«
Ich starrte konzentriert auf die Skala des Zylinders. »Ja, in die Küche«, erwiderte ich.
Glenn schlich nervös durch die Tür. Er betrachtete verblüfft mein frisches Outfit, wobei seine Augen von den pinken Plüschpantoffeln über die schwarzen Nylons und den dazu passenden Minirock bis zur roten Bluse und der schwarzen Schleife wanderten, die mein nasses Haar zusammenhielt. Ich wol te bei dem abendlichen Treffen mit Sara Jane natürlich einen guten Eindruck machen.
Glenn hielt ein Bündel Königskerzenblätter, ein paar Stängel des Orangeblütigen Springkrauts und Löwenzahnblüten in seinen Händen. Er sah ziemlich verlegen aus. »Jenks, ah, der Pixie hat gesagt, dass sie das hier haben wol ten, Madam.«
Mit einem Nicken deutete ich in Richtung der Arbeitsplatte. »Danke, du kannst die Zutaten da drauf legen.
Und jetzt setz dich hin.«
Hastig stelzte er durch den Raum und legte das Grünzeug ab. Nach einem kurzen Zögern zog er Ivys geheiligten Stuhl unter dem Tisch hervor und machte es sich darauf bequem.
Er hatte seine Jacke ausgezogen, und sein nun deutlich sichtbares Pistolenhalfter wirkte bedrohlich. Al erdings hatte er die Krawatte gelockert und den obersten Knopf seines gestärkten Hemds geöffnet, aus dem ein paar schwarze Brusthaare hervorlugten.
»Wo ist deine Jacke?«, fragte ich vorsichtig, um herauszufinden, in welcher Stimmung er sich befand.
»Die Kids. .« Er zögerte. »Die Pixiekinder benutzen sie als Fort. Sie spielen Cowboy und Indianer.«
»Oh.« Um mein Lächeln zu verbergen, durchstöberte ich das Gewürzregal nach einer Phiole Schöl krautsirup. Jenks Fähigkeit, einem den letzten Nerv zu rauben, war umgekehrt proportional zu seiner Körpergröße. Das Gleiche galt für seine Verlässlichkeit in Freundschaften. Offensichtlich hatte Glenn Jenks' Vertrauen gewonnen. Wer hätte das gedacht?
Beruhigt darüber, dass seine Knarre mich nicht einschüchtern sol te, gab ich einen Schuss Schöl kraut in die Mischung und wischte dann den Porzel anlöffel gründlich ab, um auch den letzten Rest des klebrigen Flüssigkeit loszuwerden. Auf einmal breitete sich eine drückende Stil e aus, die durch das dumpfe Geräusch des sich entzündenden Gases noch verstärkt zu werden schien. Als bei einer Handbewegung die hölzernen Amulette an meinem Armband leise klapperten, konnte ich förmlich spüren, wie sich sein Blick darauf heftete. Das Kruzifix sprach für sich, aber wenn er den Sinn und Zweck der anderen Anhänger erfahren wol te, musste er mich schon fragen. Ich besaß nur noch drei armselige Amulette - die anderen waren verbrannt, als Trent den Zeugen, der sie trug, mit einer Autobombe tötete.
Das Gebräu auf dem Dreifuß begann zu kochen und Glenn hatte immer noch kein Wort über die Lippen gebracht.
»So-o-o-o«, sagte ich gedehnt. »Bist du schon lange beim FIB?«
»Ja, Madam.« Das war ja eine tol e Antwort: kurz, zurückhaltend und herablassend.
»Hör endlich mit dem Madam-Scheiß auf! Nenn mich einfach
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