Band 3 - Blutjagd
flüsterte ich.
Ich hörte das unterdrückte Rumpeln, als Ivys Wagen startete, den sie sich über den Winter von ihrer Mutter geliehen hatte. Einen Moment später war sie weg. Ich ging in den Flur und konnte in der Stil e deutlich hören, wie Kisten die Tür schloss und über den Holzboden in meine Richtung kam.
»Wo geht sie hin?«, fragte ich ihn, als er mich erreicht hatte.
Er legte eine Hand auf meine Schulter, ein wortloser Vorschlag, dass ich doch ins Wohnzimmer zurückgehen sol te. Strumpfsockig war mir unser Größenunterschied sehr be-wusst. »Sie wil mit Piscary reden.« *
»Piscary!« Angst ließ mich zusammenzucken. Ich befreite mich aus seinem sanften Griff und blieb mitten im Flur stehen. »Sie kann nicht al ein mit ihm reden.«
Aber Kisten warf mir nur ein freudloses Lächeln zu. »Ihr droht keine Gefahr. Es ist höchste Zeit, dass sie mit ihm redet.
Sobald sie das tut, gibt er nach. Deswegen belästigt er sie ja ständig. Es ist gut, dass sie es endlich tut.«
Ich war nicht überzeugt, ging aber trotzdem ins Wohnzimmer zurück. Ich war mir Kistens Anwesenheit hinter mir - nah genug, um ihn zu berühren - sehr bewusst. Wir waren al ein, wenn man die sechsundfünfzig Pixies in meinem Schreibtisch nicht mitzählte. »Sie ist nicht in Gefahr«, versicherte er mir leise, als er mir folgte, seine Schuhe auf dem Teppich unhörbar.
Ich wol te, dass er ging. Ich war emotional fertig, und ich wol te, dass er ging. Als ich seinen Blick auf mir fühlte, blies ich die Kerzen aus und sammelte die Kaffetassen auf dem Tablett zusammen, in der Hoffnung, dass er den Hinweis verstehen würde. Aber plötzlich ließ mich ein Gedanke erstarren.
»Glaubst du, dass Piscary sie dazu bringen kann, mich zu beißen? Er hat sie fast dazu gebracht, Quen zu beißen.«
Kisten trat auf mich zu, und seine Finger berührten meine, als er mir das Tablett abnahm. »Nein«, sagte er und wartete offensichtlich darauf, dass ich vor ihm her in die Küche ging.
»Warum nicht?« Ich tapste in den hel erleuchteten Raum hinüber.
Kisten kniff wegen der ungewohnten Hel igkeit die Augen zusammen, stel te das Tablett neben der Spüle ab und schüttete den Kaffee aus, der in dem weißen Porzel anwaschbecken braune Pfützen hinterließ. »Piscary konnte so einen Einfluss auf sie ausüben, weil er sie überrumpelt hat. Das, und weil sie kein festes Verhaltensmuster hatte, um ihn zu bekämpfen. Ihren Drang, dich zu beißen, bekämpft sie bereits, seit ihr in der l.S.
Partner wart. Nein zu sagen ist schon fast leicht geworden.
Piscary kann sie nicht dazu bringen, dich zu beißen, außer sie gibt vorher auf, und das wird sie nicht tun. Dafür respektiert sie dich zu sehr.«
Ich öffnete den Geschirrspüler, und Kisten stel te die Tassen in das obere Abteil. »Bist du sicher?«, fragte ich leise.
Ich wol te ihm glauben.
»Ja.« Sein wissendes Lächeln ließ ihn einmal mehr wie einen bösen Buben im Anzug aussehen. »Ivy ist sehr stolz auf ihre Selbstdisziplin. Ihr ist ihre Unabhängigkeit wichtiger als mir, weswegen sie ihn bekämpft. Es wäre einfacher, wenn sie aufgeben würde. Er würde dann auch aufhören, seine Herrschaft zu erzwingen. Es ist nicht erniedrigend, Piscary durch deine Augen sehen zu lassen, ihn deine Emotionen und Bedürfnisse kanalisieren zu lassen. Ich fand es erhebend.«
»Erhebend.« Ich lehnte mich ungläubig gegen den Tresen.
»Dass Piscary Einfluss auf sie ausübt und sie zu Sachen zwingt, die sie nicht tun wil , ist also >erhebend«
»Nicht, wenn du es so ausdrückst.« Er öffnete den Schrank unter der Spüle und zog das Spülmittel heraus. Ich fragte mich kurz, woher er wusste, dass es dort stand. »Aber Piscary ist nur so lästig, weil sie sich ihm widersetzt. Er mag es, dass sie gegen in ankämpft.«
Ich nahm ihm die Flasche ab und fül te den kleinen Behälter in der Tür des Geschirrspülers.
»Ich sage ihr immer wieder, dass Piscarys Nachkomme zu sein sie nicht weniger sein lässt, sondern mehr«, fuhr er fort.
»Sie verliert kein Stück von sich selbst, sondern gewinnt so viel dazu. Wie den Vamp-Track, oder dass sie fast die Stärke eines Untoten hat, ohne die damit verbundenen Nachteile.«
»Wie eine Seele, die dir sagt, dass es falsch ist, Menschen als wandelnde Schokoriegel zu sehen«, ätzte ich und knal te die Maschine zu.
Er seufzte schwer, und der feine Stoff seines Anzugs wölbte sich an den Schultern, als er mir das Spülmittel wieder abnahm und es auf den Tresen stel te. »So ist es
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