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Band 3 - Blutjagd

Band 3 - Blutjagd

Titel: Band 3 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Schritte auf dem Holzboden genauso lautlos wie seine. Der Altarraum war ruhig, und aus meinem Schreibtisch kam kein Laut. Immer noch ohne etwas gesagt zu haben, zog Kisten sich seinen Wol mantel an.
    »Danke«, sagte ich, als ich ihm den langen Ledermantel gab, den ich getragen hatte.
    Seine Zähne schimmerten in dem dunklen Foyer. »War mir ein Vergnügen.«
    »Für die Nacht, nicht für den Mantel«, stel te ich klar und fühlte, wie meine Nylonstrümpfe von dem geschmolzenen Schnee durchnässt wurden. »Na ja, auch danke, dass ich deinen Mantel benutzen durfte«, ergänzte ich.
    Er lehnte sich zu mir. »Und auch das war mir ein Vergnügen«, sagte er, und das diffuse Licht spiegelte sich in seinen Augen. Ich starrte ihn an, um herauszufinden, ob seine Augen aus Begierde oder nur von Schatten schwarz waren. »Ich werde dich küssen«, sagte er mit rauer Stimme, und meine Muskeln verspannten sich. »Kein Kneifen.«
    »Kein Beißen«, erwiderte ich todernst. Vorfreude breitete sich in mir aus, aber sie kam wirklich von mir, nicht von meiner Dämonennarbe, und das zu akzeptieren war gleichzeitig erlösend und Furcht einflößend - ich konnte mir nicht vormachen, dass al es nur von der Narbe kam. Diesmal nicht.
    Seine Hände umfassten gleichzeitig fest und sanft mein Kinn. Ich atmete tief ein, als er näher trat und langsam die Augen schloss. Der vertraute Geruch von Leder und Seide umgab mich. Eine Andeutung von etwas Tieferem, Ursprünglicherem berührte meine Instinkte und ließ mich unsicher werden, was ich fühlen sol te. Mit geöffneten Augen beobachtete ich ihn, wie er sich zu mir lehnte, und mein Herz klopfte in der freudigen Erwartung von seinen Lippen auf meinen.
    Seine Daumen verschoben sich und folgten der Kurve meines Kiefers. Meine Lippen öffneten sich. Aber der Winkel war völ ig falsch für einen richtigen Kuss, und meine Schultern entspannten sich, als mir klar wurde, dass er meinen Mundwinkel küssen würde.
    Ich lehnte mich ein wenig vor, um ihm entgegenzukommen, nur um fast in Panik zu verfal en, als seine Hände weiter nach hinten glitten und sich in meinen Haaren vergruben. Adrenalin schoss in meine Adern und wirkte wie eine kalte Dusche, als ich verstand, dass er überhaupt nicht meinen Mund küssen wol te.
    Er wil meinen Hals küssen!
    Aber er stoppte kurz vorher und atmete leise aus, als seine Lippen die sanfte Wölbung zwischen meinem Ohr und meinem Kiefer fanden. Erleichterung mischte sich mit Angst und machte mich völ ig bewegungsunfähig. Die Reste von Adrenalin, die mich durchschwemmten, ließen meinen Puls rasen. Seine Lippen waren sanft, aber die Hände, die mein Gesicht hielten, waren vol er unterdrücktem Verlangen.
    Eine kühle Wärme trat an die Stel e seiner Lippen, als er sich zurückzog, aber trotzdem noch dicht über meiner Haut schwebte. Mein Herz klopfte wie wild, und ich wusste, dass er es fast so deutlich spüren konnte wie sein eigenes. Er atmete langsam aus, und ich tat dasselbe.
    Mit dem raschelnden Geräusch von Wol e trat Kisten zurück. Er sah mich lächelnd an, und ich realisierte, dass meine Hände sich von selbst gehoben hatten und um seine Hüfte lagen. Ich ließ ihn widerwil ig los und schluckte schwer.
    Obwohl er meine Lippen oder meinen Hals nicht berührt hatte, war es einer der berauschendsten Küsse gewesen, die ich je erlebt hatte. Der Nervenkitzel, nicht zu wissen, was er tun würde, hatte mich auf eine Art und Weise erregt, wie es einem normalen Kuss nie gelungen wäre.
    »Das ist absolut verflixt«, sagte er leise und sah dabei verwirrt aus.
    »Was?«, fragte ich atemlos, weil ich das Gefühl noch nicht ganz verdaut hatte.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann dich überhaupt nicht riechen. Das ist irgendwie erregend.«
    Ich blinzelte und war unfähig, etwas zu sagen.
    »Nacht, Rachel.« Ein seltsames Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er einen Schritt zurücktrat.
    »Gute Nacht«, flüsterte ich.
    Er drehte sich um und öffnete die Tür. Die kalte Luft riss mich aus meiner Betäubung. Meine Dämonennarbe hatte nicht ein einziges Kribbeln von sich gegeben. Das, dachte ich, war beängstigend. Dass er mich so beeinflussen kann, ohne meine Narbe zur Hilfe nehmen zu müssen. Was zur Höl e stimmt nicht mit mir?
    Kisten warf mir von der Türschwel e aus noch ein letztes Lächeln zu, umrahmt von der schönen Kulisse der schneeerfül ten Nacht. Dann drehte er sich um und ging die vereisten Stufen hinunter. Seine Schritte knirschten auf dem Salz.
    Verwirrt

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