Band 5 - Blutlied
richtete David seine Aufmerksamkeit auf die Tür und rückte seinen Mantel zurecht. Auch Kisten setzte sich aufrecht. »Wenn man vom Teufel spricht«, meinte er.
»Mindestens drei Autos, den Geräuschen nach.«
Mit langsamen Schritten, die trotzdem die Entfernung unheimlich schnel überbrückten, kam David zurück, und ich fühlte einen Stich von Angst. Dreck, ich hatte Mrs. Sarongs Basebal feld verzaubert, um sie davon zu überzeugen, mich zu bezahlen, nachdem ich in dem Glauben, es wäre ihrer, Mr.
Rays Fisch geklaut hatte. Ja, sie hatte um das Treffen gebeten, und auch wenn es wahrscheinlich war, dass sie mit mir über ihren ermordeten Assistenten reden wol te, gab es immer noch die Möglichkeit, dass es immer noch um den Fisch ging. Und das machte mich nervös.
»Ich bin in der Küche und falte Servietten«, sagte Kisten leise. Seine Hand glitt über meine Schulter, als er aufstand und ging.
Vor meinem inneren Auge stand sein Gesicht, als Jenks ihm gesagt hatte, dass Ivy mich geküsst hatte. »Ich bin ein Feigling«, sagte ich leise zu Jenks, als er auf meinem Ohrring landete.
»Nein, bist du nicht«, setzte er an. »Es ist nur. .«
»Doch, bin ich schon«, unterbrach ich ihn, als ich aufstand und sicherstel te, dass ich kein Eis an meinen Hosen kleben hatte. »Ich habe einen Ort ausgesucht, an dem ich sicher sein kann, dass mir jemand den Arsch rettet, wenn ich zu tief sinke.«
David räusperte sich, und ich war dankbar, dass er deswegen offensichtlich nicht weniger von mir hielt. Aus welchem Grund auch immer. »Das ist nicht feige«, sagte er, als sich die Eingangstür öffnete. »Das ist taktische Planung.«
Ich sagte nichts. Nervös zwang ich mein Gesicht in eine selbstbewusste Miene, als vor dem Licht von draußen die Silhouetten von acht Leuten auftauchten. Zuerst kam Mrs.
Sarong, mit einer jungen Frau hinter sich. Viel eicht ihre neue Assistentin? Hinter ihr glitten fünf Männer in identischen Anzügen in den Raum und bildeten einen schützenden Halbkreis. Mrs. Sarong ignorierte sie.
Die kleine Frau lächelte mit geschlossenen Lippen, zog ihre Handschuhe aus und gab sie ihrer Assistentin. Ohne den Blick von mir zu wenden, griff sie nach oben und nahm ihren weißen Hut ab, den sie zusammen mit ihrer weißen Handtasche ebenfal s der Frau gab.
Mit klappernden Absätzen kam sie dann über den Holzfußboden auf mich zu. Sie trug einen geschmackvol en weißen Anzug, der geschäftsmäßig aussah, ohne deswegen die Kurven ihres kleinen, aber gut gebauten Körpers zu verbergen. Ihre Füße waren winzig. Sie war ungefähr Mitte fünfzig, aber sie achtete offensichtlich auf sich und wirkte fit und aufmerksam. Sie trug ihr blondes Haar mit den einzelnen grauen Strähnen kurz und aus dem Gesicht gebürstet, aber das unterstrich nur ihr professionel es Auftreten. Um ihren Hals trug sie eine einreihige Perlenkette, und an der Hand einen Diamantenring, der genug funkelte, um damit eine Disco zu beleuchten.
»Ms. Morgan«, sagte sie, als sie näher kam. Der Fächer ihres Anhangs hinter ihr ließ mich wachsam bleiben. »Es ist schön, Sie wiederzusehen. Aber ehrlich, meine Liebe, wir hätten uns in meinem Büro oder viel eicht im Carew Tower treffen können, wenn Sie neutralen Boden bevorzugen.« Sie ließ ihre Augen kurz durch den Raum gleiten und rümpfte die Nase. »Auch wenn das hier einen gewissen rustikalen Charme hat.«
Ich ging nicht davon aus, dass sie das als Beleidigung meinte, also fasste ich es auch nicht so auf. Mit David neben mir und Jenks auf meiner Schulter trat ich einen Schritt vor, um ihre Hand zu schütteln. Das letzte Mal, als wir uns getroffen hatten, war mein Arm in einer Schlinge gewesen.
Ich nahm ihre Hand und war erfreut zu spüren, dass ihr Händedruck fest und ehrlich war.
»Mrs. Sarong«, sagte ich und fühlte mich in meinen Lederklamotten riesig und plump, da ich fast zwanzig Zentimeter größer war als sie. »Ich möchte Ihnen David Hue vorstel en, meinen Alpha.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Ein Vergnügen«, sagte sie und nickte David zu, der das Nicken erwiderte. »Eine Hexe zu nehmen, um ein Rudel zu starten?« Sie zog die Augenbrauen hoch und ihre von ihrem Alter völ ig unberührten Augen glitzerten. »Wundervol e Art, mit den Regeln zu spielen, Mr.
Hue. Seitdem habe ich diese speziel e Lücke in meinem Arbeitnehmerhandbuch geschlossen, aber trotzdem wundervol .«
»Danke Ihnen«, sagte er würdevol und trat dann einen Schritt zurück, um sich aus dem Gespräch
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