Band 5 - Blutlied
missbraucht!«, höhnte ich.
»Sie braucht mindestens so sehr Schutz wie du«, schalt er mich. »Und wenn du ihn ihr nicht geben kannst, dann sol test du sie nicht dafür verdammen, dass sie sich an die Person hält, die es kann.«
So ausgedrückt machte es Sinn. Aber es gefiel mir nicht.
Besonders weil, wenn man genauer darüber nachdachte, Piscary mich durch sie beschützte. Oh super. .
»Gib ihr einen Grund, sich selbst zu befreien, und sie wird an deiner Seite stehen«, sagte Keasley, als wir das hölzerne Tor erreichten. »Du weißt, wozu sie das machen wird?«
»Nein«, antwortete ich und dachte, dass es mich zu einem Feigling machte.
Er lächelte über mein schlecht gelauntes Gesicht und nahm dann seine Thermoskanne aus dem Eimer. »Es wird sie zu jemandem machen, den niemand manipulieren kann. Das ist, wer sie sein wil .«
»Das ist Dreck«, sagte ich, als ich den Riegel hob und das Tor öffnete. »Sie braucht meine Hilfe!«
Keasley schnaubte, stel te den Klappstuhl an der Mauer ab und schlurfte durch das Tor. Die Straße hinter ihm war ruhig und taunass. »Du hast ihr bereits geholfen. Du hast ihr eine Wahlmöglichkeit neben Piscary gegeben.«
Ich senkte den Blick. Es war nicht gut genug. Ich war nicht gut genug. Ich konnte sie nicht vor den Untoten beschützen.
Ich konnte mich selbst nicht schützen - auch nur zu denken, dass ich sie schützen könnte, war lächerlich.
Keasley stoppte kurz hinter der Mauer. »Ich werde ehrlich zu dir sein«, meinte er. »Ich mag die Vorstel ung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht. Das erscheint mir nicht richtig, und ich bin zu alt, um meine Meinung zu ändern. Aber ich weiß, dass du hier glücklich bist. Und nach dem, was Jenks mir erzählt, ist Ivy es auch. Was es für mich schwer macht, zu glauben, dass du einen Fehler machst, oder dass es falsch ist. Was auch immer du tust.«
Wenn ich den Zauber dafür gekannt hätte, mich einfach zusammenrol en und sterben zu können, ich hätte ihn benutzt. Aber so, wie es war, schaute ich auf meine Füße und trat vor, bis ich im Tor stand.
»Wirst du Piscary verfolgen?«, fragte er plötzlich.
Ich trat von einem Fuß auf den anderen, warm unter meiner Decke. »Ich möchte.«
»Kluge Entscheidungen, Rachel«, sagte er mit einem Seufzen. »Triff kluge Entscheidungen.«
Unruhe erfül te mich, als er auf sein windschiefes Haus zuhielt. »Keasley, sag Ceri, dass es mir leid tut, dass ich sie geschubst habe«, rief ich ihm hinterher.
Er hob eine Hand. »Werde ich.«
Jenks ließ sich aus dem Baum über uns fal en und landete auf dem Tor, was mich vermuten ließ, dass er mal wieder gelauscht hatte. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und rief dann Keasley noch zu: »Kann ich später vorbeikommen?«
Er blieb am Randstein stehen, um den Minivan vorbeizulassen, der der einzigen menschlichen Familie in der Straße gehörte, und lächelte mich mit kaffeeverfärbten Zähnen an. »Ich mache Mittagessen. Sind Thunfisch-Sandwichs okay?«
Der Minivan hupte kurz, und Keasley erwiderte das Winken des Fahrers. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Die alte Hexe trat vorsichtig auf die Straße, mit hoch erhobenem Kopf und suchenden Augen.
Jenks hob ab, als das Tor zufiel, und ich machte mich auf den Weg zur Hintertür. »Und du warst wo, als Keasley mich niedergeschossen hat?«, fragte ich ihn sauer.
»Genau hinter ihm, Dummchen. Wer, glaubst du, hat ihm gesagt, womit du deine Splat Gun fül st?«
Dazu konnte ich kaum etwas sagen. »Sorry.« Ich ging die Verandastufen hinauf und schichtete al es um, um die Tür öffnen zu können. Jenks schoss hinein, um kurz al es zu checken, und ich brül te ihm hinterher, weil ich mich an seinen grünen Bademantel am gestrigen Abend erinnerte:
»Geht es Matalina gut?«
»Sie ist in Ordnung«, sagte er und flog wieder zu mir.
Ich schob meine nassen Schuhe und Socken von den Füßen und tapste in die Küche, wobei ich nasse Fußabdrücke hinterließ. Dort stel te ich den Eimer ab, nur um gleich ins Bad weiterzugehen und die Tagesdecke in die Waschmaschine zu stecken. »Ceri ist durcheinander, hm?«, fragte ich in dem Versuch herauszufinden, was während meiner Bewusstlosigkeit passiert war.
»Sie ist völ ig fertig«, antwortete er und landete auf der Waschmaschine, während ich an den Knöpfen herumdrückte, um sie anzuwerfen. »Und du wirst warten müssen. Der Strom ist weg. Merkst du es nicht?«
Ich zögerte, dann fiel mir auf, dass es unheimlich stil war, ohne
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