Band 5 - Blutlied
während er versuchte, sich bei demjenigen anzubiedern, der ihm Unsterblichkeit versprochen hatte.
Denon arbeitete sicherlich hart, um seine menschliche Stärke zu verbessern, und obwohl sein Bizeps fast sein Polohemd sprengte und seine Schenkel vor aufgepumpten Muskeln nur so strotzten, war er doch immer schwächer als seine Brüder und würde es immer sein, bis er starb und wirklich untot wurde. Und das hing davon ab, ob sein
»Sponsor« sich daran erinnerte und/oder es die Mühe wert fand, den Job zu Ende zu bringen. Und nachdem man Denon die Schuld dafür gegeben hatte, dass Ivy zusammen mit mir gegangen war, standen die Chancen schlecht.
Sein Meister hatte es ignoriert, und Denon wusste es. Das machte ihn unberechenbar und gefährlich, da er versuchte, sich wieder bei seinem Meister einzuschmeicheln. Al ein der Fakt, dass er die Morgenschicht arbeitete, sprach schon Bände.
Obwohl er immer noch gut aussehend war, hatte er das alterslose Aussehen von jemandem, der das Blut der Untoten trinkt, verloren. Es war al erdings wahrscheinlich, dass sie immer noch seines tranken. Früher hatte er ein ganzes Stockwerk vol er Runner unter sich gehabt, aber jetzt sah ich ihn seit meinem Weggang schon zum zweiten Mal auf der Straße arbeiten.
»Wie geht es dem Auto, Morgan?«, spottete er mit seiner wunderschönen Stimme, und ich verspannte mich.
»Prima.« Wut besiegte meine Müdigkeit und ließ mich dämlich werden. Die zwei Techniker glitten leise aus dem Raum. Ich konnte eine leise Unterhaltung und das Klappern einer Bahre hören.
Denons Augen hoben sich von der toten Sekretärin.
»Wol test du dir dein Werk anschauen?«, höhnte er, und Jenks erleuchtete den Raum mit einem Ausbruch von Pixiestaub.
»Geh weg von der Leiche, Jenks«, murmelte ich und trat hinter dem Schubfach hervor, um mir Bewegungsfreiheit zu verschaffen. »Du staubst al es vol .«
Denon grinste verschlagen und versteckte dabei seine menschlichen Zähne, was auch besser war, weil sie ein Witz waren. Ich stemmte die Hände in die Hüften und warf mein Haar nach hinten.
»Wil st du damit etwa sagen, es ist kein Selbstmord?«, stichelte ich, weil ich die Möglichkeit sah, ihn zu ärgern.
»Denn wenn du sagst, dass ich für den Mord an ihr verantwortlich bin, werde ich deinen kleinen braunen Knackarsch von hier bis zum nächsten Wandel verklagen.«
»Die Beweise sprechen für sich selbst.« Denon trat vor, um Glenn und Jenks nach hinten zu drängen. »Ich gebe sie frei, damit ihre Verwandtschaft sie einäschern lassen kann.
Bewegen Sie sich.«
Verdammt bis zum Wandel, in ein paar Stunden wäre al es weg. Sogar die Dokumente und Computerdateien.
Deswegen machte er das zu einer solch verrückten Uhrzeit.
Bis al e in der Arbeit waren, wäre es zu spät. Ich verengte bewusst meine Augen und zwang mich zu einem Lachen. Es war bitter, und mir gefiel das Geräusch nicht besonders. »Ist es das, was du jetzt machst?«, spottete ich. »Bist du zum Papiertiger degradiert worden?«
Denons Augen versuchten, zu schwarz zu wechseln. Es war dämlich, ihn so auf die Palme zu bringen, aber ich fühlte den Schlafmangel jetzt deutlich, und ich hatte ja Glenn neben mir. Was sol te Denon schon tun?
Das Klappern einer Krankenbahre zerstörte die Spannung, und Denon stolzierte nach vorne in dem Versuch, Glenn durch seine Gegenwart zu verdrängen. Glenn bewegte sich kein Stück.
»Sie können sie nicht haben«, sagte der FIB-Detective und legte eine besitzergreifende Hand auf das Schubfach. »Das hier ist inzwischen eine Mordermittlung.«
Denon lachte, aber die zwei Kerle mit der Bahre zögerten und tauschten wissende Blicke. »Es ist als Selbstmord eingestuft worden. Sie haben keine Kompetenzen. Die Leiche gehört mir.«
Dreck. Wir hatten noch nichts, und wenn wir es nicht fänden, würden wir aussehen wie Narren.
»Bis festgestel t wurde, dass es kein Mensch war, der sie umgebracht hat, habe ich al e Kompetenzen, die ich brauche«, erklärte Glenn. »Sie hat Fesselungsmale an ihren Handgelenken. Sie wurde gegen ihren Wil en festgehalten.«
»Indizien.« Denons braune Finger streckten sich nach dem Griff des Schubfachs. Glenn trat nicht zurück, und die Spannung stieg an, bis Jenks' Flügel ein hohes Kreischen von sich gaben.
Ich wühlte in meiner Tasche herum und zog mein Handy heraus. Nicht dass ich hier unten tatsächlich Empfang gehabt hätte. »Wir können in vier Stunden einen Gerichtsbeschluss kriegen. Dein Enthusiasmus dafür, Beweise zu
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